Sieben starke Stimmen
Freiburg, 20.11.2019
Eine umfangreiche Publikationsliste ist in akademischen Kreisen eine gute Visitenkarte. Wenn eine Veröffentlichung auch noch viel gelesen und häufig zitiert wird, hat deren Autorin oder Autor Chancen auf einen Platz in einem Ranking der besonderen Art: „Highly Cited Researchers“ – so heißt eine auf dem Web of Science basierende Datenbank, die ermittelt, welche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit am meisten zitiert werden und somit den größten Einfluss auf die Forschung in ihrem Gebiet haben. Hans-Dieter Fronz stellt die sieben Freiburger Forschenden vor, die auf der Rangliste vertreten sind.
Alexandra-Maria Klein, Inhaberin der Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie, erforscht, wie sich die Bestäubung durch Bienen oder die natürliche Kontrolle von Insektenpopulationen auf Ökosystemfunktionen auswirken. Schwerpunkte von Kleins Arbeit sind das Verständnis der Auswirkungen von Umweltfaktoren auf Makroorganismen und die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität, was den Schutz von Nutzinsekten in Agrarlandschaften, urbanen Räumen und Wäldern einschließt. Darüber hinaus erarbeitet sie transdisziplinäre und ganzheitliche Konzepte für den Naturschutz.
Foto: Felix Fornoff
Jürgen Bauhus, seit 2003 Professor für Waldbau, war Dekan der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften und ist heute Sprecher des Instituts für Forstwissenschaften. Mit seinem Team erforscht Bauhus unter anderem die Entwicklungsdynamik von Wäldern, Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufe sowie die Funktion von Baumartenvielfalt. Welche Auswirkungen die Struktur und Zusammensetzung von Wäldern auf die vielfältigen Funktionen dieses Lebensraums haben, ist ein zentrales Thema seiner Forschung – dazu gehört etwa die Frage, wie die Nutzung der Wälder die Biodiversität beeinflusst. Derzeit untersucht Bauhus, wie Wälder mit geeigneten Baumarten und ihrer Mischung sowie mithilfe waldbaulicher Maßnahmen resistenter gegen den Klimawandel werden können.
Foto: Jürgen Gocke
Prof. Dr. Carsten Dormann bearbeitet so unterschiedliche Themen wie zum Beispiel die Folgen des Klimawandels für die Biodiversität oder die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit. Der Biologe leitet seit 2011 die Abteilung für Biometrie und Umweltsystemanalyse am Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Methodenvergleich und in der kritischen Befragung sowie in der Verfeinerung des Instrumentenbestecks der Statistischen Ökologie. Analog zur evidenzbasierten Medizin fühlt er sich stark der Transparenz von Forschung sowie der Evidenz ihrer Ergebnisse verpflichtet.
Foto: Roger Kupfer
Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung bedeutet die systematische Nutzung von wissenschaftlichen Daten für individuelle und bevölkerungsorientierte, gesundheitsbezogene Entscheidungen. Jörg Meerpohl, Inhaber der Professur für Evidenz in der Medizin, leitet das gleichnamige Institut an der Medizinischen Fakultät. Als Direktor des Instituts steht er gleichzeitig dem Freiburg GRADE Center sowie der Cochrane Deutschland Stiftung vor. Meerpohl arbeitet auf dem Gebiet der kritischen Bewertung und Interpretation von Evidenz, meist nach der so genannten GRADE-Methodik. Schwerpunkte seiner Arbeit sind verschiedene Arten der Evidenzsynthese, die Methodik der Leitlinienentwicklung sowie die Forschung über Forschungsintegrität.
Foto: Universitätsklinik Freiburg
Der Immunologe Edward Pearce, der viele Jahre an US-amerikanischen Universitäten lehrte, ist seit 2015 Professor für Immunbiologie am Institut für Biologie III der Universität Freiburg. Im selben Jahr wurde er Senior-Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik. Der britische Wissenschaftler untersucht Entzündungen sowie die Immunität gegen parasitäre Infektionen und Krebs. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt bei der Erforschung der Bedeutung dynamischer Stoffwechselveränderungen bei der Aktivierung von Immunzellen.
Foto: ADA/Matt Herp
Marco Prinz ist seit 2008 ärztlicher Direktor des Instituts für Neuropathologie der Universitätsklinik Freiburg. 2015 erhielt er eines der begehrten Reinhart-Koselleck-Projekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Neuroimmunologie, der Neurodegeneration und in angeborener Immunität. Prinz‘ besonderes Interesse gilt der Funktion von Mikrogliazellen, die im Gehirn dafür sorgen, dass sich das Organ gesund entwickelt. Prinz hat nachgewiesen, dass ihr Ausfall sich negativ auf den Verlauf von Alzheimer oder von Multipler Sklerose auswirkt. In jüngerer Zeit ergründet er die Frage, wie diese Zellen mit der Darmflora zusammenwirken. Für seine Arbeit ist Prinz bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet worden.
Foto: Universitätsklinik Freiburg
Nach Stationen in Heidelberg und München kam Franz-Josef Neumann 2001 als ärztlicher Direktor ans Universitäts-Herzzentrums Freiburg • Bad Krozingen. Seit sieben Jahren ist er dort ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie II. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der interventionellen Kardiologie. Aus seiner Arbeitsgruppe stammen wichtige Arbeiten zur Individualisierung der gerinnungshemmenden Therapie nach dem Eingriff von Kathetern. Auch in jüngerer Zeit ist die personalisierte Medizin, insbesondere im Bereich der Kathetertechnik und antithrombotischer Therapie, ein Hauptfokus seiner Arbeit. Neumanns Forschungsergebnisse haben Eingang in internationale Behandlungsleitlinien gefunden.
Foto: Universitätsklinik Freiburg
Ranking „Highly Cited Researchers“