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Mehr Freiraum zum Lernen und Leben

Mit dem Deutschlandstipendium unterstützen Bund und private Förderer gemeinsam leistungsstarke Studierende

Freiburg, 06.03.2017

Mehr Freiraum zum Lernen und Leben

Foto: ajcabeza / Fotolia.com

Seit fünf Jahren herrscht eine neue Kultur des Förderns: Das Deutschlandstipendium unterstützt begabte Studierende und würdigt ihr soziales Engagement. Mit 300 Euro monatlich entlastet das Stipendium die Studierenden und stärkt die Verbindung zwischen Hochschule, Wirtschaft und Gesellschaft.

Alexandre Kunz verbringt derzeit jede freie Minute in der Universitätsbibliothek. In vier Wochen steht das erste Staatsexamen in Jura an. Punkt acht Uhr betritt er jeden Morgen den Bau am Platz der Alten Synagoge. Der Stresspegel sei hoch, er gehöre eben nicht zu den Überfliegern, die alles mit links machen. „Ich bin froh, dass ich mich momentan vollkommen aufs Lernen konzentrieren kann. Am Anfang des Studiums musste ich noch jede Woche 20 Stunden arbeiten." Seit sechs Semestern hat Kunz mehr Freiraum zum Lernen und Leben: Das Deutschlandstipendium unterstützt ihn mit 300 Euro monatlich.

Zeit für soziales Engagement

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Stipendium im Jahr 2011 initiiert. Seit dem Wintersemester 2012/13 wird es an der Universität Freiburg vergeben. „Als ein Instrument der Hochbegabtenförderung hat das Deutschlandstipendium den Grundstein für eine neue Stipendienkultur gelegt", erläutert Daniela Mast, die das Programm an der Universität Freiburg koordiniert. „Es fördert engagierte Studierende, gibt ihnen Anreize für Bestleistungen und stärkt zudem die Verbindung zwischen Hochschule, Wirtschaft und Gesellschaft. Es schafft außerdem mehr Freiräume, sodass Studierende sich ganz auf ihr Studium konzentrieren und ihre Begabungen entfalten können." Rund 90 Prozent der deutschen Hochschulen beteiligen sich an dem Programm, 24.000 Studierende bundesweit werden gefördert. Das Deutschlandstipendium ist damit das größte öffentlich-private Projekt im Bildungsbereich, das es in Deutschland je gab.

Volles Haus im Peterhofkeller: Jedes Jahr treffen sich die Stipendiaten und die Stifter an der Universität. Foto: Uwe Nüssle

Jede Hochschule wählt die Stipendiatinnen und Stipendiaten selbst aus. Freiburg hat hierfür ein Punktesystem eingerichtet, das an erster Stelle gute Studienleistungen würdigt; soziales Engagement, die Herkunft aus einem nicht-akademischen Elternhaus oder das Überwinden biografischer Hürden werden jedoch ebenso berücksichtigt. Rita Bauer, die Zahnmedizin im fünften Semester studiert, sieht das Deutschlandstipendium als Anerkennung ihrer Leistungen. Nicht nur jener, die in Noten gemessen werden. Sie hat Querflötenunterricht gegeben, an Musikwettbewerben teilgenommen, eine Arbeitsgruppe an ihrer Schule geleitet und war Ministrantin. Kunz hat vor seinem Studium ein halbes Jahr bei einer privaten Altenpflegerin in Frankreich gearbeitet, jetzt begleitet er einen Flüchtling bei der Jobsuche und beim Gang zu Ämtern. Für gesellschaftliches Engagement ist wieder mehr Zeit, seit er gefördert wird.


Foto: ajcabeza/Fotolia

Public Private Partnership heißt das Konzept, das diese Unterstützung möglich macht. Öffentliche Hand und private Förderinnen und Förderer arbeiten dabei zusammen: 150 Euro je Stipendium steuern Wirtschaft, Privatleute und Stiftungen im Monat bei, das BMBF verdoppelt die Summe. Die Kosten für ein Stipendium betragen für den Stifter somit 1800 Euro im Jahr. Georg Greitemann, der als Partner der Anwaltskanzlei P+P Pöllath + Partners drei Studierende unterstützt, sieht in diesem Hebeleffekt einen großen Anreiz für Förderer. „Ich stifte aber vor allem, weil ich möchte, dass die Studierenden etwas aus sich und ihrer Zeit machen." Als der Anruf kam, ob er beim Deutschlandstipendium mitmache, habe er auch an den Vorteil für seine Kanzlei gedacht. Schließlich komme er mit begabten jungen Leuten in Kontakt, die er rekrutieren könne. Stifterin Ursula Schaefer, Almuna und Honorarprofessorin der Universität Freiburg, hat hingegen der starke Zusammenhalt unter den Stipendiaten imponiert. „Es herrscht ein starkes Wir-Gefühl zwischen den Stipendiatinnen und Stipendiaten eines Jahrgangs. Solch eine Solidarisierung innerhalb der großen Masse an Studierenden sowie die enge Bindung an die Universität finde ich sehr wertvoll."

Im aktuellen Vergabezeitraum 2016/2017 werden 107 Stipendiaten aus sämtlichen Fachrichtungen und Studienphasen an der Universität Freiburg gefördert – mehr als jemals zuvor. Demgegenüber stehen derzeit 28 regionale und überregionale Stifter. „Aber wir könnten für unseren Nachwuchs mehr erreichen", meint Mast. Derzeit stünden vom BMBF insgesamt 365 Stipendien zur Verfügung. Mast wünscht sich insbesondere eine größere Beteiligung der Wirtschaft. „Momentan sind es in der Mehrheit Alumnae und Alumni, die durch das Deutschlandstipendium etwas an ihre Bildungsstätte zurückgeben möchten." Ebenfalls etwas zurückgeben will Rita Bauer. „Ich habe schon entschieden, dass ich später selbst beim Deutschlandstipendium stiften will. Ich habe gesehen, wie viel es bedeutet, diese Unterstützung im Studium zu bekommen."

Sonja Seidel

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Weitere Informationen zum Deutschlandstipendium

Wer als Stifterin oder Stifter aktiv werden möchte, wendet sich an , Koordinatorin des Deutschlandstipendiums an der Universität Freiburg.