Artikelaktionen

Sie sind hier: Startseite Online-Magazin erleben & mitmachen Wie ein Dackel die Welt rettet

Wie ein Dackel die Welt rettet

Alex Giurca und Markus Herbener wollen mit einem Comic über Bioökonomie aufklären

Freiburg, 25.03.2020

Der Kampf für eine bessere Welt ist ein ewiges Motiv in Comics. In „Die Abenteuer von Alex & Bioman“ wollen der Försterdackel Alex und der Superheld Bioman die Energiekrise der Welt lösen. Mit diesem Comic haben Dr. Alex Giurca von der Professur für Forst- und Umweltpolitik und Dr. Markus Herbener von der Professur für Wald- und Forstgeschichte der Universität Freiburg den Hochschulwettbewerb des „Wissenschaftsjahrs 2020“ gewonnen. Im Interview mit Patrick Siegert erläutern sie ihr Projekt und welche Rolle dabei das Konzept der Bioökonomie spielt.


Bösewicht Petrolius und Dackel Alex streiten sich um die Zukunft des Planeten. Foto: Jürgen Gocke

Herr Giurca, Herr Herbener, wie sind Sie auf die Idee zu „Die Abenteuer von Alex & Bioman“ gekommen?

Alex Giurca: Vor zwei Jahren habe ich mit einem Comic an einem Kunstwettbewerb zu Bioökonomie teilgenommen und einen der drei ersten Preise gewonnen. In „The Bioeconomy Arena“ waren außer dem Försterdackel Alex fast alle späteren Charaktere aus „Alex &Bioman“ abgebildet. Nach dem Wettbewerb begann ich Hintergrundgeschichten für die Charaktere zu schreiben, die teilweise auf meiner Dissertation zu Netzwerken und Konflikten zwischen Akteurinnen und Akteuren in der forst-basierten Bioökonomie basieren. Ich wusste zu dem Zeitpunkt bereits, dass Markus ein enthusiastischer Comic-Sammler ist.

Markus Herbener: Und ich habe mitbekommen, dass Alex toll zeichnen kann. Nachdem wir ins Gespräch über einen seiner Comics gekommen waren, beschlossen wir zusammen an einem eigenen Heft zu arbeiten. Die Geschichte haben wir gemeinsam weiterentwickelt: Er als Zeichner und ich als Texter. Ich habe schon lange davon geträumt, selbst einen Comic zu erstellen. Toll fand ich zudem, dass er von der Bioökonomie handelt, die mich beruflich viel beschäftigt.

Was können wir uns unter Bioökonomie vorstellen?

Alex Giurca: Bioökonomie ist ein neuer, in der Öffentlichkeit kaum bekannter Diskurs. Wir definieren sie als eine Wirtschaft, die sich auf erneuerbare statt auf fossil-basierte Ressourcen stützt. Dabei geht es um Energie und Materialien wie Kleidung, bio-basierte Kunststoffe und Chemikalien. Der Wald beispielsweise ist nicht nur Biomasse, aus der wir etwas herstellen können, sondern er ist vor allem ein wichtiges Ökosystem, das wir erhalten müssen. In der Wissenschaft weiß man das schon lange. Um dieses komplexe Thema allen zugänglich zu machen, versuchen wir es einfach zu kommunizieren. Der Hochschulwettbewerb des „Wissenschaftsjahrs 2020: Bioökonomie“ kam uns daher gelegen. Als Mitglied des „Forschungsprogramms Bioökonomie Baden-Württemberg“ behandelt die Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen das Thema schon lange.

Markus Herbener: Eine Ressource wie Holz sollte im Sinne der Nachhaltigkeit nur so viel genutzt werden, wie sie sich wieder regenerieren kann. Das Problem ist, dass solche Ressourcen in Energiekrisen übermäßig genutzt wurden. Bioökonomie ist für mich die Zukunft. Wir machen das Projekt nicht nur aus Spaß, sondern thematisieren eine zentrale Frage: Wie kommen wir weg von fossilen Brennstoffen? Lässt man den Humor weg, behandelt unser Comic eigentlich ein ernstes Thema.

Sämtliche Superkräfte mal außen vor gelassen – wie realistisch ist die Story, die Sie im Comic darstellen?

Alex Giurca: Die Geschichte beginnt harmlos. Doch sie wird zunehmend düsterer wie ein Gewitter, das sich zusammenbraut. Der Förster Uwe, seine Frau Helga und der Dackel Alex leben in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald. Diese Idylle trifft dann auf die Welt des Erdöl-Magnaten Petrolius. Wir wollen mit dem Comic zeigen, dass diese Idylle zerbrechlich ist. Wir alle sind Teil einer globalisierten Welt: Entscheidungen, die woanders getroffen werden, haben Einfluss auf das eigene Leben.

Markus Herbener: An den Wald werden viele Ansprüche gestellt. Für Förster ist es fast unmöglich, Ressourcen gerecht zu verteilen. Zusätzlich müssen sie Probleme wie Klimawandel, Waldbrände, Insektenplagen und soziale Konfliktfelder stets im Auge behalten. Bei der Ressource Holz geht es nicht nur um Papier oder Möbel, sondern auch um Biotechnologie und Innovation. Förster müssen sich für neue Bereiche öffnen und sich am gesamten Prozess beteiligen. Tun sie das nicht, entscheiden andere, was mit den Ressourcen geschieht. Bioökonomie kann und darf jedenfalls nur nachhaltig funktionieren.


Markus Herbener (links) und Alex Giurca gehen neue Wege: Mit einem Comic wollen sie auch ein fachfremdes Publikum an ihre Forschung zu Bioökonomie heranführen. Foto: Jürgen Gocke

Wo können Interessierte den Comic lesen, und was ist noch geplant?

Alex Giurca: Auf unserer Website haben wir vor einer Woche die ersten Seiten veröffentlicht. Jeden Freitag erscheint dann eine neue Seite. Per Newsletter informieren wir über Updates und Events. Wir planen beispielsweise eine Veranstaltung mit Vorträgen von Expertinnen und Experten, bei der man die kostenlose Printausgabe des Comics erhalten kann. Des Weiteren wird es einen Vortrag zu Humor in der Wissenschaft geben.

Markus Herbener: Wir wollen im Wissenschaftsbetrieb dafür werben, dass man auch mit Humor und Kreativität seriös wissenschaftlich arbeiten kann. Ob im Wald oder auf einer wissenschaftlichen Tagung: Der Dackel Alex wird auf Instagram regelmäßig posten, wo er sich gerade befindet. Auf Facebook erklärt er einem breiten Publikum bioökonomische Themen aus seinem Alltag.

Was kann ein Comic, was andere Formate der Wissensvermittlung nicht können?

Markus Herbener: In der Schule hat man uns Sprachen näher gebracht, indem wir beispielsweise „Asterix und Obelix“ auf Latein gelesen haben. Bereits die Menschen im Mittelalter haben Wissen und Beziehungen verbildlicht, wie die Glasfenster im Freiburger Münster zeigen. Mithilfe von Visualisierungen kann man eben auch ein eher „lesefaules“ Publikum erreichen.

Alex Giurca: Nach meiner Promotion begann ich mit künstlerischen statt mit rein informativen Mitteln zu arbeiten. Das fühlte sich sehr befreiend an. Comics sind eine kreative Art, um Wissenschaft darzustellen. In Zeiten von Twitter und anderen sozialen Medien können sie ein wichtiges Format sein, um Inhalte kompakt und lustig zu verpacken.

Und wie geht es mit dem Projekt weiter?

Alex Giurca: Als Teilnehmer am Wissenschaftsjahr 2020 können wir nicht mit einem Verlag zusammenarbeiten, da wir damit Einkommen generieren würden. Mit einem Budget von 5.000 Euro drucken wir zunächst ein paar tausend Exemplare. Nächstes Jahr könnten wir den Comic womöglich in größerer Auflage veröffentlichen. Wir wissen noch nicht, wie das Heft bei den Leuten ankommen wird – aber ich bin froh, dass wir etwas Neues ausprobiert haben.

Markus Herbener: Am Ende bleibt die Geschichte von Alex und Bioman jedenfalls offen. Bei uns ist es wie bei Goscinny und Uderzo, den Machern von „Asterix und Obelix“: So ein Team funktioniert auf Dauer nur, wenn man persönlich gut miteinander auskommt und gemeinsam lachen kann. Das ist bei diesem Comicprojekt der Fall.

Website von Alex & Bioman

Facebook

Instagram

Pressemitteilung zum Projekt