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Hallo, Nachbar!

Seit zehn Jahren kommen Forschende aus aller Welt ans Freiburg Institute for Advanced Studies –Sabine Dabringhaus war damals die erste, die dort ihren Laptop aufklappte

Freiburg, 06.04.2018

Hallo, Nachbar!

Foto: Jürgen Gocke

Als das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) vor zehn Jahren seine Türen in der Alberstraße 19 öffnete, bezog sie das erste Büro: Die Historikerin Prof. Dr. Sabine Dabringhaus war anderthalb Jahre als so genannter Research Fellow am 2008 eingerichteten Forschungskolleg und arbeitete dort Tür an Tür mit internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen. Zum Jubiläum hat die Expertin für die Geschichte Ostasiens Sonja Seidel erzählt, warum die Nähe zu verschiedenen Disziplinen die eigene Forschung weiterbringt und wie sie die Gründungstage erlebt hat.

_JG_0133_540.jpgAm FRIAS schätzte Sabine Dabringhaus besonders, dass sie sich ausschließlich auf ihre Forschung konzentrieren konnte.
Foto: Jürgen Gocke

Frau Dabringhaus, wie waren Ihre ersten Tage am FRIAS?

Sabine Dabringhaus: Das ging ungefähr so: Schlüssel rein, Zimmer auf, Laptop startklar machen, und dann habe ich auch schon losgelegt. Ich hatte vorher schon an einem kleinen Band für eine historische Taschenbuchreihe gearbeitet und konnte dann innerhalb von vier Wochen das Manuskript fertigstellen. Man war damals als Fellow insgesamt drei Semester am FRIAS; diese konnte man sich frei einteilen. Davon habe ich ein Jahr am Stück dort verbracht und später noch einmal ein halbes Jahr genommen. Ich war vollständig von der Lehre freigestellt und konnte mich ganz auf meine Forschungsarbeit konzentrieren.

Das war für Sie also ein klarer Vorteil des FRIAS?

Ja, auf jeden Fall. Einen Raum für sich zu haben, die Tür zu machen zu können und dann in Ruhe für sich zu arbeiten, ohne dass jemand stört; sich dann ab und zu mal einen Kaffee in der Lounge zu holen – das war schon toll. Gerade für mich als Mutter – mein Sohn war damals noch in der Schule – war es ideal, ein Research Fellowship vor Ort zu haben. Ich hatte damals auch das Angebot, ein Fellowship in Uppsala/Schweden anzutreten, aber ich habe das FRIAS vorgezogen. Ich hatte ein eigenes Büro mit einem Bücherlieferdienst und einem Fachmann, der einem bei Computerproblemen weiterhalf. Woran ich mich aber auch gerne erinnere, sind die gewinnbringenden Gespräche. Damals gab es vier Forschungsbereiche, die so genannten Schools. Diese Struktur hat uns Geisteswissenschaftlern inhaltliche Diskussionen unter den eng verwandten Disziplinen ermöglicht. Ich konnte mich zum Beispiel mit Kolleginnen und Kollegen aus der Politikwissenschaft oder der Ethnologie austauschen.

Diese Erfahrung hat für Ihre Forschung sicher neue Perspektiven gebracht.

In einer späteren Fellowship-Phase am FRIAS hatte ich mein Büro neben Kate Rigby, einer der Mitbegründerinnen der Fachrichtung „Environmental Humanities“ in Australien. Sie hat mich auf eine Forschungsregion aufmerksam gemacht, von der ich sonst nicht unbedingt erfahren hätte. Für den Austausch waren auch die Workshops mit internationalen Gästen hilfreich, die das FRIAS regelmäßig veranstaltet.

Inwiefern war die Arbeit anders als am Institut?

Der große Unterschied ist, dass man sich am FRIAS ganz auf die Forschung konzentriert. Davon profitiert dann durchaus auch die Lehre am Institut. Man kehrt dorthin mit neuen Ideen zurück.

Gibt es etwas, das Sie in Ihrer Zeit am FRIAS gelernt haben, das Sie heute noch nutzen?

Ganz klar: Ich habe keine Scheu vor Interdisziplinarität und vor der Zusammenarbeit mit Kollegen aus völlig anderen Fachbereichen. Davon profitieren Verbundprojekte, die unseren Forschungsalltag an den Universitäten inzwischen maßgeblich mitbestimmen. Auch meine Arbeit im Direktorium des Zentrums für Medizin und Gesellschaft hat davon profitiert. Als Historikerin bin ich dort unter Medizinerinnen und Medizinern sowie Sozialwissenschaftlern eher eine Exotin. So geht es in unserem Masterstudiengang „Global Urban Health“ beispielsweise um Epidemien und um den globalen Vergleich der Lebensbedingungen in Städten – Themen also, mit denen ich mich in meinem Forschungsalltag nicht unbedingt befasse. Offen zu sein, mir zu überlegen, welche Fragen der Urbanisierung aus der Perspektive Chinas ich in das Projekt einbringen kann, dies habe ich am FRIAS gelernt. Außerdem wurde mein Bewusstsein für den interkulturellen Wissensaustausch geschärft. Das hilft mir auch mit meinen Studierenden, die aus der ganzen Welt kommen. Für diese beiden Kompetenzen war das FRIAS ein gutes Übungsgelände.

 

Jubiläum feiern

Das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) feiert sein zehnjähriges Bestehen am 29. Juni 2018. Alle Mitglieder der Universität sind herzlich eingeladen. Genauere Informationen zum Programm werden in Kürze auf der Seite des FRIAS bekannt gegeben.

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