Sieben Monate, sieben Millionen Schritte
Freiburg, 12.09.2017
Am 6. Januar 2017 begann für den Freiburger Mathematik- und Sportstudent Philipp Weigel sein bisher größtes Abenteuer. Mit seinem Kumpel Philip Kapitzke in Ulm gestartet, ging es auf einen knapp 5.000 Kilometer langen Fußmarsch Richtung Norden – mehr als sieben Millionen Schritte. Die beiden trotzten dem kalten Winter, schliefen bei bis minus 10 Grad Celsius in Ihrem Zelt und liefen sich die Füße wund. Trotz dieser Strapazen überwiegten am Ende die Freude und der Stolz, das Ziel erreicht zu haben. Nun ist Philipp Weigel wieder in Freiburg. Jannis Behnke hat ihn gefragt, wie es ihm nach seiner Rückkehr ergangen ist.
Nie vom Weg abgekommen: Die Strecke von Ulm bis zum Nordkap in Norwegen beträgt knapp 5.000 Kilometer.
Foto: Philipp Weigel
Herr Weigel, Sie haben fast 5.000 Kilometer in sieben Monaten zurückgelegt. Wie geht es Ihnen nach der Rückkehr – sind Sie verletzungsfrei geblieben?
Philipp Weigel: Mir geht es sehr gut. Ich bin froh, wieder hier zu sein. Unsere Reise war schön, aber auch sehr hart. Ich habe das Abenteuer mit Knieproblemen begonnen, das hat sich dann aber mit der Zeit gebessert. Als wir über den Harz waren, hatte ich gar keine Probleme mehr. Dafür kamen in Norddeutschland einige Blasen hinzu – acht Stück gleichzeitig, schön aufgeteilt auf acht Zehen. Das war allerdings das einzige Mal, und nachdem wir Deutschland verlassen hatten, waren die Beschwerden auch weg.
Auf so einer Reise erlebt man sicherlich viel. Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Die Ankunft am nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes, der ja eigentlich nicht das Nordkap selbst ist, sondern noch ein Stück weiter im Norden liegt. Wir kamen dort zwar bei schlechtem Wetter an, und es dauerte auch ein bisschen, um sich mental an diesen Ort zu gewöhnen, aber das war ein sehr spezieller, emotionaler Moment. Einfach festzustellen, dass man nicht weiterlaufen kann, selbst wenn man wollen würde. Und natürlich zu wissen, dass man es tatsächlich geschafft hat, diese Strecke hinter sich zu bringen – da fällt ein großer Druck von einem ab. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Geschafft: Philipp Weigel (rechts) und Philip Kapitzke sind nach sieben Monaten und sieben Millionen Schritten am Nordkap angekommen.
Foto: Philipp Weigel
Was waren denn die größten Schwierigkeiten während der Reise?
Mental war es auf jeden Fall schwieriger als körperlich. Am Anfang musste man sich schinden, da war es auch nicht schön im kalten, deutschen Winter. Ein anderes Problem war die Einsamkeit. Wenn man gefühlte Ewigkeiten keinen anderen Menschen sieht, wird das schon schwieriger als man denkt. Und dann ist man natürlich ununterbrochen mit derselben Person zusammen, hat kaum Privatsphäre, kann nur schwer auf Abstand gehen. Das war fast wie in einer Ehe.
Schnee und minus 10 Grad Celsius: Für Philipp Weigel war es eine Herausforderungen, dem kalten Winter zu trotzen.
Foto: Philip Weigel
Worauf haben Sie sich nach der Rückkehr besonders gefreut – abgesehen von der wiedergewonnenen Privatsphäre?
Darauf, meine Eltern und meine Schwester zu umarmen, bei ihnen zu sein und mit ihnen zu reden. Schwäbisches Essen habe ich auch vermisst, aber vor allem mein Bett und meinen Rollladen. Es ist auch schön, nun nicht mehr jeden Tag um halb sieben aufzustehen und dann 25 Kilometer laufen zu müssen. Das hatte schon fast was von Arbeit. Jetzt, wo ich wieder in meinem normalen Leben zurück bin, fühlt es sich quasi wie Urlaub an.
Lange werden Sie das Urlaubsgefühl nicht genießen können, denn im Oktober beginnt das Wintersemester. Drücken Sie dann wieder die Bank im Hörsaal?
Ja, ich freue mich schon auf die Mathevorlesungen, die habe ich richtig vermisst. Intellektuell war die Reise ja nicht so fordernd. Und ansonsten hoffe ich, irgendwann in den Semesterferien oder auch nach dem Studium nochmal etwas Längeres unternehmen zu können. Den Norden habe ich jetzt gesehen, nächstes Mal geht es dann vielleicht in den Süden.
Philipp Weigel freut sich auf Mathevorlesungen im Wintersemester: „Intellektuell war die Reise ja nicht so fordernd."
Foto: Patrick Seeger