Links endet die Welt
Freiburg, 30.04.2019
Für Personen mit Halbseiten-Neglect scheint ein Teil der Welt nicht mehr zu existieren. Illustration: Institut für Psychologie/Universität Freiburg
In einer Studie möchten Forscherinnen und Forscher vom Institut für Psychologie der Albert-Ludwigs-Universität herausfinden, warum Menschen mit einem Halbseiten-Neglect Sinneseindrücke in ihrer linken Umgebung nicht mehr wahrnehmen können. Dafür suchen die Forschenden Probandinnen und Probanden aus dem Raum Freiburg, die an einer chronischen Form des neuropsychologischen Symptoms leiden.
Ein Halbseiten-Neglect, auch Halbseiten-Vernachlässigung genannt, ist die Folge einer rechtsseitigen Verletzung oder Störung des Gehirns. Dieses Symptom kommt häufig nach einem Schlaganfall oder einer schweren Kopfverletzung vor. Obwohl die Sinnesorgane nicht beeinträchtigt sind, nehmen die Betroffenen die linke Umgebung, bis auf sehr auffällige und einfache Objekte wie einen roten Kreis, nicht mehr wahr. Dieser Umstand führte die Forscher zu der Hypothese, dass die Integration von Merkmalen davon abhängt, wie auffällig sie in Erscheinung treten.
Das Gehirn verarbeitet Eigenschaften von Objekten wie Farbe, Form oder Bewegung getrennt und setzt diese Informationen anschließend zusammen. Betroffene eines Halbseiten-Neglects können einfache Objekte, die im Gehirn nicht zusammengesetzt werden müssen, wahrnehmen. An komplizierteren Objekten wie zum Beispiel an einer Tasse scheitern sie. Die Freiburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen untersuchen, ob das fehlerhafte Zusammensetzen die Ursache des Symptoms ist. Außerdem werden sie erforschen, wie wirksam die bisher am häufigsten eingesetzte Therapieform bei einem Halbseiten-Neglect ist. Dabei handelt es sich um einen Vibrationsreiz, der die Nackenmuskulatur stimulieren und die Aufmerksamkeit auf die linke Seite lenken soll.
Kontakt:
Privatdozent Dr. Joseph Krummenacher
Institut für Psychologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-2475
E-Mail: joseph.krummenacher@psychologie.uni-freiburg.de