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Freiburger Start-up will mit neuartigen Mikroventilen und -pumpen zahlreiche Anwendungen verbessern

Die muVaP GmbH ist vor drei Jahren als Spin-off der Universität Freiburg entstanden – jetzt ist ein strategischer Investor eingestiegen

Freiburg, 13.02.2024

Sehr kleine Ventile und Pumpen sind in unzähligen Anwendungen im Einsatz – von mobilen Blutdruck-Messgeräten über Tintenstrahldrucker bis zur Mechanik in Autositzen. Das Freiburger Start-up muVaP hat eine neue Technologie für Mikroventile und -pumpen entwickelt, die auf der Doktorarbeit des Gründers und Geschäftsführers Dr. Ardavan Shabanian basiert. Diese Technologie soll vielerlei Anwendungen robuster, leistungsstärker und energieeffizienter machen. Das Unternehmen ist vor gut drei Jahren aus dem Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg hervorgegangen. Jetzt konnte muVaP ein Mailänder Familienunternehmen als strategischen Investor gewinnen – demnächst soll eine erste Serie von Mikroventilen auf den Markt kommen.

CEO Dr. Ardavan Shabanian zeigt die nächste Generation von Piezo-Mikroventilen. Foto: muVaP

„Das ist genau das, was sich ein Start-up wünscht“, sagt Shabanian. Damit meint er die Beteiligung der Fluid-o-Tech S.r.l. Das Mailänder Familienunternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Pumpensystemen, etwa für die Medizintechnik- und Autoindustrie – und es ist im Sommer bei dem Freiburger Start-up eingestiegen. Den Mailändern gehe es nicht um schnelle finanzielle Gewinne, sagt Dr. Philipp Köster, der bei muVaP für die Finanzen zuständig ist: „Sie sind interessiert an der Weiterentwicklung der Technologie und wollen ihr Portfolio um Mikroventile und Mikropumpen erweitern.“

Für muVaP bedeutet der Einstieg der Italiener neuen finanziellen Spielraum und einen besseren Marktzugang; die Freiburger Firma soll langfristig zur Unternehmensfamilie von Fluid-o-Tech gehören. Über Summen wurde Stillschweigen vereinbart, aber muVaP-Gründer Shabanian sagt: „Wir haben weiterhin die Mehrheit und damit auch die Kontrolle.“ Das sei auch sinnvoll, sagt Köster: „Unser Kernteam ist entscheidend für den Erfolg – unser Wissen liegt bei den Gründern, sie sind die Erfinder. Das Investment ermöglicht uns auch, das Team neu auszurichten und somit einen gemeinsamen Spirit aufzubauen.“ Das sehe auch das Mailänder Unternehmen so, das sehr an Forschung und Entwicklung interessiert sei und vor gut zwei Jahren ebenfalls in die memetis GmbH investiert hat, ein Spin-off des Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Der Universität Freiburg sei muVaP immer noch eng verbunden, sagt Shabanian: Büro und Laborräume liegen weiterhin im Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Uni, muVaP hat sie angemietet. Das kleine Unternehmen betreut auch Studierende mit, die ihre Masterarbeit im Bereich Mikrofluidik oder elektronische Steuerung schreiben. „Wir haben mit Wissenschaft begonnen, aber bei uns geht es auch um die Anwendung – das macht unsere Arbeit für viele Studierende sehr interessant“, sagt Shabanian.

Zu Prof. Dr. Peter Woias, Professor für die Konstruktion von Mikrosystemen am IMTEK, und seinem Mitarbeiter Dr. Frank Goldschmidtböing gebe es weiterhin sehr engen Kontakt. „Und für unsere Gründung war die Unterstützung der Uni extrem wichtig“, sagt Shabanian, „vor allem die Zusammenarbeit mit dem Gründungsbüro und der Patentstelle in der Zentralstelle für Technologietransfer.“ Zur Ausgründung hatte muVaP außerdem 2019 knapp eine Million Euro Förderung im Programm „EXIST-Forschungstransfer“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erhalten.

Das Besondere an den Mikroventilen und -pumpen, die das Freiburger Spin-off entwickelt, ist der neuartige Einsatz von so genannten Piezoelementen, die sich bewegen, wenn eine elektrische Spannung angelegt wird. Shabanian hatte schon in seiner Freiburger Doktorarbeit eine eigene Methode entwickelt, ein Piezoelement so an eine Membran anzubringen, dass es diese auf eine spezifische Weise ausbeult – eine Bewegung, die sich für sehr kleine Ventile und Pumpen gut nutzen lässt. Dank dieser Technologie hätten die Mikroventile von muVaP viele Vorteile, sagt Shabanian: Sie seien weniger aufwendig zu produzieren als herkömmliche Modelle, hielten einem höheren Druck stand, hätten einen größeren Durchfluss und seien außerdem auch noch ultra-energieeffizient – was gerade für mobile Anwendungen eine wichtige Rolle spielt.

Von diesen Vorteilen will muVaP jetzt den Markt überzeugen und dafür auch sein Team neu aufstellen und vergrößern, das aktuell aus fünf Personen besteht. Als neue Mitarbeitende kämen auch Absolvent*innen etwa des IMTEK in Frage, sagt Shabanian. Hierfür biete der Einstieg des Investors jetzt neue Möglichkeiten – und verringere zunächst das finanzielle Risiko: „Denn auch brillante Ideen drohen leicht zu sterben, weil Start-ups erst einmal Geld für Personal und Entwicklung verbrennen.“ Deshalb müsse man immer den Markt im Blick behalten und die Ideen irgendwann in Anwendungen bringen, die auch bei den Kunden funktionieren. „Das ist gerade für Wissenschaftler*innen oft eine große Herausforderung.“

Um diese Herausforderung zu meistern, arbeitet muVaP bereits mit einem weiteren Partner zusammen, der eine erste Serie von unterschiedlichen Mikroventilen produzieren wird; Mitte 2024 sollen sie auf den Markt kommen. Köster ist optimistisch: „Es gibt eine Menge unterschiedlicher Anwendungen, in denen kleine Ventile stecken.“ Als ein spannendes Beispiel nennt er die Medizintechnik, also etwa Geräte zur In-Vitro-Diagnostik und insgesamt zur Laborautomatisierung, aber auch Dialysegeräte oder Anwendungen, die Medikamente präzise dosieren können.

„Unsere Ventile können vieles ändern, sie können Dinge möglich machen, die bisher nicht möglich sind, und damit letztlich auch die Lebensqualität etwa von Patientinnen und Patienten erhöhen“, sagt Shabanian. Am liebsten würde er mit vielen Anwendungen und in verschiedenen Bereichen gleichzeitig in den Markt starten, aber als kleines Start-up dürfe man sich nicht verzetteln, auch nicht mit einem Investor im Hintergrund. „Man muss Schritt für Schritt vorgehen und in einem Bereich starten, das tun wir jetzt mit unserer ersten Serie“, sagt er. „Aber wir sehen auch schon, was noch alles möglich ist – das ist sehr spannend und treibt uns an.“