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Begegnungen auf Augenhöhe

Persönliche Einblicke ins Mentoring zum zehnjährigen Jubiläum des Programms MentoMed II

Freiburg, 20.09.2023

Im Jahr 2023 feiert das Mentoring-Programm MentoMed II der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg sein zehnjähriges Bestehen. Im Rahmen des Programms haben Medizinstudierende, die sich in der zweiten Hälfte ihres Studiums befinden, die Möglichkeit, sich mit erfahreneren Ärzt*innen auszutauschen. Die Mentoring-Gruppen bestehen in der Regel für ein Jahr. Im Wintersemester 2023/24 nehmen 72 Mentor*innen und 109 Mentees am MentoMed II-Programm teil, sowohl in Tandems als auch in Gruppen mit zwei bis drei Mentees.

Um einen persönlichen Einblick in Erfahrungen mit dem Programm zu bekommen, hat sich Verena Krall mit zwei ehemaligen Teilnehmenden unterhalten: Prof. Dr. Georg Mols ist Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin am Ortenau-Klinikum Lahr und Luc Wiesmüller studiert Humanmedizin im achten Fachsemester. Die beiden haben ihr Mentoring-Tandem im Sommersemester 2023 abgeschlossen.

Wie sind Sie auf das Mentoring-Programm aufmerksam geworden?

Luc Wiesmüller: Ich bekam letztes Semester eine E-Mail an meine Uni-Adresse, in der das Programm beworben wurde. Da war ich einfach neugierig und habe mich angemeldet. Dann musste ich einen Fragebogen zu meinen Wünschen bezüglich des Mentorings ausfüllen, welche Fachrichtung für mich interessant wäre, aber auch in welcher Phase des Berufs der*die Mentor*in sein sollte. Mir war wichtig, im Mentoring Ratschläge aus der Perspektive von jemandem mit einigen Jahren Berufserfahrung zu bekommen. Entsprechend war ich dann sehr froh über das Tandem mit Georg Mols, der als Chefarzt für Anästhesie genau in dem Fachgebiet unterwegs ist, das mich gerade sehr interessiert.

Prof. Dr. Georg Mols: Mich hat die Anfrage damals auch per Rundmail erreicht, und ich habe mich direkt gemeldet, als ich davon erfahren habe. Ich habe selbst knapp zwanzig Jahre am Universitätsklinikum Freiburg in verschiedenen Karrierestufen, zuletzt als leitender Oberarzt, gearbeitet und fühle mich der Freiburger Universität deshalb eng verbunden. Als Oberarzt, erst recht als leitender Oberarzt, begleitet man außerdem immer wieder junge Kolleg*innen, teilweise auch nachdem sie an eine andere Klinik gewechselt sind. Diese persönliche Begleitung habe ich schon oft als sehr bereichernd erlebt, weshalb ich mich gerne am Mentoring-Programm beteiligt habe. Luc Wiesmüller war jetzt mein erster Mentee.

Und wie ging es nach der Anmeldung weiter?

Wiesmüller: Zunächst gab es ein Treffen in großer Runde mit allen neuen Mentor*innen und Mentees, bei dem das MentoMed II-Programm vorgestellt wurde und man seine*n Partner*in kennengelernt hat. Es war schön zu sehen, dass viele der Ärzt*innen einander offenbar schon kannten. Man hat gemerkt, dass es hier eine engagierte, gut vernetzte Community gibt, die sich in der Ausbildung junger Ärzt*innen einsetzt. Für mich war es eindrücklich zu sehen, dass sich so viele praktizierende Ärzt*innen der außeruniversitären Ausbildung der Studierenden annehmen und dieser einen hohen Stellenwert beimessen.

Mols: Beim ersten Treffen zu zweit haben wir dann erörtert, was gerade die wesentlichen Fragen für Herrn Wiesmüller sind, wo der Schuh drückt, besonders mit Blick auf seinen weiteren Weg durchs Studium in den Beruf. Das ist schließlich für jeden individuell anders.

Mit welchen Erwartungen sind Sie an das Programm herangegangen? Und haben sich diese erfüllt?

Mols: Meine Erwartungen haben sich tatsächlich erfüllt: Als ich gehört habe, in welchem Semester Herr Wiesmüller ist, konnte ich mich schon ungefähr auf die Fragen einstellen. Ein großes Thema war zum Beispiel, wie er eine für ihn sinnvolle Promotionsstelle finden kann. Außerdem war mir wichtig, Einblicke in den Alltag als Arzt zu geben, denn das tatsächliche Berufsleben wird zum Ende des Studiums immer interessanter.

Wiesmüller: Ich konnte mir am Anfang nicht so viel unter Mentoring vorstellen. Überrascht hat mich, dass wir oft über ganz konkrete nächste Schritte gesprochen haben: Was könnte ich ausprobieren, wobei lohnt es sich, dranzubleiben und es durchzuziehen? In dem Jahr ist bei mir viel passiert, besonders, weil ich neben dem Studium mit der Promotion begonnen habe. Da waren die Denkanstöße von Herrn Mols bei unseren Treffen sehr wertvoll. In Bezug auf den Arztberuf war es für mich außerdem gut zu sehen, dass überhaupt Zeit für Engagement wie das im Rahmen eines Mentorings bleibt – das war auf jeden Fall motivierend.

Würden Sie im Nachhinein anderen Ärzt*innen oder Medizinstudierenden empfehlen, am MentoMed II-Programm teilzunehmen?

Wiesmüller: Ja, ich würde es tatsächlich vorbehaltlos all meinen Kommiliton*innen empfehlen. Ich glaube, diese Vernetzung und der Austausch über Generationen hinweg ist total wertvoll. Man nimmt überhaupt erst wahr, wie Probleme aus den unterschiedlichen Blickwinkeln unterschiedlich wahrgenommen werden und entwickelt so ein Verständnis füreinander. Natürlich kann es passieren, dass die Tandempartner*innen gar nicht zusammenpassen. Dann finde ich es auch vollkommen legitim zu sagen, man bricht das Mentoring nach ein, zwei Treffen ab.

Mols: Genau, man hat eben nichts zu verlieren. Auch von Mentor*innenseite ist so ein Austausch sehr bereichernd. Jede Generation hat andere Vorstellungen davon, wie sie leben und arbeiten will – da schon früh Einblicke in neue Studierendenjahrgänge zu bekommen, finde ich interessant. Die persönliche Begegnung hilft auch, Vorurteile abzubauen, die gegebenenfalls aufkommen. Ich sehe es als eine Aufgabe von erfahreneren Ärzt*innen an, sich immer wieder bewusst zu machen: Es ist nicht so, dass die Jüngeren alles schlechter machen. Solche gedanklichen Muster aufzubrechen gelingt eben besonders im Gespräch.

Wiesmüller: Für mich war es übrigens besonders hilfreich, Einblicke in ein Krankenhaus zu bekommen, das gerade keine Uniklinik ist. Diese Perspektive fehlt im Studium tendenziell, dabei bieten die Krankenhäuser in der Freiburger Umgebung oft auch ein sehr breites Behandlungsspektrum an. Deshalb die Ermutigung gerade auch an Ärzt*innen außerhalb des Universitätsklinikums, sich die Zeit zu nehmen und am Mentoring-Programm als Mentor*innen teilzunehmen.

Wie geht es bei Ihrem Tandem in Zukunft weiter? Haben Sie vereinbart, sich weiterhin zu treffen?

Mols: Ich habe auf jeden Fall angeboten, dass ich bei Bedarf weiterhin ansprechbar sein werde. Ich selbst habe mir in meinem Berufsleben oft den Rat von jemandem mit mehr Erfahrung gewünscht. Die eigenen Kolleg*innen sind zwar genauso mögliche Ansprechpartner*innen, aber manchmal will man vielleicht explizit mit jemandem mit einer Außenperspektive sprechen.

Wiesmüller: Ich habe im Lauf des Mentorings gemerkt, dass so ein Austausch auf der Metaebene sehr wertvoll ist. Von daher freue ich mich sehr über dieses Angebot und sehe den Kontakt als wertvolle Ressource an.

Interview: Verena Krall

Das Land Baden-Württemberg fördert MentoMed über den Hochschulfinanzierungsvertrag 2 (HoFV II), Sonderlinie Lehre.

Weitere Informationen zu MentoMed:

Agnes Bruckner, Koordinatorin Mentoring am Studiendekanat der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Freiburg
agnes.bruckner@uniklinik-freiburg.de