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Heilige Krokodile

Sebastian Brackhane von der Universität Freiburg hat den kulturellen Status der Reptilien auf Osttimor untersucht

Freiburg, 02.07.2019

Heilige Krokodile

Salzwasserkrokodil. Foto: Yusuke Fukuda

Um Osttimor rankt sich ein Mythos: Die Insel in Südostasien soll einst aus dem „Großvater Krokodil“ entstanden sein. Daher ist das Reptil bis heute vielen Einwohnerinnen und Einwohnern als Gründungstier der Insel heilig. Welche Herausforderungen sich daraus für das Wildtiermanagement ergeben, zeigt Sebastian Brackhane, Doktorand an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg: Er hat in der Fachzeitschrift „Human Dimensions of Wildlife“ eine Studie zum kulturellen Status von Salzwasserkrokodilen auf Osttimor veröffentlicht.

„Dass Krokodile heilig sind, geht auf den Gründungsmythos zurück. Ein kleiner Junge rettete ein Krokodil und gemeinsam gingen sie auf Reisen. Als das Krokodil starb, hat sich aus ihm die Insel Timor gebildet“, erzählt Brackhane. In vielen Gemeinden auf Osttimor bestehe dieser Glaube neben dem Katholizismus weiter. Die besondere Beziehung von Mensch und Tier zeige sich in vielfältiger Weise. „Es gibt zum Beispiel Rituale für die Salzwasserkrokodile, bei denen ihnen andere Tiere, zum Beispiel Schweine, geopfert werden. Auf nationaler Ebene haben die Fußballmannschaft und die größte timoresische Telekommunikationsfirma Krokodile im Logo.“ Die Reptilien werden aber nicht nur verehrt, sondern sind seit 2000 auch per Gesetz geschützt.

Ziel der Studie ist es, auf der Grundlage von Interviews mit Einwohnern der Insel den kulturellen Glauben besser zu verstehen und daraus Optionen für das Wildtiermanagement abzuleiten. Denn Osttimor hat ein Problem, das Brackhane in der vorangegangenen Studie aus dem Jahr 2018 aufgezeigt hat: Salzwasserkrokodile haben in den letzten Jahren vermehrt Menschen angegriffen. Jetzt muss schnell eine Lösung gefunden werden, die im Einklang mit dem Glauben steht. Kurzfristig wird auf Aufklärung gesetzt: Die lokale Krokodil-Task-Force stellt Warnschilder an alle Gefahrenstellen auf und veranstaltet Workshops für lokale Fischerinnen und Fischer. Langfristig sieht Brackhane zwei potenzielle Möglichkeiten, um das Problem zu lösen. „Krokodile sollten in Gebieten, in denen sich ihre sowie menschliche Aktivitäten oft überschneiden, gefangen und in Gehegen ausgesetzt werden. Wichtige Lebensräume, in denen Krokodile ihren Nachwuchs aufziehen, könnten als Schutzgebiete mit begrenztem Zugang für Menschen ausgewiesen werden. Dennoch werden aber alle menschlichen Aktivitäten im Wasser, besonders das traditionelle Fischen, auch in Zukunft ein Risiko darstellen.“

 

Originalpublikation:
Sebastian Brackhane, Grahame Webb, Flaminio M. E. Xavier, Josh Trindade, Marcal Gusmao & Peter Pechacek (2019): Crocodile management in Timor-Leste: Drawing upon traditional ecological knowledge and cultural beliefs. In: Human Dimensions of Wildlife.

doi: 10.1080/10871209.2019.1614240

 

Pressemitteilung zur Studie über Krokodilangriffe in Südostasien

 

Kontakt:
Sebastian Brackhane
Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
E-Mail: sebastian.brackhane@felis.uni-freiburg.de