Freude schenken
Freiburg, 26.05.2017
Sie fördern Studierende bei Auslandsaufenthalten und Forschungsarbeiten, unterstützen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihren Projekten und geben Lehrenden die Möglichkeit, neue Ideen in ihren Seminaren und Vorlesungen umzusetzen: Die 51 Stiftungen der Universität Freiburg tragen den unverwechselbaren Charakter ihrer jeweiligen Gründerinnen und Gründer. In einer Reihe stellt Sarah Schwarzkopf einige Stiftungen vor.
Hallo, Herr Doktor: Puppenspielen auf einer Station in der Kinderklinik.
Foto: Britt Schilling/Universitätsklinik Freiburg
Armen und kranken Kindern eine Freude bereiten: Zu diesem Zweck gründete Dr. Adolf Schüle im Todesjahr seiner Frau Frieda Schüle-Scheuermann 1927 eine nach ihr benannte Stiftung. Die Schüle-Scheuermann-Stiftung ist die kleinste Stiftung der Universität Freiburg. Sie richtet sich an Kinder jeder Konfession, die über einen längeren Zeitraum stationär in der Freiburger Kinderklinik untergebracht sind.
„Das Besondere an der Stiftung ist, dass wir – entsprechend dem ausdrücklichen Stiftungszweck – das Geld für Dinge ausgeben, die Freude bereiten", erzählt Isolde Krug, leitende Psychologin am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Der psychosoziale Dienst in der Klinik erfüllt den Kindern mit den Stiftungserträgen zum Geburtstag, zu Weihnachten, zu Ostern oder einfach zwischendurch besondere Wünsche. Die Geschenke sollen explizit keinen nützlichen Charakter haben – Beispiele sind Spielsachen, Ausflüge oder ein Fest.
Was das Herz begehrt: Die Geschenke sollen keinen nützlichen Charakter haben, sondern dem Kind eine Freude bereiten.
Foto: Britt Schilling/Universitätsklinik Freiburg
Schminktisch und Schulranzen
So wünschte sich ein Mädchen mit einer schweren chronischen Erkrankung einen Schminktisch, erinnert sich Krug: „Das ist nichts, was man unbedingt braucht. Aber für das Mädchen war dieser Tisch etwas ganz Tolles. Er bereitete ihr gerade im Rahmen ihrer Einschränkungen viel Freude. Das Geschenk signalisierte dem Mädchen, dass ihre Wünsche Bedeutung haben." Nützliche Geschenke bleiben die Ausnahme: Ein kleiner Junge, der gerade eingeschult werden sollte, wünschte sich einen schönen Schulranzen. „Ob praktisch oder nicht – wir verschenken mit den Stiftungsgeldern Dinge, die dem Kind in seiner aktuellen Situation emotional etwas bedeuten", erklärt Krug. „Für den Jungen bedeutete dieser Schulranzen, der genauso toll wie der der anderen Kinder war, dass er trotz seiner chronischen Erkrankung dazugehörte."
Aufstocken mit Spenden
Wie die jährlichen Erträge verwendet werden und welche Kinder ein Geschenk bekommen, entscheiden die psychosozialen Teams der Klinik, die die Lebensumstände der Familien gut kennen. Die Kriterien sind deren Bedürftigkeit und der Grad der Belastung des Kindes. „Einige Eltern können ihren chronisch kranken Kindern zu Weihnachten nichts schenken. In der Regel kommen sie nicht von selbst auf uns zu. Wir sprechen sie gezielt darauf an", erzählt Krug. „Für viele Eltern ist es manchmal gar nicht einfach, so ein Angebot anzunehmen."
Die Stiftung unterstützt Kinder jeder Konfession, die über einen längeren Zeitraum stationär in der Freiburger Kinderklinik untergebracht sind.
Foto: Britt Schilling/Universitätsklinik Freiburg
Die Schüle-Scheuermann-Stiftung gehört der Vereinigten Studienstiftungen-Verwaltung an und hatte bei ihrer Gründung einen Grundstock von nur 1.000 US-Dollar. Dementsprechend ist ihre Ausschüttung sehr gering: Im Jahr 2016 waren es 138 Euro. „Damit macht man keine großen Sprünge. Die Schüle-Scheuermann-Stiftung lebt daher von Spenden", berichtet Andreas Lang, Leiter der Abteilung Stiftung und Vermögen an der Universität Freiburg: „Wir schlagen sie oft Firmen vor, die den Erlös einer Mitarbeiter-Sammlung oder einer Tombola spenden möchten." Die Ausschüttung stockt Lang dann mit den Spenden auf. Im Jahr 2016 konnte die Universitätsklinik Freiburg den Kindern Geschenke im Wert von insgesamt 638 Euro machen.
Stiftungen der Universität Freiburg
Die 51 Stiftungen der Universität Freiburg reichen teilweise bis ins Spätmittelalter zurück. Die 17 älteren bilden die Vereinigte Studienstiftungen-Verwaltung, die neueren gehören bis auf drei Ausnahmen zum Stiftungsfonds. Die Universität erhält das Grundkapital in Form von Sach- oder Geldmitteln und legt es an. Jährlich schüttet sie zwei Drittel der Erträge jeder Stiftung aus, das restliche Drittel legt sie als Inflationsausgleich zurück. Wer sich auf die Förderungen bewerben kann, haben die Stifterinnen und Stifter festgelegt. In der Regel zählt Bedürftigkeit vor Leistung. In der Satzung haben die Stifter auch den individuellen Zweck ihrer Stiftung definiert.
Alle Stiftungen im Überblick
Weitere Beiträge aus dieser Serie
Freiburg und Südbaden erforschen