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„Mitmachen kann jeder“

„Wissen+Welcome“ organisiert Vorträge für Geflüchtete – und freut sich über weitere Referenten

Freiburg, 20.06.2017

„Mitmachen kann jeder“

Foto: Ingeborg F. Lehmann

Das Projekt „Wissen+Welcome“ nimmt sich der Wissensvermittlung und der Weiterbildung von Geflüchteten an. Kurzvorträge zu unterschiedlichen Themen aus ihrem Lebensumfeld sollen ihnen einen vertieften Einblick in die Gesellschaft und das Leben in Deutschland ermöglichen. Wie kommt die Idee an? Lars Kirchberg hat nachgefragt – bei Josefine Morgan vom Seminar für Wissenschaftliche Politik, die sich in dem Projekt engagiert.


Referenten sollten offen sein und Spaß am Vortragen haben, sagt Josefine Morgan.
Foto: Ingeborg F. Lehmann

Frau Morgan, was war die Idee hinter dem Projekt „Wissen+Welcome“?

Josefine Morgan: Wie der Name schon andeutet, ist die Idee, dass man selbst in die Flüchtlingsunterkünfte geht, um die Menschen willkommen zu heißen und ihren Wissensdurst zu stillen. Wir haben den Anspruch, so etwas wie eine „Volksschule“ für Geflüchtete zu werden. Das Projekt ist aber noch recht jung. An der Universität Freiburg gibt es uns seit dem Herbst 2016.

Sie sind stark auf das ehrenamtliche Engagement der Referentinnen und Referenten angewiesen. Welche Qualifikation sollten diese mitbringen?

Keine spezielle. Mitmachen kann jeder. Man sollte aber auf jeden Fall offen sein und Spaß am Vortragen haben. Idealerweise hat man im Voraus eine kurze Power-Point-Präsentation vorbereitet. Das ist aber kein Muss. Wir freuen uns generell über jeden, der sich für unser Projekt interessiert. So etwas wie Ausschlusskriterien haben wir daher nicht. Wir achten nur auf eine gesunde Vielfalt an Themenfeldern, um ein ausgeglichenes Programm anbieten zu können.

Welche Themen sind besonders gefragt?

Der Trend geht klar hin zu Themen rund um Freiburg und die Region. Die Menschen interessieren sich für die Stadt, in der sie leben. Beliebt sind aber auch Sport oder das Land Deutschland an sich. Wir sehen mit Freude, dass sich auch viele für Politik interessieren. Gerade am Thema Demokratie besteht ein starkes Interesse. Aber auch Alltägliches ist gefragt. Ich selbst habe zum Beispiel schon einen Vortrag zum Thema „Deutsche Küche“ gehalten.

Brauchen Interessentinnen und Interessenten Fremdsprachenkenntnisse?

Fremdsprachenkenntnisse schaden nie. Gerade in der Erstaufnahmestelle sind wir sehr dankbar dafür, wenn der Referent den Vortrag auf Englisch halten kann. Einfaches Englisch reicht hier jedoch völlig aus. Selbstverständlich kann man den Vortrag aber auch auf Deutsch halten. Wir stellen dann eine arabische Übersetzung bereit.

Wie läuft ein Vortragsabend ab?

Wenn sich alle eingefunden haben, das sind im Schnitt etwa 20 bis 30 Zuhörerinnen und Zuhörer, geht es los. In der Regel werden zwei bis drei Vorträge gehalten. Ein Vortrag dauert um die 15 Minuten. Fünf Minuten planen wir nach jedem Vortrag für Fragen ein.

Wo finden die Vorträge statt?

Momentan sind wir hauptsächlich in der Erstaufnahmestelle tätig, etwa im Zweiwochenrhythmus. Die Unterkünfte in Zähringen und Littenweiler besuchen wir monatlich. Wir sind auch schon im Gespräch mit Berufsschulen, in deren Räumlichkeiten wir ab September 2017 wirken wollen.

Kann man sich das Ganze als potentieller Referent mal anschauen?

Auf jeden Fall! Das hatten wir in der Vergangenheit schon häufig. Das Angebot ist ja auch kostenlos. Man sollte sich aber vorher bei uns anmelden.

Was ist Ihrer Meinung nach der Reiz, als Referent aufzutreten?

Ich denke, es ist interessant, aus seiner eigenen Blase herauszutreten und die Gelegenheit zu bekommen, mal eine Flüchtlingsunterkunft von innen zu sehen. Man kommt auch in Kontakt mit interessanten Menschen. Das alleine ist schon eine bereichernde Erfahrung.

Wie wird Ihr Angebot von den Geflüchteten angenommen?

Sehr gut! Gerade in der Erstaufnahme haben wir ein sehr treues Publikum. Wir machen einmal im Monat eine Umfrage, um zu sehen, ob sich das Bewusstsein verändert und wir Trends erkennen können. Noch ist es aber zu früh für wirklich aussagekräftige Zahlen. Es ist aber nicht zu unterschätzen, wie interessiert viele Geflüchtete sind. Wir haben sogar schon regelrechte Fans, die immer wieder kommen.

 

Wissen + Welcome
http://www.uni-freiburg.de/universitaet/refugees-welcome/initiativen/wissen-und-welcome