Freiburger Studierende helfen bei Schulaufgaben
Freiburg, 10.09.2021
Benachteiligte Kinder und Studierende miteinander vernetzen, um so eine Basis für kostenlosen Nachhilfeunterricht zu schaffen – das ist das Ziel des gemeinnützigen Vereins „Studenten bilden Schüler“. Im März 2021 haben die Freiburger Studentinnen Alina Jäger und Alena Röhrig einen neuen Standort des Vereins ins Leben gerufen. Freiburg ist damit eine von 46 Städten in Deutschland, die Teil des 2012 gegründeten Netzwerkes sind. Dabei sehen sich die Studierenden nicht nur als ehrenamtliche Nachhilfelehrer*innen, sondern wollen ein gutes Verhältnis zu den Schüler*innen aufbauen und auch bei außerschulischen Themen Ansprechpersonen sein. Über Spenden finanziert der Verein nötiges Lehrmaterial und ermöglicht gemeinsame Freizeitaktivitäten. Franziska Becker hat bei den beiden Freiburger Standortleiterinnen nachgefragt, warum sie sich im Netzwerk engagieren.
Der Verein „Studenten bilden Schüler“ will benachteiligte Kinder und Studierende miteinander vernetzen, um so eine Basis für kostenlosen Nachhilfeunterricht zu schaffen.
Foto: snowing12/stock.adobe.com
Der Verein „Studenten bilden Schüler“ hat Standorte in ganz Deutschland. Der in Freiburg ist noch sehr jung. Warum habt ihr ihn gegründet?
Alina Jäger: Über die Nachrichten habe ich mitbekommen, wie schwer es Schüler*innen momentan fällt, am Computer zu lernen und alleine zu sein. Belastend ist es vor allem für Kinder, deren Eltern bei den Schulaufgaben nicht helfen können oder nicht die finanziellen Mittel haben, sie zu unterstützen. Ich wollte als Nachhilfelehrerin unterstützen, aber es gab hier noch keinen Standort. Also habe ich beim Verein angefragt, ob wir den gründen können.
Alena Röhrig: Ich bin schon lange in der Kinder- und Jungendarbeit aktiv und wollte mich auch während meines Studiums in Freiburg weiterhin ehrenamtlich engagieren. Ich habe über den Newsletter der Psychologie-Fachschaft mitbekommen, dass „Studenten bilden Schüler“ noch jemanden als Mediengestalter*in sucht. Und somit wurde ich dann auch Teil der Standortleitung. Anfangs waren wir nur zu zweit, jetzt organisieren wir den Standort zu viert.
Der Verein vermittelt Nachhilfe-Tandems für alle Schularten und Klassenstufen. Wie kommt ihr an die Schüler*innen heran?
Jäger: Um unser Angebot bekannt zu machen, haben wir viele Schulen und Sozialarbeiter*innen angeschrieben, aber auch soziale Einrichtungen wie die Caritas und die WIESE Kinder- und Jugendhilfe in Freiburg. Danach konnten wir schon einige Schüler*innen mit Studiereden zusammenbringen.
Röhrig: Wir erhoffen uns, in Zukunft mit dem Jugendamt zusammenarbeiten zu können, um noch mehr Kindern zu unterstützen. Wir sehen an den anderen Städten im Netzwerk, dass die Nachfrage da ist. Von den Teams der bereits etablierten Standorte holen wir uns auch Rat, wie sie die Anfangsmonate gemeistert haben.
Alina Jäger (links) und Alena Röhrig (rechts) gründeten im März 2021 einen weiteren Standort des Netzwerks in Freiburg. Foto: Alena Röhrig
Wodurch unterscheidet sich euer Angebot von einer traditionellen Nachhilfe?
Röhrig: Verglichen zu anderen ehrenamtlichen Initiativen, die es sonst noch gibt, ist es bei uns sehr frei. Es gibt keine Vorgaben, keine Richtlinien und auch keine Erfolgsgarantie. Einmal wöchentlich trifft sich jeweils ein*e Schüler*in oder Berufsschüler*in und ein Studierender für ein bis zwei Stunden, um Schulstoff aufzuarbeiten. Daneben ist uns aber auch wichtig, die freundschaftliche Beziehung zueinander zu stärken. Wir glauben, wenn Schüler*in und Studierende auf der menschlichen Ebene miteinander auskommen, erhöht das auch den Lernerfolg. Und da Studierende sich selbst noch gut an die Schulzeit erinnern, fällt die Kommunikation auch leichter als mit Eltern oder anderen Erwachsenen.
Jäger: Unser Angebot besteht also aus mehr als nur Nachhilfe. Die Paarungen können auch ihre Freizeit zusammen gestalten, wenn sie möchten – und der Verein finanziert das. Sie können zum Beispiel Eis essen gehen, um sich abseits von Schulbüchern besser kennenzulernen.
Sucht ihr Nachhilfekräfte aus bestimmten Fachrichtungen? Lehramtsstudierende wären beispielsweise ja sehr naheliegend.
Röhrig: Für angehende Lehrer*innen ist es natürlich interessant, sich bei uns zu engagieren. Sie können praktische Erfahrung sammeln. Aber das Lehramtsstudium ist kein Muss.
Jäger: Klar, es gibt es bestimmte Fachrichtungen, die momentan besonders gefragt sind. Mathe, Deutsch und Englisch. Die Studierenden müssen nicht zwangsläufig vom Fach sein, aber man sollte Spaß daran haben, es zu vermitteln.
Röhrig: Für uns ist am wichtigsten, Lernpaare zusammen zu bringen, die auch gut passen. Es sollen beide Seiten zufrieden sein. Deswegen sind wir auch im stetigen Austausch mit den Studierenden und Schüler*innen.
„Studenten bilden Schüler“ in Freiburg
Neben „Studenten bilden Schüler“ setzen sich auch andere Initiativen an der Universität Freiburg für benachteiligten Kinder und Jugendliche ein:
▪ Arbeiterkind.de - Freiburg
▪ Initiative Schlüsselmensch e.V.
▪ Studieninitiative für Kinder
▪ Uni für alle
▪ Weitblick Freiburg