Artikelaktionen

Sie sind hier: Startseite Online-Magazin lehren & lernen Berufsstart wie in den Tropen

Berufsstart wie in den Tropen

Auszubildende berichten über ihren Arbeitsalltag als Gärtner, Chemielaborant oder Feinwerkmechaniker

Freiburg, 26.11.2018

Berufsstart wie in den Tropen

Foto: Harald Neumann

An der Albert-Ludwigs-Universität kann man nicht nur studieren, sondern auch eine Ausbildung absolvieren. Etwa 80 Auszubildende arbeiten derzeit in den Werkstätten und Laboren der naturwissenschaftlichen Institute, in der Verwaltung, im Botanischen Garten oder in der Universitätsbibliothek. Fünf von ihnen haben Alice Tátrai-Gruda geschildert, was die Ausbildung an der Universität für sie so besonders macht.

„Wenn ich erzähle, dass ich eine Ausbildung an der Uni mache, kommt erstmal: ‚Was? Kann man an der Uni überhaupt eine Ausbildung machen?‘ Ja, kann man. Und sogar in ganz unterschiedlichen Bereichen. Die Flexibilität, die an der Uni geboten wird, gerade mit dem Zeiterfassungssystem und dem entspannten Arbeitsumfeld, stellt für mich schon ein Alleinstellungsmerkmal dar. Verglichen mit meinen bisherigen Nebenjobs war das wie ein Eintritt in eine andere Welt. Das war wie ein Kulturschock quasi, aber angenehm. Zu Beginn habe ich mit Lötübungen angefangen, danach kommen kleinere Auftragsarbeiten und später eigene Projekte. Im Prinzip geht es dann relativ zügig vom Herstellen übers Bestücken bis hin zum Einbau und Design des Geräts. Der Gehäusebau gefällt mir sehr gut: zu sehen, wie ein Projekt langsam entsteht und am Ende optimiert wird. Das ist etwas Besonderes für mich.“

Joshua Schwarber, Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme, 4. Ausbildungsjahr


Joshua Schwarber schraubt an einem Projekt beim Gehäusebau. Foto: Harald Neumann

 

„Ich habe mehrere Praktika gemacht, in Industriebetrieben und auch hier an der Universität, und das war schon ein enormer Unterschied. In der Industrie sind ganz viele Sachen eintönig. Das ist hier ganz anders. Es gibt viel Abwechslung, unterschiedliche Projekte, wir lernen ziemlich schnell die Drehbank und die Fräsmaschine kennen, was bei manchen Kolleginnen und Kollegen in meiner Klasse an der Berufsschule nicht der Fall ist. Man lernt viele verschiedene Fertigungstechniken und auch viel Handwerkliches, was so eigentlich gar nicht mehr üblich, aber trotzdem interessant und wichtig ist. Am besten gefällt mir mein aktuelles Projekt: die Fertigung eines Einzylinder-Viertakt-Motors. Das letzte Mal wurde er hier vor fünfzehn Jahren gefertigt. Auch die Betreuung ist sehr gut, jeder Auszubildende hat hier seinen eigenen Meister, der einem viel beibringt und jede Frage beantwortet, die man hat.“

Sarah Mayer, Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin, 2. Ausbildungsjahr


Mit viel Konzentration: Sarah Mayer arbeitet am liebsten an der Drehbank.
Foto: Harald Neumann

 

„Ich war schon vor meiner Ausbildung von der Pflanzenwelt fasziniert und freute mich umso mehr, mir durch die vielseitige und detailreiche Lehre großes Wissen über die Botanik anzueignen. Auch in der Berufsschule lernen wir viel über die einzelnen Arten, die Struktur der Pflanze, die verschiedenen Substrate und Böden. Hier im Botanischen Garten gibt es eine größere Pflanzenvielfalt als in einer normalen Gärtnerei. Ich kann mit den Pflanzen ganz viele Versuche machen, beobachten, wie sie reagieren, und das ganze Leben vom Keimling bis zur Blüte sehen: wie die Pflanze sich entwickelt, statt sie hochzuziehen und schließlich zu verkaufen. Was ich unter anderem  gern mache, ist das Nebeln und Gießen in den Gewächshäusern. Es ist eine tolle Atmosphäre, wenn durch den Wasserstrahl die Sonne scheint und das Wasser überall plätschert, dann könnte man meinen, dass man wirklich in den tropischen Wäldern ist. Die Ausbildung hat meine Erwartungen an manchen Stellen sogar übertroffen.“

Felix Schwarz, Ausbildung zum Gärtner – Fachrichtung Zierpflanzenbau, 1. Ausbildungsjahr


Wie in den tropischen Wäldern: Felix Schwarz an seinem Lieblingsort im Gewächshaus.
Foto: Harald Neumann

 

„Meine direkten Betreuer in der Ausbildung sind Doktoranden, in deren Projekte ich eingebunden werde. Die Aufgaben sind sehr vielfältig und ich finde, man lernt hier viel mehr über den chemischen Hintergrund, weil man sozusagen an der Quelle, an der Forschung näher dran ist. Das Lehrlabor extra für Auszubildende ist bei uns eine Besonderheit. Andere Unternehmen schicken ihre Auszubildenden zu uns, um sie auf die Prüfungen vorzubereiten. Hier wird Wert darauf gelegt, dass die Auszubildenden sehr gut vorbereitet sind. In der Schule wird das ganze Chemiewissen wirklich von Anfang an gelehrt, sodass auch Auszubildende ohne Vorkenntnisse mitkommen. Was ich von der Ausbildung mitnehmen werde, sind diese Kenntnisse und diese Erfahrungen, die sich bei mir angesammelt haben. Wenn ich im Labor stehe, fühle ich mich sicher, weil ich weiß, was ich zu tun habe und wie es funktioniert.“

Rim Sayed-Ahmad, Ausbildung zur Chemielaborantin, 3. Ausbildungsjahr


Rim Sayed-Ahmad schätzt die gute Vorbereitung auf den späteren Beruf.
Foto: Harald Neumann

 

„Eine meiner Lieblingstätigkeiten ist das Erstellen von Kontierungsblättern, also Einnahmen und Ausgaben für die spätere Kontierung in der Universitätskasse vorzubereiten. Dabei muss man auf jeden Fall sehr genau sein, denn die Rechnungen sind nicht immer gleich auf den ersten Blick zu verstehen, aber das macht den Reiz daran aus. Meine anderen Aufgaben sind, Bewilligungsbescheide für die universitären Stiftungen zu schreiben oder die Immobilien der Universität zu verwalten. An der Universität ist das Besondere, dass man ein breites Spektrum des Berufes mitbekommt. Man ist nicht immer im selben Büro, sondern hat verschiedene Einsatzbereiche in den verschiedenen Instituten. Im Austausch mit anderen Auszubildenden merke ich, dass die Universität eher einen geschützten Rahmen, Freiräume und eine hohe Flexibilität bietet. Auch die Angebote zur eigenen Weiterbildung sowie Möglichkeiten, einen Ausgleich zur Arbeit zu finden, wie Unisport oder das Studium generale, sind sehr gut.“

Marc Boppel, Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement, 1. Ausbildungsjahr


Weiterziehen von Büro zu Büro: Marc Boppel mag die Abwechslung bei seiner Ausbildung.
Foto: Harald Neumann

 

Ausbildung an der Universität Freiburg

Die Universität Freiburg bietet eine Ausbildung als Chemielaborant/in, Feinwerkmechaniker/in, Elektroniker/in für Geräte und Systeme, Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement, Fachinformatiker/in Anwendungsentwicklung oder Systemintegration, Gärtner/in – Fachrichtung Zierpflanzenbau, Fachangestellte/r für Medien und Informationsdienste sowie Höherer Bibliotheksdienst – Wissenschaftliche/r Bibliothekar/in. Praktika an der Universität Freiburg bieten eine Gelegenheit, den Beruf und die Ausbildungsstätte kennenzulernen. Möglich sind entweder ein einwöchiges Praktikum im Rahmen der Berufsorientierung an Gymnasien und Realschulen (BoGy, BORS) oder ein Praktikum über einen individuell festgelegten Zeitraum.

Ausbildungsbörse der Universität Freiburg