Wasser und Wissenschaft
Freiburg, 13.07.2017
Den wissenschaftlichen Austausch über Generationen und Kulturen hinweg fördern: Seit 1951 treffen sich jedes Jahr in Lindau am Bodensee Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger mit jungen Forscherinnen und Forschern aus der ganzen Welt. Dieses Jahr stand die Tagung im Zeichen der Chemie. Pierre Spreider, Doktorand an der Universität Freiburg, war mit dabei. Lars Kirchberg hat ihn gefragt, wie er das Treffen mit den Superstars der Chemie erlebt hat.
Alle an Bord: Die Woche endet mit der traditionellen Bootsfahrt von Lindau nach Mainau. Foto: Christian Flemming/Lindau Nobel Laureate Meetings
Herr Spreider, wie kann man sich die Woche vorstellen, die Sie in Lindau verbracht haben?
Pierre Spreider: Insgesamt haben sich 28 Nobelpreisträger und 420 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 80 Ländern getroffen. Die Vormittage waren für die Vorträge der Nobelpreisträger reserviert. Sie haben zwar auch über ihre Forschungsschwerpunkte referiert, doch vieles drehte sich um ihren wissenschaftlichen Werdegang. Nachmittags konnten wir den Referenten in kleiner Runde Fragen stellen, und abends standen Social Events auf dem Programm. Den Abschluss der Woche bildete die traditionelle Bootsfahrt von Lindau nach Mainau. Das hat mich besonders beeindruckt: Alle waren festlich gekleidet, und es gab erstklassiges Essen.
Nicht jeder wird nach Lindau eingeladen. Wie sind Sie an einen der begehrten Plätze gekommen?
Ich bin Stipendiat des Verbands der Chemischen Industrie, der jedes Jahr unter seinen Stipendiatinnen und Stipendiaten zehn Personen für das Nobelpreisträgertreffen nominiert. Von ihnen werden dann fünf angenommen. Ich muss gestehen, dass ich davor gar nicht wusste, dass es solch ein Treffen überhaupt gibt. Mir wurde gesagt, dass die Teilnahme so etwas wie ein Sechser im Lotto sei, zumal die Tagung auf dem Gebiet der Chemie nur alle vier Jahre stattfindet.
Wie hat es sich angefühlt, mit den Größen der Wissenschaft Zeit zu verbringen?
Anfangs war es schon ein wenig einschüchternd. Ich dachte mir die ganze Zeit: Wie verhält man sich gegenüber einem Nobelpreisträger? Wie redet man ihn überhaupt an? Aber nach einigen Tagen wurde es lockerer, und man konnte sehen, dass hinter einem Nobelpreisträger auch ein Mensch steckt. Oder wie sie es selbst ausgedrückt haben: Menschen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.
„Wie ein Sechser im Lotto“: Pierre Spreider ist der einzige Doktorand aus Freiburg, der am Nobelpreisträgertreffen teilgenommen hat. Foto: Patrick Seeger
Wen wollten Sie unbedingt treffen?
Ich habe mich besonders auf Ei-ichi Negishi, Bernard Feringa und Richard Schrock gefreut. Mit ihnen teile ich in Bezug auf meine Arbeit am ehesten eine Schnittmenge. In meiner Forschung greife ich unter anderem auf eine Reaktion zurück, die von Richard Schrock entdeckt wurde. Dahingehend war das Treffen für mich auch fachlich interessant. Mit Bernard Feringa habe ich sogar ein Bier getrunken.
Hat die Tagung etwas für Ihre Zukunft gebracht?
Ich werde meine Karriereplanung überdenken: Bis vor kurzem stand für mich eine Laufbahn in der Industrie fest. Durch die Tagung habe ich erfahren, welch ein bedeutendes Gut die Lehre für die Allgemeinheit darstellt. Jetzt schließe ich den Weg in die Forschung nicht mehr kategorisch aus. Ich konnte auch einige Kontakte knüpfen und habe die kulturelle Vielfalt als sehr bereichernd erlebt.