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Blaupause für nachhaltige Mobilitätsentwicklung

Ergebnisse des Forschungsprojekts SuMo-Rhine geben Impulse für die Verkehrswende in der Dreiländerregion Oberrhein

Freiburg, 19.11.2021

Mit einem Kolloquium an der Universität Freiburg hat am 17. November das deutsch-französische Verbundprojekt SuMo-Rhine, das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordinierte wird, seinen Abschluss gefunden. Neun Projektpartner und mehr als 20 assoziierte Partner haben in den vergangenen drei Jahren daran gearbeitet, die Grundlagen für nachhaltige Mobilität am Oberrhein zu verbessern. Die Ergebnisse, namentlich das „Kommunale Informationssystem für Nachhaltige Mobilität“, könnten auch für andere Regionen richtungweisend sein.


Erfolgreiche Kollaboration: Das deutsch-französische Verbundprojekt SuMo-Rhine hat Wissen und Anwendungen für mehr nachhaltige Mobilität am Oberrhein hervorgebracht. Foto: Lydia Albrecht, KIT

Was brauchen Kommunen und Regionen, um den Sektor Mobilität nachhaltig zu entwickeln? Am Beispiel der dynamischen, trinationalen Metropolregion Oberrhein haben sich die Universität Freiburg gemeinsam mit dem KIT, der Straßburger École d’architecture (ENSAS), der Universität Straßburg, dem Centre national de la recherche scientifique (CNRS), der Universität Haute-Alsace, der Universität Koblenz-Landau sowie der Stadt Lörrach diese Frage nun beantwortet. Im Verbundprojekt „SuMo-Rhine – Förderung der nachhaltigen Mobilität in der Region Oberrhein“ entwickelten sie unter anderem das datengetriebene Kommunale Informationssystem für Nachhaltige Mobilität (KINaMo). Unter 61 Gesichtspunkten (Indikatoren) erfasst und bewertet KINaMo kommunale Mobilitätsangebote. Zugleich zeigt es auf, wie die Angebote nachhaltiger – das heißt sicherer, wirtschaftlicher, umweltfreundlicher und bedarfsgerechter – gemacht werden können.

Mit Unterstützung des Online-Geodatendienstes HERE gelang es, Kommunen und Öffentlichkeit die erforderlichen empirischen Daten – etwa zu Fahrplänen, Verkehrsinfrastrukturen, Lärm- und Schadstoffbelastungen oder Unfallstatistiken –erstmals stetig, vergleichbar und automatisiert zur Verfügung zu stellen. „Mit SuMo-Rhine könnte die Region Oberrhein zu einer Blaupause für die nachhaltige Mobilitätsentwicklung anderer europäischer Grenzregionen werden“, sagt Professor Wolf Fichtner, Leiter des Deutsch-Französischen Instituts für Umweltforschung am KIT und Leiter des nach dreijähriger Laufzeit zu Ende gegangenen Projekts.

Neben der Entwicklung von KINaMo wurden empirische Analysen durchgeführt. Diese geben Aufschluss über politische Agenden und Herausforderungen in der Oberrheinregion. Deutlich wurde, dass verkehrspolitische Maßnahmen auf kommunaler Ebene die Verlagerung der Verkehrsnachfrage hin zu umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln fokussieren. Verkehrsvermeidung spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Untersucht wurden zudem die Verkehrsmittelwahl beim Arbeitsweg, die Gründe für diese Wahl sowie, situationsbedingt, die verkehrsbezogene Wahrnehmung der Coronakrise. Nicht zuletzt ermöglichen diese Analysen einen Vergleich zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz, den drei Ländern in der Oberrheinregion.

Lokale und grenzüberschreitende Anwendungen

Im zweiten zentralen Handlungsfeld des Projekts wurde das neue Indikatorensystem in realen Zusammenhängen erprobt und optimiert. Ein Schauplatz war dabei das südbadische Lörrach, welches durch seine Tallage vor den Toren Basels vor besonderen Mobilitätsherausforderungen steht. Bei der Entwicklung von KINaMo brachten städtische Praktikerinnen und Praktiker die kommunale Perspektive von Beginn an ein. 

Am Beispiel der Stadt Straßburg wurden hingegen Stadtentwicklungsprojekte evaluiert – mithilfe eines Modells auf Grundlage des Indikatorensystems. Für die Eurometropole Straßburg entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei unterschiedliche, nachhaltige Mobilitätsszenarien, um den Wert des Indikatorensystems für die Beurteilung von Zukunftsentwürfen zu testen. Im Teilprojekt „SuMo Atlas“ entstand, ebenfalls auf Grundlage des Indikatorensystems, eine Kartierung, die den aktuellen Mobilitätszustand am Oberrhein aufzeigt.

Als ein prägnantes Projekt grenzüberschreitender Mobilität wurde schließlich eine 2017 in Betrieb genommene Straßenbahnlinie analysiert, die das schweizerische Basel und die rund fünf Kilometer entfernte französische Gemeinde St. Louis verbindet. „In der Oberrheinregion ist grenzüberschreitende Mobilität kein seltenes Phänomen und darf keine Barriere für nachhaltige Mobilitätskonzepte sein“, stellt Nora Baumgartner (DFIU), wissenschaftliche Koordinatorin des Projekts, fest. „Gerade in Grenzregionen sollten Synergien gehoben, Potenziale genutzt und gemeinsames Lernen forciert werden, um auf eine Minderung der Umweltwirkungen hinzuwirken.“

 

Weitere Informationen:

Projektseite

Informationssystem KINaMo

Institutsseite DFIU