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Präsidentschaftswahl in Afghanistan

Islamwissenschaftler Tilman Lüdke sieht auch nach der Stimmabgabe Ende September keine Chance auf Frieden

Freiburg, 09.09.2019

Präsidentschaftswahl in Afghanistan

Foto: Alexey Lebedev/stock.adobe.com

In Afghanistan schwelt nach wie vor die Fehde zwischen den Taliban und der Regierung. Daneben gibt es weitere, wenn auch kleinere Konfliktherde, die dem Land eine friedliche Existenz versagen. Umso wichtiger erscheint es, die Chancen für einen Neuanfang, die eine Präsidentschaftswahl bieten kann, zu nutzen. Islamwissenschaftler Dr. Tilman Lüdke vom Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI) an der Universität Freiburg ist allerdings skeptisch, dass in absehbarer Zeit eine Person gefunden wird, die das Land einigen und eine funktionierende Regierung zusammenstellen kann. „Die Demokratie als Staatswesen ist in Afghanistan nicht allgemein anerkannt, das Land ist tief gespalten, weil es so viele unterschiedliche Völker und Religionen gibt“, erläutert der Experte. Es sei deshalb nicht zu erwarten, dass die Wahl zu einer Befriedung führe.

Es bräuchte eine Präsidentschaftskandidatin oder einen Präsidentschaftskandidaten, die oder der alle von sich überzeugen kann. „Aber das ist eher aussichtslos. Die Parteien haben sich so weit entzweit, dass unklar ist, wie sie jemals wieder zusammenfinden sollen.“ Die unterschiedlichen Volks- und Religionsgruppen wollen  einfach in Ruhe gelassen werden, auch von einem Staat, sagt Lüdke: „Das letzte Mal, als ein politisches System in Afghanistan funktioniert hat, war von 1933 bis 1973 unter König Mohammed Zahir Schah, da das Land damals eher einen Kurs der Neutralität anstrebte.“

Der Islamwissenschaftler befürwortet deshalb den kompletten Abzug ausländischer Truppen: „Es gibt keinen Grund und auch keine erfolgsversprechende Perspektive, noch länger Truppen in Afghanistan zu stationieren.“ Die Chance, den islamistischen Extremismus so eindämmen zu können, sei verschwindend gering. „Solange sich die Taliban auf Afghanistan beschränken, wird sich niemand weiter aufregen. Es wird westlichen Akteuren nicht gelingen, mittels Besetzung eine Lösung herbeizuführen.“

Dr. Tilman Lüdke ist seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI) an der Universität Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören  Themen wie Deutschland und der Nahe Osten, Politischer Islam, Islam und Nationalismus sowie die Geschichte des Zypern-Konflikts.



Dr. Tilman Lüdke


Arnold-Bergstraesser-Institut
Windausstr. 16, 79110 Freiburg

Tel.: +49 (0) 761/888 7828
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