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Gegen den Hass mit Respekt und Toleranz

Das Projekt „Eine Uni, ein Buch“ beleuchtete über drei Semester das Thema Hass aus den Perspektiven Wissenschaft, Selbstreflexion und öffentliche Debatte. Aufzeichnungen der Veranstaltungen stehen auf der Homepage von Connected Services zu Verfügung.

Freiburg, 01.09.2022

Aufbauend auf dem Buch „Gegen den Hass“ von Carolin Emcke hat ein aus allen Bereichen der Universität Freiburg zusammengesetztes Team unter anderem Podiumsdiskussionen, Vorlesungen und Workshops, ein Praxis-Seminar, einen „Tag der Vielfalt“ sowie verschiedene Projekte im Rahmen der Ausbildungsredaktion uniCross organisiert, um das Thema Hass in all seinen Facetten näher zu beleuchten. Damit wurde ein Projekt umgesetzt, mit dem sich die Universität Freiburg bei einer Ausschreibung des Stifterverbandes erfolgreich beworben hatte. Dr. Helmut Waller von Connected Services hat das Projekt geleitet. Mit Judith Burggrabe spricht er über Highlights und Herausforderungen der vergangenen drei Semester.


Foto: Max Orlich

Herr Waller, das Thema Hass in seiner Vielschichtigkeit inhaltlich überzeugend darzustellen, war sicher eine der größten Herausforderungen. Ist das bei diesem Projekt gelungen?

Helmut Waller: Es gab eigentlich zwei Herausforderungen. Zum einen diese Vielschichtigkeit deutlich zu machen: Das ist aus meiner Sicht vor allem dadurch gelungen, dass sich alle Veranstaltungen mit dem Thema Hass aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auseinandergesetzt haben und so, wenn auch kein Gesamtbild, doch ein sehr umfassender Blick möglich wurde. Die zweite Herausforderung, insbesondere bei den Podiumsdiskussionen, bestand darin, dass alle, die eingeladen waren, gegen Hass sind, und man sich hätte fragen können, was es denn da noch zu diskutieren gibt. Tatsächlich aber gab es hinsichtlich der persönlichen Erfahrungen, der Interpretation unterschiedlicher Phänomene oder auch der Ideen, was man anders machen könnte, verschiedene Positionen, von denen alle Teilnehmenden viel lernen konnten.

Inwiefern hat die Corona-Pandemie das Projekt beeinflusst?

Das war nochmal eine ganz andere Herausforderung. Wir mussten zum Beispiel alle Podiumsdiskussionen, die für das vergangene Wintersemester schon komplett organisiert waren, absagen und auf das Sommersemester verschieben. Dadurch entstand eine erhebliche Mehrarbeit. 

Was kam bei all diesen Angeboten an der Universität am besten an?

Ganz sicher das Gespräch von Autorin Carolin Emcke mit dem Trainer des SC Freiburg Christian Streich, nicht nur wegen der vielen Zuhörer*innen. Das Besondere daran war auch, dass hier zwei Personen aus ganz unterschiedlichen Bereichen sofort einen Draht zueinander hatten und sich intensiv und glaubwürdig über die Themen Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung ausgetauscht und, ich denke auch, voneinander gelernt haben. Und wenn ich noch ein persönliches Highlight hinzufügen darf: In der Podiumsdiskussion zum Thema „Hass aus der Perspektive verschiedener Religionsgemeinschaften“, in der, wie man sich unschwer vorstellen kann, auch kontrovers diskutiert wurde, hat eine Person am Ende gesagt „Wir hier auf dem Podium würden uns bei aller Verschiedenheit der Positionen nie die Köpfe einschlagen.“ Respekt und Toleranz dieser Art würde ich mir öfter wünschen.

Dr. Helmut Waller von Connected Services plante und organisierte als Projektleiter die Veranstaltungen für "Eine Uni, ein Buch" gemeinsam mit vielen Kolleg*innen der Universität Freiburg. Foto: Sandra Meyndt.

Können Sie einschätzen, wie das Projekt in die Universität hineingewirkt hat?

Die Reaktionen der Leute, die eine oder mehrere Veranstaltungen besucht haben, war ausnahmslos positiv, weshalb man von einer positiven Wirkung der Universität Freiburg nach innen und nach außen ausgehen kann. Inzwischen stehen die Links zu den Videoaufzeichnungen der Veranstaltungen auf unserer Homepage, und da kann man sehen, dass insbesondere die Vorlesungen nachgefragt werden. Hier geht es also um eine Art ‚Langzeitwirkung‘.

Wie lief die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung innerhalb der Universität zu dem Projekt?
Das Rektorat hat uns vorbehaltlos den Rücken gestärkt, zum Beispiel, indem regelmäßig im Senat darüber berichtet wurde. Und auch auf Arbeitsebene hat das Projekt seine Wirkung entfaltet, fast 70 Universitätsmitglieder waren daran beteiligt, sei es als Diskutierende, sei es als Aktive im Hintergrund bei der Organisation oder der Technik. Bei allen möchte ich mich ganz herzlich bedanken!

Haben Sie die Ziele, die Sie sich persönlich vorab gesteckt hatten, erreicht?

Ich wollte ein uns alle betreffendes Thema in die Universität tragen, und ich wollte eine gute Projektidee erfolgreich umsetzen. Beides ist, so mein Eindruck, gelungen. Ich habe sehr viel bei dieser Umsetzung gelernt, über das Thema Hass, aber auch von den Menschen und über die Menschen, die bei der Organisation unterstützt haben. Die Resonanz der Veranstaltungen hätte indes noch größer sein können, was unter anderem auch an der hohe Veranstaltungsdichte nach dem vergangenen Corona-Winter gelegen haben könnte oder auch einem sich vor diesem Hintergrund veränderndem Besuch*erinnenverhalten. Das ist für uns Ansporn, noch intensiver innovative Fomate zu entwickeln, die die klassischen wie etwa Vorlesungen, Podiumsdiskussionen oder Seminare ergänzen.

Wissen Sie, wie es Carolin Emcke, der Autorin des Buchs, auf dem das Projekt basierte, gefallen hat?

Nachdem Carolin Emcke erfahren hatte, dass wir ihr Buch ausgewählt hatten, hat sie sich spontan sehr positiv dazu geäußert, so dass die Idee, sie direkt anzusprechen und nach Freiburg einzuladen, nahelag. Der weitere Austausch mit ihr war sehr konstruktiv und kooperativ. Als sie dann Anfang Juli hier war, war sie von der Durchführung und der inhaltlichen Breite unseres Programms, insbesondere auch von dem Abend mit Christian Streich, sehr angetan, so dass ich schon sagen würde: Ja, ihr hat das Projekt gefallen.

Eine Uni - ein Buch