Lehrerbildung aus einem Guss
Freiburg, 16.05.2017
Kooperationen zwischen Schulen und Universitäten haben viele Vorteile: Sie fördern den Austausch über die Qualität des Unterrichts, bereiten Lehramtsstudierende auf den späteren Beruf vor und bieten der Forschung die Möglichkeit, Erkenntnisse aus dem Schulunterricht zu gewinnen. Das Freiburg Advanced Center of Education (FACE) hat nun den Vertrag mit seiner fünften Partnerschule geschlossen.
Das Walter-Eucken-Gymnasium und Kaufmännische Schulen I öffnet seine Türen für Forschende: Die Zusammenarbeit soll eine stärkere Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Lehrerbildung ermöglichen.
Foto: Walter-Eucken-Gymnasium
Praxis und Theorie in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern stärker verknüpfen: Das ist eines der Ziele von FACE, dem Kooperationsnetzwerk der Albert-Ludwigs-Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Die Einrichtung ist kürzlich eine Partnerschaft mit dem Walter-Eucken-Gymnasium (WEG) in Freiburg eingegangen, die beiden Seiten zugutekommt. „Wir wollen damit im Lehramtsstudium eine Ausbildung wie aus einem Guss garantieren", sagt Dr. Martina von Gehlen, Koordinatorin des Praxiskollegs am FACE.
Martina von Gehlen, Lars Holzäpfel und Claudia Feierling (von links) haben den Kooperationsvertrag unterzeichnet.
Foto: Walter-Eucken-Gymnasium
Außer dem WEG arbeiten bisher vier Schulen mit dem FACE zusammen: Die Max-Weber-Schule, die Emil-Thoma-Realschule und die Albert-Schweitzer-Werkrealschule in Freiburg sowie das Kreisgymnasium Bad Krozingen haben ebenfalls einen Kooperationsvertrag unterschrieben. „Wir haben uns zunächst vorgenommen, zehn bis zwölf Schulen als Hochschulpartnerschule zu gewinnen und modellhaft die Ebenen der Zusammenarbeit auszuloten. Später sollen dann weitere hinzukommen", erklärt von Gehlen.
An den Schulen werden Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Lehrende in Forschungsprojekten zusammenarbeiten. „Für unsere Lehrkräfte ist es wichtig zu erfahren, welche neuen Entwicklungen es in der Didaktik gibt. Durch den Kontakt mit den Hochschulen bilden sie sich auf diesem Gebiet kontinuierlich weiter", sagt Claudia Feierling, Schulleiterin des WEG.
Mathematik visualisieren
Das erste Projekt am WEG hat bereits begonnen – es wird von Prof. Dr. Lars Holzäpfel, Leiter des Praxiskollegs am FACE und Beauftragter für das Zentrum für schulpraktische Studien der Pädagogischen Hochschule (PH) Freiburg, mit Juniorprofessorin Dr. Anika Dreher vom Promotionskolleg Visualisierungen im Deutsch- und Mathematikunterricht der PH betreut. Schwerpunkt des Vorhabens sind Visualisierungen, die dazu dienen, Mathematik umfassender zu verstehen. „Viele Oberstufenschülerinnen und -schüler haben Schwierigkeiten mit grundlegenden mathematischen Konzepten, wie zum Beispiel dem Prozentrechnen. Ihnen fehlen oft Erinnerungshilfen, mit denen sie sich Zusammenhänge herleiten und merken können", erläutert Holzäpfel. Bereits 150 Schüler der elften Klasse am WEG haben an der Vorbefragung zu ihren mathematischen Kenntnissen teilgenommen.
Das Projekt kombiniert Theorie und Praxis: Kolleginnen und Kollegen von Realschulen und des Walter-Eucken-Gymnasiums treffen sich in einer Lerngemeinschaft und treten über verschiedene Schulstufen und Schulformen hinweg in den Dialog. Forscherinnen und Forscher moderieren den Prozess.
Dieses Vorhaben veranschauliche gut, wie die Kooperation allen Beteiligten nutze, findet Feierling. „Den Schülern werden Methoden vermittelt, mit denen sie sich selbst helfen können, Zusammenhänge besser zu verstehen. Die Lehrkräfte wiederum bekommen neue Impulse, wie sie die unterschiedlichen Denkstile und Bedürfnisse der Schüler besser in ihren Unterricht integrieren können." Auch angehende Lehrer profitieren von den Projekten. Neben dem Orientierungspraktikum und dem Praxissemester können sie eigenständig an den Schulen forschen und sogar ihre Abschlussarbeiten über schulpraktische Erfahrungen schreiben.
Alle Fächer
„Neben der Mathematik können natürlich auch alle anderen Fächer in den Blick genommen werden", betont von Gehlen. An anderen Partnerschulen werde zum Beispiel im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht geforscht. Auch am Walter-Eucken-Gymnasium soll das Mathematik-Projekt nur der Anfang sein. „Wir haben so viel Glück mit dem Standort Freiburg, sowohl die Universität als auch die Pädagogische Hochschule sind in der Nähe. Das möchten wir auf jeden Fall nutzen", sagt Feierling. Aber werden die ganzen Projekte den Schülern nicht irgendwann zu viel? „Man kann natürlich nicht alle Vorhaben gleichzeitig umsetzen. Solange man die Schüler informiert, ernst nimmt und wertschätzt, bleiben sie aber auch dran."
Julia Dannehl