Runter vom hohen Ross
Freiburg, 25.06.2019
Witz, Charme und Fakten, Fakten, Fakten: Am 3. Juli 2019 steht der Science Slam der Wissenschaftlichen Gesellschaft an. Freiburger Forscherinnen und Forscher werden auf möglichst eingängige Weise ihre Arbeit vorstellen. Im vergangenen Jahr hat die Physikerin Maxi Frei ihre Forschung zu Brennstoffzellen auf die Bühne gebracht. Dazu hat sie den Kollegen Paul erfunden. Der möchte gerne abnehmen und dennoch weiter dem Colaweizen frönen. Kann Frei ihm mit ihren Brennstoffzellen helfen? Leider nicht. Dennoch hat der Auftritt dem Publikum gefallen, Frei hat den Sieg davon getragen. Was braucht es, um das Publikum für Forschung zu begeistern? Das hat die Physikerin Pascal Lienhard verraten.
Eine Geschichte mit rotem Faden und jede Menge Spaß an der Sache: Das empfiehlt Maxi Frei den Forschenden, die beim Science Slam antreten. Foto: Klaus Polkowski
Frau Frei, war es schwierig, ein komplexes Thema aus der Mikrosystemtechnik verständlich zu präsentieren?
Maxi Frei: Im ersten Anlauf schon. Es braucht eine zündendende Idee, einen roten Faden. Fehlt dieser, wird es schwierig. Als ich ihn mit Paul gefunden hatte, war es schon fast ein Selbstläufer. Für Paul gab es übrigens eine reale Inspiration: Bei unseren Konferenzen kam oft scherzhaft die Frage auf, ob Menschen Brennstoffzellen nutzen könnten, die ja aus Glukose Energie gewinnen, um dann noch mehr Schokolade zu essen. Die Idee stammte von Leuten, die nicht vom Fach waren. Offensichtlich war ein solcher Gedanke vorhanden, so hatte ich den ersten Anhaltspunkt. Ich habe die Präsentation dann immer wieder in unterschiedlichen Formen Freunden und Kommilitonen vorgestellt und den Vortrag mit deren Rückmeldungen geschärft.
Gab es zur Präsentation auch Rückmeldungen von Fachkolleginnen und Fachkollegen?
Ja, ich habe positives Feedback bekommen. Die Aufgabe, die eigene Arbeit vereinfachend erklären zu müssen, dürfte jede Wissenschaftlerin und jeder Wissenschaftler kennen. Es gibt da – scherzhaft ausgedrückt – den „Oma-Test“: Wenn selbst die Großmutter meine Ausführungen zur Forschung versteht, dann kann ich sie verständlich beschreiben. Und es freuen sich ja alle, auf einfache Art an Wissen zu kommen. Beim Science Slam mag das nicht der riesige Erkenntniswert sein. Aber man kann die Leute definitiv abholen. Die einen freuen sich über den Lerneffekt, die anderen über den Unterhaltungsfaktor. Natürlich ist es nicht möglich, so in die Tiefe zu gehen wie bei einer Vorlesung. Aber das ist auch nicht nötig, der Science Slam zielt auf ein anderes Publikum.
Neun, zehn, neun, zehn: Das Publikum stimmt mit Punktekarten über die Auftritte der Kandidaten ab. Foto: Klaus Polkowski
Warum fällt es Wissenschaftlern oft so schwer, ihre Forschung verständlich zu erläutern?
In der Wissenschaft braucht es oft viel Vorwissen, um etwas exakt verstehen zu können. Die große Herausforderung ist, die Quintessenz eines Themas zu erfassen und so zu vermitteln, dass es alle verstehen. Dies halte ich für sehr wichtig. Die Wissenschaft darf nicht auf dem hohen Ross bleiben, sie soll keine elitäre Veranstaltung sein. Vielmehr muss sie geteilt werden und frei zugänglich sein. Gerade in Zeiten von Fake News, mit denen zum Teil die Glaubwürdigkeit ernsthafter Studien abhanden kommt, ist es wichtig, einen Kommunikationskanal zwischen der Wissenschaft und der breiten Bevölkerung zu erhalten.
Haben Sie Tipps für die Kandidatinnen und Kandidaten, die am 3. Juli beim Science Slam antreten werden?
In erster Linie muss die Sache Spaß machen. Je mehr Enthusiasmus ich mitbringe und in die Präsentation stecke, desto eher kann ich das Publikum überzeugen. Auf der praktischen Ebene empfehle ich, eine runde Geschichte zu entwickeln. Wie gesagt, braucht es einen roten Faden, der auch am Ende wieder aufgenommen werden kann. Dann kommt das Ganze besser an.