Der Sound des Summer of Love
Freiburg, 04.07.2017
Eine Freiburger Schau huldigt dem legendären „Summer Of Love”, der im Grunde sogar drei Sommer umfasste, nämlich die von 1967 bis 1969. Dr. Knut Holtsträter vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg und seine Studierenden haben zusammen die Ausstellung „Summer of Love und der lange deutsche Winter des Nachhörens – Woodstock und die Schallplatte“ erarbeitet, die ab dem 11. Juli 2017 zu sehen ist. Alexander Ochs hat einige der Seminarteilnehmer gefragt, was ihr Lieblingsstück ist.
Foto: Patrick Seeger
Herr Holtsträter, was ist Ihre Lieblingsplatte aus der Ausstellung?
„Eine Hammerfrage! Am meisten Spaß macht mir die Schallplatte mit dem Titel ‚Strictly For Snobs‘. Das ist eine Label-Kompilation von MGM, also der Musiksparte des großen Filmstudios. Die Platte habe ich für drei Euro auf dem Trödelmarkt erstanden. Darauf finden sich 16 Instrumentalstücke – auf jeder Seite acht –, die mit Orchester eingespielt wurden, darunter auch heute bekannte Songs wie ‚Girl Form Ipanema‘ oder ‚Blowin‘ In The Wind‘. Ich schätze den entspannten Westküstensound, eine Mischung aus Jazz und Easy Listening und finde die Produktion extrem hochwertig. Außerdem finden sich viele Informationen auf dem Cover, zum Beispiel über das Orchester. Der ironische Anspruch des Titels ‚Strictly For Snobs‘ ist wohl auch ein wenig ernst gemeint. Ich stelle mir eine Dinner- oder eine Cocktailparty dazu vor.“
Knut Holtsträter lehrt am Zentrum für Populäre Kultur und Musik und hatte die Idee, mit seinen Studierenden eine Ausstellung zu entwerfen. Foto: Patrick Seeger
Herr Nopper, was ist Ihre Lieblingsplatte aus der Ausstellung?
„Die frühere Band von Janis Joplin heißt ‚Big Brother & The Holding Company‘. Sie spielte mit ihr kurz vor ihrem Durchbruch. Zwei Sachen finde ich an diesem Album spannend: zum einen, wie innovativ der Comic-Künstler Robert Crumb sie gestaltet hat. Zum anderen zeigt das Cover gut, wie vernetzt die damals im Entstehen begriffene kalifornische Hippieszene bereits war. Da finden sich viele Hinweise und Anspielungen drauf, zum Beispiel auf den Veranstalter Bill Graham oder auch auf die Hells Angels. Musikalisch finde ich das Album überraschend unauffällig. Da ist zwar auch der Song ‚Summertime‘ drauf, aber insgesamt knüpft die Platte eher an vorhandene Folk- und Country-Traditionen an.“
Maxim Nopper studiert Medienkulturwissenschaft und hat am Seminar teilgenommen.
Foto: Patrick Seeger
Herr Rabian, was ist Ihre Lieblingsplatte aus der Ausstellung?
„Ich habe mir zwei Singles ausgesucht, die sehr geläufig sind: ‚San Francisco (Be Sure To Wear Some Flowers In Your Hair)‘ von Scott McKenzie und ‚All Along The Watchtower‘ von Jimi Hendrix und seiner Band. Die Songs sind 1967 beziehungsweise 1968 veröffentlicht worden. Ich finde sie interessant, weil sie recht unterschiedlich vom Publikum aufgenommen worden sind. Der Song ‚San Francisco‘ ist in Deutschland recht bekannt und war auch Nummer eins in den hiesigen Charts. Bei Jimi Hendrix sieht das ganz anders aus: In den Staaten war ‚All Along The Watchtower‘ in den Top 20, in Deutschland dagegen gar nicht in der Hitparade vertreten. Das Stück stammt ja ursprünglich von Bob Dylan, aber die Version von Hendrix ist viel bekannter. Ich war übrigens erstaunt, wie billig man diese Platten heute bekommt: Im Internet habe ich Angebote für 85 Cent gefunden.“
Seminarteilnehmer Garrett Rabian stammt aus Pennsylvania/USA und verbringt ein Jahr an der Universität Freiburg. Er studiert Ingenieurwesen und Deutsch. Foto: Patrick Seeger
Ausstellung ab 11. Juli 2017
Die Ausstellung „Summer of Love und der lange deutsche Winter des Nachhörens – Woodstock und die Schallplatte“ startet am 11. Juli und läuft bis 8. Zum September 2017 im Foyer des Carl-Schurz-Hauses, Eisenbahnstraße 62, 79098 Freiburg. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.