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Eine Bühne für alle

Bei der Gymnaestrada erlebten Freiburger Sportstudierende die interkulturelle Kraft von Tanz

Freiburg, 21.08.2019

Gut 18.000 Athletinnen und Athleten aus 69 Nationen: Die Gymnaestrada ist das weltweit größte Fest für den Turnsport. Der Deutsche Turnerbund hat eine Gruppe von Freiburger Sportstudierenden ausgewählt, bei der diesjährigen Veranstaltung eine Performance zu präsentieren.


Sozialkritische Performance: Die Studierenden ließen sich von Dave Eggers‘ Roman „The Circle“ inspirieren. Foto: Christina Plötze

Dass der Vertiefungskurs „Gymnastik/Tanz“ der Universität Freiburg jüngst an der Gymnaestrada im österreichischen Dornbirn teilnahm, könnte man auch schlicht als Exkursion des Sportinstituts bezeichnen. Doch dies hieße, den Erlebnischarakter der achttägigen Veranstaltung zu verkennen. Anders als für ihre Studierenden war die Erfahrung für Christina Plötze nicht neu. Sie unterrichtet nicht nur Tanz an der Albert-Ludwigs-Universität, sondern ist auch Trainerin des Matrix Showteam, das sich nach dem dritten Auftritt auf diesem weltweit größten Turnfest schon ganz zu Hause fühlt.

Die Gymnaestrada wird vom Weltgymnastikverband alle vier Jahre an einem anderen Ort veranstaltet. Mit der Olympiade mag sie den Turnus gemeinsam haben, nicht aber den Charakter: Die Gymnaestrada – die Wortschöpfung betont die Gymnastik, aber auch die Bühne – ist kein Wettbewerb, sondern eher ein großes Treffen des Breitensports. Gut 18.000 Athletinnen und Athleten aus 69 Nationen hatten sich im Juli 2019 am Bodensee versammelt, um ihre Choreografien und Showeinlagen zu zeigen und die der anderen Gruppen zu sehen.

Delegation aus Deutschland

Für Plötze ist die Gymnaestrada der beste Beleg für die Community-Dance-Bewegung, die der Choreograf Rudolf von Laban in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begründete. „Jede und jeder kann mitmachen, egal ob alt oder gehörlos“, sagt Plötze und erzählt, dass in diesem Jahr besonders viele inklusive Gruppen an der Veranstaltung teilnahmen. Im Team Deutschland waren die Studierenden aus Freiburg, neben einer Mannschaft aus München, die einzigen Tänzerinnen und Tänzer von einer Universität – und das obwohl Deutschland mit 2.000 Turnerinnen und Turnern nach der Schweiz die größte Delegation stellte.

Ihre Teilnahme haben die Freiburger Studierenden gemeinsam mit Plötze in Kleingruppen zu jeweils unterschiedlichen Themen vorbereitet; inzwischen haben sie auch die abschließende Klausur geschrieben. Bedenkt man, dass Essen, Unterkunft, der öffentliche Nahverkehr, die Anfahrt sowie der Festivalpass bezahlt werden müssen, sind sieben Tage nicht ganz billig. Einiges haben die Studierenden selbst bezahlt, einen Teil hat der Förderverein Alumni Freiburg e. V. mittels einer Spende finanziert. Aber auch der Verband der Freunde der Universität Freiburg, das Sportinstitut und die Fachschaft Sport haben ausgeholfen.

Farbe bekennen

Gut möglich, dass die Freiburger Studierenden das diesjährige Motto „Come together. Show your colours“ politischer nahmen als es vom Weltgymnastikverband gedacht war. Von Dave Eggers‘ Roman „The Circle“ über eine totalitäre Internetfirma ließen sich Christina Plötze und ihre Studierenden zu einer Choreografie inspirieren, die Kritik an sozialer Kontrolle und einer Zerstreuung der Aufmerksamkeit übt.

Zu den realen Erfahrungen der Teilnahme gehörte der Austausch mit Sportlerinnen und Sportlern der anderen Länder: Es dauerte nicht lang, erzählt Christina Plötze lachend, bis beim Einlauf der Nationen im Stadium in Dornbirn T-Shirts, Schuhe und Jacken zwischen den Nationen getauscht wurden. Doch nachhaltiger dürften die Erfahrungen der Vielfalt sein, die die diesjährige Gymnaestrada bei den Teilnehmenden hinterließ – zum Beispiel bei Robin von Wirén, einem Freiburger Sportstudenten: „Es war ein Erlebnis, das mir gezeigt hat, wie wichtig Tanz in jeder Kultur ist, wie wichtig Tanz für Menschen sein kann und nicht zuletzt, wie wichtig Tanz für mich ist.“

Annette Hoffmann