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Die Reichweite der Erreichbarkeit

Der Weltelterntag am 1. Juni naht – Arbeitspsychologin Nina Pauls erklärt, wie die neuen Medien das Privatleben arbeitender Eltern beeinflussen

Freiburg, 08.05.2017

Die Reichweite der Erreichbarkeit

Kind und Job unter einen Hut zu kriegen ist für Eltern ein ständiger Balanceakt. Foto: Maria Sbytova/Fotolia

Das Mobiltelefon am Ohr oder die beruflichen E-Mails im Blick, selbst wenn man mit den Kleinen gerade auf dem Spielplatz im Sand buddelt oder im Wartezimmer beim Kinderarzt sitzt: „Diese Situationen kennen Eltern nur zu gut“, sagt Arbeitspsychologin Dr. Nina Pauls von der Universität Freiburg. Aktuelle Befunde der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin berichteten von 35 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland, die zumindest manchmal in ihrem Privatleben in beruflichen Angelegenheiten kontaktiert werden.

Ob die Erreichbarkeit die Balance zwischen Arbeit und Privatleben eher unterstützt oder behindert, hänge von unterschiedlichen Faktoren ab. „Wir wissen aus unseren Studien im IT-Bereich, dass es nicht die schiere Menge an Kontaktanfragen im Privatleben ist, die Erreichbarkeit zum Problem werden lassen“, erläutert Pauls. „Sie ist besonders dann konfliktbehaftet, wenn sie viel Zeit in Anspruch nimmt und die Anfragen überraschend eintreffen und sofort eine Reaktion erfordern.“ Außerdem sei Erreichbarkeit oft ein Ausdruck von Überlastung und führe vor allem bei Beschäftigten, die sowieso schon viel und lange arbeiteten, zu Problemen beim Abschalten von der Arbeit und der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

Die problematischen Auswirkungen der ständigen Erreichbarkeit könnten laut Pauls durch flexiblere Arbeitszeiten verringert werden. Das Team im Projekt „MASTER – Management ständiger Erreichbarkeit“ spreche dann von „arbeitnehmerorientierter Flexibilisierung“. „Wenn Erreichbarkeit im Job von Beschäftigten erwartet wird, sollten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber im Gegenzug mehr Flexibilität zulassen. Dies kann mit gleitenden Arbeitszeiten oder Home-Office-Lösungen gelingen.“ Über die betrieblichen Rahmenbedingungen hinaus hätten aber auch betroffene Beschäftigte selbst die Möglichkeit, Strategien zum Umgang mit den neuen Medien zu nutzen. Beschäftigte könnten die Zeiten, in denen sie erreichbar sind, begrenzen oder E-Mail-Filter nutzen. „Auch die Trennung privater und dienstlicher Geräte kann helfen, ebenso wie Benachrichtigungsblocker.“ Es sei außerdem ratsam, bereits während der tatsächlichen Arbeitszeit genügend Zeit für Absprachen mit Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten einzuplanen.

Nina Pauls ist seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Wirtschaftspsychologie am Institut für Psychologie der Universität Freiburg. 2013 wurde sie mit der Arbeit „Die Rolle von Flexibilitätsanforderungen und Beruflicher Selbstwirksamkeit für das Befinden von Beschäftigten“ promoviert. Pauls Forschungsschwerpunkte sind die psychische Gesundheit bei der Arbeit und die Anforderungen moderner Arbeitswelten. Zurzeit arbeitet sie an den Projekten „MASTER – Management ständiger Erreichbarkeit“ und „RESILIRE – Altersübergreifendes Resilienzmanagement“.

 



Dr. Nina Pauls

Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftliche Fakultät
Institut für Psychologie
Abteilung für Wirtschaftspsychologie
Engelbergerstraße 41, 79106 Freiburg

Telefon: +49(0) 761 / 203-9153
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