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Feierliche Rückgabe menschlicher Überreste an Hawaii

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg hat menschliche Überreste (Iwi Kūpuna, Ahnen) aus der Kolonialzeit an Repräsentant*innen aus dem US-Bundesstaat Hawaii zurückgegeben. Darunter sind auch menschliche Gebeine, die Bestandteil der Alexander-Ecker-Sammlung der Universität Freiburg waren.

Freiburg, 06.04.2023

Im Namen des Landes Baden-Württemberg hat Wissenschaftsministerin Petra Olschowski am 5. April 2023 in einer feierlichen Zeremonie im Naturkundemuseum Stuttgart menschliche Gebeine aus zwei Einrichtungen an eine Delegation aus Hawaii übergeben. Die Repräsentant*innen waren nach Deutschland gereist, um die menschlichen Überreste von insgesamt 19 Personen hawaiianischer Herkunft in Empfang zu nehmen. Davon befanden sich 13 Iwi Kūpuna in der Alexander-Ecker-Sammlung der Universität Freiburg. Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Mehler, der die Begleitung der Freiburger Provenienzforschung durch afrikanische Wissenschaftler*innen organisiert, hat die Universität bei der Zeremonie vertreten.

Mana Caceres (Hui Iwi Kuamo’o) und Petra Olschowski (Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst) bei der feierlichen Zeremonie im Naturkundemuseum Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt

Rektorin Prof. Dr. Kerstin Krieglstein bekräftigt die klare Haltung der Universität Freiburg: „Wir sind entsetzt über die Verbrechen, die zu Zeiten des Kolonialismus, auch unter dem Deckmantel der Wissenschaft, begangen wurden. Ihre Auswirkungen sind für die Betroffenen und ihre Nachkommen noch heute schmerzhaft spürbar. Selbstverständlich übergeben wir die sterblichen Überreste an die Delegation, damit sie gemäß der Hawaiinischen Kultur in ihrem Mutterland bestattet werden können.“ Bereits zuvor hatte die Universität Freiburg Gebeine aus der Sammlung restituiert: 2014 wurden menschliche Überreste von 14 Personen nach Namibia und 2019 die Gebeine von acht Personen nach Australien zurückgeführt.

Der unrechtmäßige Erwerb menschlicher Überreste gehört zu den dunklen Kapiteln in der Geschichte der europäischen Wissenschaft. Die Universität Freiburg stellt sich der kritischen Aufarbeitung: Einen wichtigen Beitrag dazu leistet unter anderem das Projekt „Reziprok, interdisziplinär und transparent: Provenienzforschung mit Restitutionsperspektive im kolonialen Kontext – Zum angemessenen Umgang mit einer Sammlung menschlicher Überreste am Beispiel der Alexander-Ecker-Sammlung in Freiburg“. Das von der Universität und dem Arnold-Bergstraesser-Institut getragene Forschungsvorhaben untersucht seit Mai 2021 Fragen zu Provenienz und dem Umgang mit menschlichen Überresten. Andreas Mehler teilt sich die Leitung mit Prof. Dr. Dieter Speck, Universitätsarchiv, und Ursula Wittwer-Backofen, Professorin für Biologische Anthropologie an der Universität Freiburg.

Im Fokus stehen Gebeine von circa 120 Personen aus ganz Afrika. „Hierzu arbeiten wir mit Forschenden unterschiedlicher Fachbereiche und Herkunftsregionen Afrikas zusammen“, betont Mehler. „Es gibt bisher kaum Erfahrungswerte zu einem derartigen transdisziplinären wie interkulturellen Ansatz.“ Ende April 2023 wollen die Wissenschaftler*innen ihre Ergebnisse präsentieren. Dazu gehört auch, dass sie am konkreten Beispiel der Freiburger Sammlung Best-Practice-Empfehlungen in Kooperation mit Herkunftsbevölkerungen und Forschenden aus ehemaligen Kolonien erarbeiten. Im Mittelpunkt der Policy stehen Fragen zur Forschungsethik und den Zwecken von Wissenschaft.

Die Sammlung wurde ursprünglich 1857 von Alexander Ecker, einem Freiburger Anatomen und Anthropologen, aufgebaut. Sie besteht aus menschlichen Überresten und Abgüssen, die durch Schenkungen, Tausch und Ankäufe erworben wurden. 2001 wurde die Alexander-Ecker-Sammlung vom Freiburger Universitätsarchiv und dem Uniseum übernommen. Seitdem ist sie immer wieder Gegenstand kritischer Auseinandersetzung in Forschung und Lehre.

Pressemitteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.