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Gute Nerven, langer Atem

Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchte, sollte im Gründerbüro vorbeischauen

Freiburg, 08.03.2017

Gute Nerven, langer Atem

Julian Köster. Foto: Ingeborg Lehmann

Für Universitäten gewinnen erfolgreiche Ausgründungen immer mehr an Bedeutung. Im Gründerbüro der Universität Freiburg unterstützt ein siebenköpfiges Team Studierende, Absolventinnen und Absolventen und alle Mitglieder der Universität beim Schritt in die Selbstständigkeit. Seit November 2016 leitet Dr. Philipp Julian Köster die Abteilung. Petra Völzing hat mit ihm über den Reiz der Selbstständigkeit und den Stellenwert von Technologie- und Wissenstransfer für Universität und Gesellschaft gesprochen.

 

Philipp Julian Köster. Foto: Ingeborg Lehmann

Herr Köster, in Ihrer Zeit an der Universität Rostock haben Sie selbst ein großformatiges Projekt im Bereich der automatisierten Elektrophysiologie an den Start gebracht. Was brauchen Gründerinnen und Gründer, um erfolgreich zu sein?

Philipp Julian Köster: Wer sich für die Selbstständigkeit entscheidet, braucht zunächst einmal gute Nerven und einen langen Atem. Die Gründungsphase ist anstrengend. Lachen und Weinen liegen da nah beieinander. Man muss viel Zeit investieren und dran bleiben, denn bis es ein Unternehmen in die Gewinnzone schafft, können Jahre vergehen. Grundlage für den Erfolg sind eine gute Idee, ein tragfähiges Geschäftsmodell und eine solide Finanzierung. Deshalb ist es gegebenenfalls auch wichtig, Investorinnen und Investoren zu gewinnen, die das Projekt zuverlässig unterstützen. Wir fördern das zum Beispiel mit Veranstaltungen, bei denen wir Investoren und Gründer zusammenbringen.

Worin sehen Sie den Reiz der Selbstständigkeit?

Es macht einfach Spaß, sich sein Arbeitsfeld selbst gestalten zu können und ein eigenes Team aufzubauen. Kreativität und Ideenreichtum spielen eine noch größere Rolle als in einem Angestelltenverhältnis. Natürlich gibt es eine Abhängigkeit vom Markt und den Kundinnen und Kunden, aber eben auch viele tolle Momente und Erfolgserlebnisse. Gesellschaftlich betrachtet finde ich es außerdem wichtig, dass durch Neugründungen eine vielfältige Unternehmenskultur erhalten bleibt oder regional auch teils erst entsteht. Es gibt eine Tendenz, dass sich große Konzerne den Markt aufteilen. Dem möchten wir als Gründerbüro gerne entgegenwirken.

Wie unterstützen Sie die Mitglieder der Universität, die den Schritt wagen wollen?

Es gibt zum Beispiel Promovierende, die an Projekten arbeiten, die das Potenzial einer Geschäftsidee bergen – aber das wissen sie gar nicht. Da liegt es an deren Betreuerinnen und Betreuern, entsprechende Anregungen zu geben. Das haben wir im Blick und stehen mit den Instituten in engem Kontakt, um die Vorteile von Ausgründungen auch für die einzelnen Professuren darzustellen. Ist die Entscheidung für eine Gründung gefallen, beraten wir die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer in allen Belangen der Umsetzung. Außerdem wissen wir, welche Fördermöglichkeiten für welche Vorhaben infrage kommen.

Liegt Ihr Fokus hauptsächlich auf den Naturwissenschaften?

Nein, wir unterstützen grundsätzlich alle, die aus der Universität heraus den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Das kann auch jemand sein, der sein Studium abgebrochen hat und jetzt einen Online-Handel aufziehen möchte. Die Geschäftsidee muss nicht unbedingt mit den Studieninhalten zu tun haben.

Welche Hilfestellungen gibt es noch?

Es gibt einen regelmäßigen Gründerstammtisch. Außerdem bieten wir Vorträge und Seminare zu Themen rund um Selbstständigkeit und Firmengründung an. Dabei kann es um Finanzierung oder rechtliche Fragen gehen, aber auch Rhetorikschulungen und Präsentationstechniken stehen auf dem Programm. Um mehr Dynamik in die Gründerszene an der Universität zu bringen, planen wir eine Gründerlounge, in der sich Interessierte treffen und austauschen können. Neu ist auch das ZuG-Projekt, abgeleitet von „Zugänge zum Gründen". Es hat zum Ziel, den Gründungsgedanken zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in die Lehre zu integrieren.

Welchen Stellenwert hat das Gründerbüro für die Universität?

Der Wissens- und Technologietransfer wird für die Universitäten immer bedeutender. Akademische Unternehmensgründungen sind ein wichtiger Baustein, denn sie tragen universitäres Wissen in die Wirtschaft und damit in die Gesellschaft: Die Universitäten sind gefordert, die Inhalte ihrer Forschung einer interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln. Daran arbeiten wir zum Beispiel, indem wir mit den Hochschulen Offenburg und Furtwangen zur Stärkung des Transfers ein gemeinsames Projekt in der Ausschreibung „Innovative Hochschule" planen.

Gründerbüro der Universität Freiburg