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Ehrensenator und Stifter

Horst Weitzmann, Unternehmer und langjähriger Vorsitzender des Universitätsrates Freiburg, feiert seinen 80. Geburtstag

Freiburg, 15.07.2021

Als Stifter, Förderer und langjähriger Vorsitzender des Universitätsrates ist er eng mit der Universität Freiburg verbunden: Der diplomierte Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur Horst Weitzmann, der 1983 die Badischen Stahlwerke in Kehl mit einem Geschäftspartner übernommen und zu neuer Blüte gebracht hatte, feierte im Juni 2021 seinen 80. Geburtstag im kleinen familiären Kreis. Ein Geschenk ganz anderer Art wartet in diesem Sommer noch auf den Ehrensenator der Universität Freiburg: Er wird im August mit seiner Ehefrau Marlis, den drei erwachsenen Töchtern mit Partnern und elf Enkelkindern um die Insel Korsika segeln. Anita Rüffer blickt im Interview mit Horst Weitzmann auf sein Leben und seine Verbindung zur Universität Freiburg zurück.


Mit der Neuen Universitätsstiftung möchte Horst Weitzmann den begabtesten Forschenden der Universität Freiburg Freiräume ermöglichen, damit sie ihr Potenzial entfalten können.
Foto: Patrick Seeger

Herr Weitzmann, Sie sind 1941 im sächsischen Riesa an der Elbe geboren, einem Ort, der für seine Stahlindustrie bekannt ist. Man könnte meinen, die Nähe zum Stahl sei Ihnen in die Wiege gelegt worden.

Horst Weitzmann: Eigentlich hätte ich gerne Medizin studiert. Aber es ist anders gekommen. In Riesa bin ich zur Welt gekommen, weil mein Vater damals in einem Rüstungsbetrieb arbeitete. Meine Eltern stammen aus Reutlingen. Dorthin sind wir nach dem Krieg mit dem Leiterwägelchen zurückgekehrt. Der Stahlunternehmer war da noch nicht geboren.

In Ihnen begegnet uns also ein Württemberger, der zum glühenden Verfechter badischer Interessen wurde. Zum Beispiel bei der Realisierung einer „Fakultät für angewandte Wissenschaften“ in Freiburg – der heutigen Technischen Fakultät.

Als damals noch stellvertretendem, von 1989 bis 1993 dann Präsident der Freiburger Industrie- und Handelskammer, schlug mein Herz für die vielen „hidden champions“ in den Schwarzwaldtälern. Darunter kleine Weltmarktführer, für die die Universität im Grunde nichts tun konnte. Die konnten nichts anfangen mit Religion, Philosophie oder Medizin. Die brauchten Expert*innen für Informatik, Mikrosystemtechnik, Robotik. Gemeinsam mit Georg Endress vom Wirtschaftsverband industrieller Unternehmen und dem damaligen Rhodia-Chef Klaus Mangold habe ich mich für eine Technische Fakultät stark gemacht und Geld gesammelt für einen Stiftungslehrstuhl. Das war auch im Sinn des damaligen Rektorats, das es bedauerte, bislang so wenig Kontakte zur Wirtschaft zu haben.

Sie hatten aber nicht nur die Universität im Blick: Auch die duale Ausbildung lag Ihnen am Herzen.

Es können ja nicht alle studieren. Die Gesellschaft braucht nicht nur Akademiker*innen, sondern auch gut ausgebildete Personen in Handwerk und Technik sowie Kaufleute. Wir fingen deshalb an, herausragende Lehrabschlüsse zu prämieren, Ehrenpreise zu verleihen und so die duale Ausbildung aufzuwerten. Auch in meinem eigenen Unternehmen wird die Bildung aller Mitarbeiter*innen großgeschrieben.

Fing so Ihre Stifterkarriere an, die in der Gründung der Neuen Universitätsstiftung (NUS) 2007 zum 550-Jahr-Jubiläum gipfelte, die Sie bis heute leiten und in die Sie aus ihrem persönlichen Vermögen mit Ihrer Frau Marlis eine Million Euro eingebracht haben?

Im Laufe meines Lebens gab es viele Zufälle und Begegnungen, die mich weitergebracht haben – nicht im Sinn einer systematischen Karriereplanung. Diese Kontakte habe ich immer auch genutzt, um Geld zu sammeln für wichtige Projekte. Zum Beispiel als Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung für den Betrieb des Festspielhauses in Baden-Baden, das ein Rettungsprojekt für die Stadt werden sollte. Die NUS und ihre Treuhandstiftungen wollen den begabtesten Forscher*innen der Universität Freiburg Freiräume ermöglichen, damit sie ihr Potenzial entfalten können.

Sie sind sogar ins operative Geschäft der Universität eingestiegen und bieten am Institut für Allgemeine Wirtschaftsforschung eine Lehrveranstaltung mit Exkursionen an, die Studierende im Kontakt mit Unternehmer*innen deren Lebenswirklichkeit erfahren lässt.

Als man mich neben allen Ehrungen 2012 zum Honorarprofessor ernannte, wollte ich dafür auch etwas Konkretes liefern. Mit der Fakultät für Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften verbindet mich, dass es mir gelang, als Vorsitzender der hochkarätig besetzten Baden-Badener Unternehmergespräche die Wilfried-Guth-Stiftungsprofessur einzuwerben.

Von 2003 bis 2011 waren sie Vorsitzender des Universitätsrats. Sie haben mit mehreren Rektoren zusammengearbeitet, Personalentscheidungen mit vorbereitet, die Exzellenzinitiative begleitet. Ist Ihnen das alles nicht manchmal zu viel geworden?

Ich habe das immer gern gemacht. Es war für mich auch ein geistiger Tapetenwechsel.

Was kann eine Universität von einem Mann aus der Wirtschaft lernen?

Die Uni kam mir immer vor wie ein Teil einer großen Behörde. Ich habe versucht, ein wenig von dem Geist eines Unternehmens in dieses Gebilde zu tragen: Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, mit Budgets arbeiten, eine starke Verwaltung aufbauen.

Sehen Sie die Universität mit ihrer neuen Leitung auf einem guten Weg?

Unbedingt. Ich habe die neue Rektorin Kerstin Krieglstein noch in ihrer Zeit als Dekanin der Medizinischen Fakultät als durchsetzungsstarke Person erlebt, die ein Problem nach dem anderen gelöst hat. Der Übergang ist tadellos gelungen.