Neue Ausstellung zum Umgang mit NS-Raubgut der Universitätsbibliothek Freiburg
Freiburg, 19.07.2023
Die Geschichte von Büchern, die von Nationalsozialisten in Baden unrechtmäßig enteignet wurden, sowie die Schicksale ihrer ehemaligen Besitzer*innen stehen im Zentrum einer neuen Sonderausstellung im Uniseum der Universität Freiburg. Studierende haben die Präsentation unter dem Titel „NS-Raubgut. Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Freiburg“ gemeinsam entwickelt. Die Ergebnisse bereiten den Weg für eine umfangreiche Aufarbeitung: Der Bestand der Universitätsbibliothek (UB) Freiburg soll systematisch auf NS-Raubgut untersucht werden. Ziel ist, die Herkunft der Bücher zu rekonstruieren und sie, wann immer möglich, an Nachfahren der ehemaligen Besitzer*innen zurückzugeben.
Lehrende und Studierende spürten gemeinsam Quellen auf
Die Ausstellung ist Ergebnis eines Lehrprojekts, geleitet von Dr. Marcus Schröter, Fachreferent für Geschichtswissenschaft und Leiter des Dezernats Historische Sammlungen, Digitalisierung und Bestandserhaltung an der UB, sowie Dr. Heiko Wegmann, der unter anderem auf die Geschichte des Nationalsozialismus in Südbaden spezialisiert ist und dessen Studie „Dunkle Wolken über Freiburg. Nationalsozialistische Bücherverbrennungen, Säuberungen und Enteignungen“ der Freiburger Öffentlichkeit kürzlich in unterschiedlichen Veranstaltungen präsentiert wurde.
Von den Nationalsozialisten entwendete Bücher befinden sich im Bestand vieler wissenschaftlicher Bibliotheken in Deutschland. Sie gelangten auf unterschiedlichen Wegen in ihren Besitz. Oft stammten die Bücher aus Beschlagnahmungen der Nationalsozialisten in Buchhandlungen, kommerziellen Leihbüchereien, öffentlichen und privaten Bibliotheken und dem Bücherraub bei Verfolgten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde nur ein Teil zurückgegeben oder eine Wiedergutmachung geleistet.
Die Dokumentation der Bücherherkunft ist oft lückenhaft
Die Lehrenden und Studierenden spürten gemeinsam zum Teil unbekannte Originalquellen auf und recherchierten Informationen zu Büchern und von den Nazis verfolgten Menschen, denen diese Bücher einst gehörten. Beispielhaft werden in der Ausstellung Archivalien aus dem Universitätsarchiv und Bücher mit Besitzereinträgen, Stempeln oder Exlibris in Reproduktionen oder im Original gezeigt. Zudem haben sich die Seminarteilnehmer*innen mit der Frage beschäftigt, wie Bibliotheken mit geraubten Büchern umgehen sollen.
Bücher zurückgeben – wann immer möglich
Die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Universität Freiburg steht im Mittelpunkt des Uniseums, das sich im Rahmen seiner Dauerausstellung etwa mit der Rolle der Universität Freiburg zur Zeit der NS-Diktatur beschäftigt. Die Sonderausstellung zum Thema NS-Raubgut in der UB beleuchtet einen neuen Aspekt dieser Epoche.
Die UB Freiburg möchte die Ergebnisse des Projektseminars für systematische Provenienzforschung nutzen – verbunden mit der Hoffnung, dass dadurch Restitutionen unrechtmäßig erworbener Bücher möglich werden. Als Ergebnis eines Forschungsprojekts konnte die UB Freiburg bereits 2020 zwei Bände an Nachkommen des jüdischen Humanisten und Freidenkers Leo Polak zurückgeben.
Die Sonderausstellung steht im Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe „Dunkle Wolken über Freiburg“, die von April bis Juni 2023 in Kooperation mit dem Stadtarchiv, der Stadtbibliothek, der Universitätsbibliothek, den Omas gegen Rechts, dem Freiburger Interessenverband studentischer Theater (FIST* e. V.) und dem Projekt „Verbrannte Orte“ stattfand.
Sonderausstellung „NS-Raubgut. Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Freiburg“, 22. Juli bis 9. November 2023.
Vernissage am 22. Juli um 16 Uhr im Uniseum Freiburg, Bertoldstraße 17, 79098 Freiburg, donnerstags bis samstags, 14 bis 18 Uhr, der Eintritt ist kostenlos.
Veranstaltungsposter zum Download
Kontakt:
Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Universität Freiburg
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