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Professionell promovieren

Seit zehn Jahren engagiert sich der Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland für junge Forschende

Freiburg, 08.07.2019

Promovierende sind an den Universitäten oft eine unbekannte Größe. Der vor zehn Jahren in Freiburg gegründete Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland (UniWiND) hat viel für ihre Sichtbarkeit und die Verbesserung der Promotionsbedingungen getan. Am 10. und 11. Oktober 2019 wird in Freiburg das Jubiläumssymposium stattfinden – bis zum 15. Juli können sich Interessierte anmelden. Annette Hoffmann hat mit Dr. Silke Knaut gesprochen, die Beirätin bei UniWiND ist und als Leiterin der Internationalen Graduiertenakademie (IGA) der Universität Freiburg an der Gründung des Vereins beteiligt war.

Das Team der Internationalen Graduiertenakademie bietet Promotionsinteressierten und Promovierenden individuelle Beratungen an. Foto: Jürgen Gocke

Frau Knaut, manche geraten in Rage, wenn sie den Begriff „wissenschaftlicher Nachwuchs“ hören. Können Sie das nachvollziehen?

Silke Knaut: Ja, sicher. Die klassischen Bezeichnungen wie „Doktorvater“ und „Doktormutter“ zeigen zugespitzt das Abhängigkeitsverhältnis von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Der IGA und der Universität Freiburg ist es wichtig, von „jungen Forschenden“ zu sprechen. Uns geht es dabei nicht nur um Promovierende, sondern auch um Postdocs.

Welche Aufgaben übernimmt die IGA?

Als fakultätsübergreifende Einrichtung ist sie für alle Fragen rund um die Promotion zuständig. Sie bietet Promotionsinteressierten und Promovierenden zum Beispiel eine individuelle Beratung sowie ein überfachliches Qualifizierungsprogramm an. Darüber hinaus ist bei uns die Geschäftsstelle des zentralen Ombudsverfahrens für Promovierende und Betreuende angesiedelt. Sie dient der Lösung von Konflikten, die sich aus dem Betreuungsverhältnis oder der Arbeit an der Dissertation ergeben können. Zudem ist die IGA mitverantwortlich für die Umsetzung qualitätssichernder Maßnahmen im Promotionswesen, die das Landeshochschulgesetz in den vergangenen Jahren verstärkt fordert.

Wie kam es zur Gründung von UniWiND vor zehn Jahren?

Der damalige geschäftsführende Direktor der IGA Prof. Dr. Helmut Hoping hatte die Idee gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen anderer Universitäten. Es gab in Deutschland keinen Verband, der sich für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses einsetzte und den Wissenschaftsmanagerinnen und -managern in der Nachwuchsqualifizierung eine Plattform zum Austausch und zur Vernetzung bot. Ich habe den Prozess damals administrativ-juristisch begleitet.

Sie selbst haben auch promoviert. Was waren Ihre Beweggründe?

Es gab mehrere. Einen Teil meines Referendariats habe ich an einer Universität in Namibia absolviert. Mir hat es Spaß gemacht, mich längere Zeit mit einem Thema zu beschäftigen. Als ich dann im Fach Umweltstrafrecht promovieren konnte, schloss sich für mich ein Kreis: Einer der Gründe, warum ich mich für ein Studium entschlossen hatte, war, dass ich etwas für die Umwelt tun wollte. Ich habe dann ganz klassisch als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl promoviert.

Silke Knaut erarbeitet mit ihrem Team einen Kompass, der Kriterien für die gute Betreuung von Promovierenden aufzeigt. Foto: Jürgen Gocke

Hätten Sie die Angebote der IGA begrüßt?

Ja, mir hat so etwas gefehlt, auch die Vernetzung mit anderen Promovierenden. Ich habe mir dann andere Netzwerke gesucht.

Was macht eine gute Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden aus?

Sie muss individuell und situativ sein. Wichtig ist, dass beide Parteien das Gespräch suchen, bevor sie das Betreuungsverhältnis eingehen. Man muss über die eigenen Erwartungen und Vorstellungen an das Betreuungsverhältnis und an die Promotionsphase sprechen, hierzu gehören auch die Finanzierung oder die privaten Verhältnisse der Promovierenden. Wichtig sind auch die Einbindung an der Universität, das Heranführen an die wissenschaftliche Selbstständigkeit und die Einführung in die Scientific Community. Es gibt auch Angebote für Betreuende. Gerade wenn man erstmals Promovierende betreut, ist es wichtig, über die eigene Rolle nachzudenken. Seit eineinhalb Jahren arbeiten wir an einem Kompass für gute Betreuung, der solche Aspekte aufzeigt.

Sind diejenigen, die neben dem Beruf promovieren, für Sie interessant?

Ja, unsere Angebote stehen allen Promovierenden der Universität Freiburg zur Verfügung, unabhängig vom Promotionsweg oder der Art der Finanzierung. Gerade bei externen Promovierenden ist es wichtig, den Anschluss an die Universität nicht zu verlieren. Dabei helfen – neben regelmäßigen Betreuungsgesprächen – Kontakte zu anderen Promovierenden und Ansprechpersonen für überfachliche Fragen.

Das zehnjährige Bestehen von UniWiND ist ein guter Anlass zurückzuschauen. Sie wirken nicht nur innerhalb des akademischen Bereichs, sondern auch in die Gesellschaft hinein. Was haben Sie erreicht?

Das Thema ist wesentlich sichtbarer geworden – allein durch die Publikationen von UniWiND. Der Verband ist in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen und hat nun 72 Mitgliedshochschulen. Auch sein Angebot ist größer geworden, es gibt Qualifizierungsangebote für Mitglieder und neuerdings auch das Mentoringprogramm AUFWiND. Eine fakultätsübergreifende Einrichtung für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist mittlerweile Standard an Universitäten. Ein Fortschritt ist auch die neue Promovierendenstatistik des Hochschulstatistikgesetzes, die es ermöglicht, unsere Zielgruppe besser kennenzulernen sowie das Engagement vieler Promovierender in Netzwerken. Baden-Württemberg hat hier eine Vorreiterrolle übernommen. An den Universitäten gibt es Doktorandenkonvente, die Gremien zu promotionsrelevanten Themen beraten. Und Baden-Württemberg hat 2018 den Status der Promovierenden eingeführt, sodass sie Mitglieder mit Stimmrecht in den Senat und in den Fakultätsrat wählen können.

Am 10. und 11. Oktober feiern Sie zehn Jahre UniWiND. Das Programm klingt auch nach einem Arbeitstreffen.

Der Abendvortrag zum Jubiläum ist öffentlich. Der zweite Tag ist arbeitsamer, da wird es um gute Betreuung gehen und was sich hier in den vergangenen zehn Jahren getan hat: welche Maßnahmen sich als wirksam erwiesen haben, was es braucht, um noch mehr zu bewirken. Und wir wollen einen Ausblick geben, was Universitäten tun können, um gute Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zu halten.

 

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