Grundstein am Oberrhein
Freiburg, 08.08.2017
Ein internationaler Partner, mit dem man sich auf vielen Gebieten austauscht, der einen bei Bewerbungen um Förderprogramme unterstützt und mit dem man in fachlichen Schwerpunkten gemeinsam forscht und lehrt: Seit 2010 unterhält und pflegt die Universität Freiburg eine so genannte Schlüsselpartnerschaft mit der Universität Nagoya/Japan, darüber hinaus besteht eine Schlüsselpartnerschaft mit der Pennsylvania State University in den USA und der Universität Nanjing in China. In einer Serie stellt Claudia Füßler die Kooperationen vor. Diesmal: die Université de Strasbourg in Frankreich.
Alte Verbündete: Ohne die Partnerschaft mit der Université de Strasbourg wäre der heutige European Campus nicht entstanden.
Foto: Université de Strasbourg
Das Besondere an der Schlüsselpartnerschaft mit der Université de Strasbourg liegt darin, dass sie das Fundament für eine weitaus größere Kooperation bildet: Eucor – The European Campus verbindet die Universitäten Basel, Freiburg, Haute Alsace, Strasbourg sowie das Karlsruher Institut für Technologie miteinander und schafft einen grenzüberschreitenden Hochschulraum – zum Studieren, Lehren und Forschen. „Ohne die Schlüsselpartnerschaft mit Strasbourg", sagt Florence Dancoisne vom International Office der Universität Freiburg, „wäre der European Campus nicht entstanden."
Einzelne Kooperationen in Forschung und Lehre am Oberrhein – und besonders zwischen Freiburg und Strasbourg – existieren schon lange. Um die Zusammenarbeit und den Austausch zu fördern und um die laufenden Kooperationen zu unterstützen und zu beraten, gingen Freiburg und Strasbourg 1989 mit anderen Universitäten am Oberrhein einen Verbund ein: Eucor, die Europäische Konföderation der Oberrheinischen Universitäten, war geboren.
Kurswechsel ab 2008
Doch Anfang der 1990er Jahre hatte der Verbund noch andere Ziele und Aufgaben – für einen Kurswechsel sorgten zwei neue Rektoren: Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, der seit 2008 der Universität Freiburg vorsteht, und Prof. Dr. Alain Beretz, der 2008 Präsident der Université de Strasbourg wurde. „Diese Wechsel waren entscheidend, da beide Rektoren ein großes Interesse an der grenzüberschreitenden Kooperation hatten und sie als eine Strategie für die Zukunft vorantrieben", sagt Dancoisne. 2010 wurde die Schlüsselpartnerschaft offiziell.
Hans-Jochen Schiewer (links) und Alain Beretz sorgten für einen Kurswechsel bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Für sein außerordentliches Engagement erhielt Beretz die Universitätsmedaille der Universität Freiburg.
Foto: Catherine Schröder/Université de Strasbourg
Der Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden findet mit unterschiedlicher Intensität statt: von kurzen Studienbesuchen hier und dort bis zu einem Studiengang mit doppeltem Abschluss – das Miteinander hat viele Facetten. „Beliebt bei den Studierenden ist es, einfach für ein oder zwei Module, die dann jeweils angerechnet werden, die Partneruniversität zu besuchen", berichtet Dancoisne.
Militärunfälle in Deutschland und Frankreich
Großer Wert wird auch auf die wissenschaftliche Zusammenarbeit gelegt. Vor allem Freiburg und Strasbourg haben schnell dafür gesorgt, dass es für gemeinsame Projekte zwischen dem Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und seinem Pendant, dem Institut d'Études Avancées de l'Université de Strasbourg (USIAS), Forschungsgelder gab. Alle zwei Jahre werden in so genannten Projektrunden mehrere Forschungsansätze gefördert; die dritte Runde startet im Oktober 2017. „Das findet über alle Disziplinen hinweg statt", sagt Dancoisne. „Wir freuen uns besonders, dass auch nicht so große Fachbereiche wie zum Beispiel die Skandinavistik unterstützt werden können."
Ein solches Projekt am FRIAS heißt „Soldiers out of control", das der Freiburger Historiker Dr. Peter Itzen im Herbst 2015 mitinitiiert hat. Gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Birgit Metzger auf deutscher Seite und Prof. Dr. Anne Rasmussen auf französischer Seite erforscht Itzen Unfälle im deutschen und französischen Militär zwischen 1920 und 1970. „Wir haben damals festgestellt, dass wir zufällig an ähnlichen Themen arbeiteten, also fanden wir es eine gute Idee, uns zusammenzuschließen", sagt Itzen. Die geografische Nähe sei ein großer Pluspunkt. Zudem seien die Wissenschaftstraditionen beider Länder sehr verschieden, man lerne das jeweils andere System nicht nur besser kennen, sondern erhalte durch die Zusammenarbeit auch ganz praktische Hilfe wie zum Beispiel beim Zugang zu Archiven oder beim Kontakt zu anderen französischen Kolleginnen und Kollegen. „Solche Kooperationen sind für Forschende wichtig, denn sie bieten gute Vernetzungsmöglichkeiten, die bei einer wissenschaftlichen Karriere förderlich sein können", sagt Itzen. Das deutsch-französische Projekt wird Ende 2017 mit einem Workshop und einer Publikation abgeschlossen – auf Englisch, damit die Ergebnisse auch auf der weltweiten Wissenschaftsbühne Beachtung finden.
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