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Menschen helfen, die es am meisten brauchen

Die Brasilianerin Nilva Schächer glaubt an die Kraft der Sprache im alltäglichen Miteinander

Freiburg, 23.07.2018

Die portugiesisch-sprachige Community ist geografisch weit verbreitet: Portugiesisch wird nicht nur in Portugal und Brasilien, sondern auch in Angola, Kap Verde, Guinea-Bissau, Mosambik, São Tomé e Príncipe und Osttimor gesprochen – weltweit sind das 261 Millionen Menschen. An der Universität Freiburg jedoch wird die Sprache nur selten belegt. In einer Serie über selten gelernte Sprachen hat sich Christine Hohlbaum mit der Dozentin Nilva Schächer über die Vorteile und mögliche Missverständnisse des Portugiesischen unterhalten.

Seit 2005 unterrichtet die gelernte Sozialarbeiterin und studierte Sprachlehrerin Nilva Schächer Portugiesisch. 2015 hat sie am Sprachlehrinstitut angefangen.
Foto: Klaus Polkowski

Frau Schächer, warum zählt Portugiesisch zu den selten gelernten Sprachen?

Nilva Schächer: Länder, in denen Portugiesisch gesprochen wird, zählen zu den Entwicklungs- und Schwellenländern dieser Welt. Für die meisten Menschen ist die Sprache wirtschaftlich gesehen also weniger interessant als beispielsweise Französisch, Deutsch, Spanisch oder Englisch. Nichtdestotrotz ist Portugiesisch, wie Französisch und Spanisch auch, eine romanische Sprache. Wenn man eine dieser Sprachen kennt, lernt man Portugiesisch relativ leicht.

Welche Gründe gibt es, Portugiesisch zu lernen?

Portugiesisch-sprachige Länder locken nicht mit wirtschaftlichem Reichtum; sie haben Bedarf an sozialem Engagement – es gibt dort viele soziale Schwachpunkte, zum Beispiel die hohe Zahl der Straßenkinder oder die Arbeitslosigkeit. Man muss nicht unbedingt eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler sein, um Portugiesisch zu erlernen. Als Sozialarbeiterin habe ich erlebt, wie wichtig die Sprache im Alltag ist. Es geht darum, Mensch zu sein, sich für etwas Neues zu interessieren und anderen Menschen zu helfen, die es am meisten brauchen.

Welchen Ausdruck sollte jede und jeder kennen?

„Obrigada“ (Dankeschön) ist ein sehr wichtiges Wort. Im Übrigen hängt es im Portugiesischen von der Sprecherin oder dem Sprecher ab, ob die weibliche oder männliche Form verwendet wird – im Italienischen zum Beispiel ist das andersrum.

Was ist Ihr Lieblingswort?

„Saudade“ ist ein genialer Begriff. Man könnte ihn mit dem Wort „Sehnsucht“ übersetzen: „Mir fehlt etwas; ich habe es für immer verloren, und ich weine der Sache nach.“ Es ist wie in der Liebe: Es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als nie geliebt zu haben. Ein anderer Ausdruck, den ich gerne verwende, ist „Chorar o leite derramado“ (Über verschüttete Milch weinen). Ich beweine etwas, das unwiederbringlich ist.

Vor welchem „false friend“ müssen sich die Leute im Portugiesischen hüten?

Es gibt unter den Spielarten des Portugiesischen tatsächlich Missverständnisse. Das Brasilianische, das ich spreche, hat zum Beispiel das Wort „bicha“ aus dem Portugiesischen übernommen. In Portugal bedeutet es „Warteschlange“, im Brasilianischen hingegen bedeutet die männliche Form „o bicha“ „Homosexueller“.

Welchen Ausdruck, den es auf Ihrer Sprache gibt, vermissen Sie im Deutschen?

„Chega de saudade“ ist ein Begriff, der mit Sehnsucht verbunden ist. Er bedeutet so viel wie: „Mir reicht’s! Ich sehne mich so sehr nach dir.“ Es ist auch der Titel eines sehr bekannten brasilianischen Lieds.

Mit welchem portugiesischen Wort lässt sich am besten die Universität Freiburg umschreiben, und was bedeutet es?

Da ich Literatur studiert habe, sehe ich die Universität im literarischen Kontext: „Classisismo“ bedeutet „Klassizismus“. Es ist etwas Wertvolles, das man bewahren soll und worauf man sich trotz Modernität beziehen kann.

 

Sprachlehrinstitut

Das Sprachlehrinstitut (SLI) der Universität Freiburg bietet mehr als 20 Sprachen an. Die Kurse stehen allen Studierenden, Bediensteten und Gästen der Universität sowie der interessierten Öffentlichkeit offen.

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