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Universitätswahlen: mit einer Stimme etwas bewirken

An Hochschulen ist die Wahlbeteiligung oft gering — ein Politikwissenschaftler erklärt, wie sich mehr Menschen motivieren lassen

Freiburg, 01.07.2021

Die Universitätswahlen stehen an, vom 7. Juli bis zum 13. Juli 2021 finden sie online statt. Studierende und eingeschriebene Doktorandinnen und Doktoranden sind aufgerufen, Vertreterinnen und Vertreter in den Senat und die (Großen) Fakultätsräte zu wählen. Diese Gremien sind wichtig, um Anliegen der Studierenden und Mitarbeitende zu vertreten. Dennoch ist die Wahlbeteiligung an Hochschulen oft gering. Woran liegt das? Und wie können mehr Personen zur Stimmabgabe motiviert werden? Darüber hat Pascal Lienhard mit Thomas Waldvogel vom Seminar für Wissenschaftliche Politik gesprochen. Er beschäftigt sich unter anderem mit Wahlforschung sowie Methodik und Didaktik der Politischen Bildung.


Im Kalender vormerken: Vom 7. bis zum 13. Juli 2021 laufen die Universitätswahlen. Foto: Sandra Meyndt

Herr Waldvogel, im vergangenen Jahr lag die Beteiligung an den Universitätswahlen bei 15,29 Prozent, im Jahr davor bei gerade einmal 11,77 Prozent. Stellt die Universität Freiburg damit eine Ausnahme dar?

Thomas Waldvogel: Die Zahlen erscheinen zunächst einmal erschreckend gering. Allerdings ist das kein reines Freiburger Problem. Auch bei einem Großteil der anderen deutschen Hochschulen fällt die Wahlbeteiligung leider sehr gering aus. Im gesamtdeutschen Vergleich sind wir in Freiburg im unteren Mittelfeld. Die Freiburger Wahlbeteiligung passt also ins größere Bild.

Was sind Gründe für die geringe Wahlbeteiligung?

Da gibt es vielfältige Gründe. Studierende fallen oftmals in eine Gruppe, die wir in der Politikwissenschaft als Zweitwähler bezeichnen. In dieser Gruppe fällt die politische Partizipation häufig gering aus. Die Studierenden sind aus ihrem früheren sozialen Umfeld herausgelöst und suchen in der neuen Umgebung erst einmal nach Orientierung und Austausch. Zudem fällt bei Universitätswahlen vieles weg, was etwa Landes- oder Bundeswahlen charakterisiert. Ich denke da an die Bindung an eine Partei sowie an eine Kandidatin oder einen Kandidaten. Zudem ist nicht nur die Kandidatur für einen Platz in Universitätsgremien mit zeitlichen Ressourcen verbunden. Auch für das Wählen selbst braucht es Zeit, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich angemessen zu informieren. Diese Ressource fehlt vielen Studierenden. Natürlich spielt dann auch die eigentliche Organisation eine wichtige Rolle. Letztlich ist also eine Mischung aus verschiedenen Gründen zu erkennen, die zu einer geringen Beteiligung führen können.


Der Politologe Thomas Waldvogel sieht eine Vielzahl von Gründen hinter der niedrigen Beteiligung an Uniwahlen. Foto: Ringfoto Löffler

Wie wirkt sich eine online organisierte Wahl in Zeiten der Pandemie aus?

Für Wahlen sind natürlich Aspekte wichtig, die direkt im Alltag und an der Universität selbst stattfinden. Das sind etwa Plakate, die einen an die bevorstehenden Wahlen erinnern. Ich bin skeptisch, ob sich der veränderte Modus positiv auf die Wahlbeteiligung auswirkt. Zwar stieg die Beteiligung beim digitalen Wahlgang im vergangenen Jahr um etwa vier Prozent an. Das ist aber kein sehr großer Sprung. Bei der baden-württembergischen Landtagswahl im März 2021 waren die Zahlen beispielsweise eher rückläufig. Viele verspüren Unsicherheiten, übliche Stabilitäten fallen weg. Auch das kann sich auf die Partizipation auswirken. Gleichwohl wäre eine breitere Beteiligung natürlich begrüßenswert.

Was sind mögliche Wege, um die Wahlbeteiligung zu verbessern?

Zum einen ist die politische Bildung zentral. Es ist wichtig zu wissen, was die einzelnen Gremien für Studierende tun und welche Bedeutung sie haben. Es geht auch um die Frage, was ich selbst mit meiner Stimme bewirken kann. Die Aufgaben und die Arbeit der Gremien müssen transparent sein. Aus meiner Arbeit als Fachreferent der Landeszentrale für politische Bildung weiß ich zudem, wie wichtig Aspekte wie der Wahl-O-Mat sind, um sich mit Wahlen auseinanderzusetzen. Möglicherweise ließen sich ähnliche Konzepte auf die Universitätswahlen übertragen. Normativ gesehen kann es auch weiterhelfen, die Identifikation mit der Universität oder dem eigenen Fach zu stärken. Eine solche Bindung motiviert dazu, sich selbst aktiv einzubringen.

 

Universitätswahlen 2021

Vom 7. bis zum 13. Juli 2021 können alle Studierenden und eingeschriebenen Promovierenden der Universität Freiburg ihre Vertreterinnen und Vertreter in den Senat und in die (Großen) Fakultätsräte wählen. Die Wahlen finden online statt.

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