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Internationaler Tag der Muttersprache

Germanist Alfred Lameli über den Wandel des Deutschen und den Rückgang der Dialekte

Freiburg, 10.02.2020

Internationaler Tag der Muttersprache

Quelle: ALDECAstudio/Fotolia

Ziel des Internationalen Tags der Muttersprache, der am 21. Februar 2020 gefeiert wird, ist es, die sprachliche und kulturelle Vielfalt sowie Mehrsprachigkeit zu fördern. Stimmen, die seit Jahren vor dem Verfall der deutschen Sprache warnen, stimmt Prof. Dr. Alfred Lameli vom Institut für Germanistische Linguistik der Universität Freiburg nicht zu. „Es lässt sich zwar feststellen, dass viele Menschen sich nicht mehr so zielgerichtet an der Hochsprache orientieren wie vielleicht noch vor wenigen Generationen, aber das unterliegt den normalen Veränderungen von Sprache im Allgemeinen“, sagt Lameli. Das sprachliche System ändere sich dadurch insgesamt betrachtet nicht beziehungsweise nur marginal.

Aus Sicht des Germanisten ist der Einfluss der neuen Medien spürbar, „vor allem bei jungen Menschen, die sehr viel über das Handy kommunizieren.“ In den letzten Jahren hat Lameli zudem festgestellt, dass die Verwendung von Dialekten, die ein Ausdruck sozialer Identität sind und funktional dazu dienen Nähe auszudrücken, deutlich zurückgegangen ist. Dies hänge neben dem Einfluss der Medien unter anderem damit zusammen, dass sprachliche Erfahrungen heute auch in anderen Gegenden der Welt gemacht werden, nicht mehr nur lokal, sondern eben auch über die Grenzen der Region, des Landes oder sogar Europas hinweg.

Früher seien Dialekte insbesondere in der Familie, im Freundeskreis oder, je nach Beruf, auf der Arbeit gesprochen worden. „Heute besetzen Dialekte diese Domänen nicht mehr, sie verschwinden daraus immer mehr.“ Die Folge ist in manchen Regionen der sehr weitreichende Abbau der Dialekte. „In Deutschland gibt es bereits Regionen, in Teilen Norddeutschlands zum Beispiel, wo kaum noch Dialekt gesprochen wird.“ Dies liege unter anderem daran, dass die Dialektsysteme im Norden anders strukturiert seien als im Süden. Die Unterschiede zwischen dem Niederdeutschen und der Schriftsprache seien daher viel umfassender als es zum Beispiel bei den süddeutschen Dialekten der Fall sei.

Prof. Dr. Alfred Lameli ist seit 2018 am Institut für Germanistische Linguistik an der Albert-Ludwigs-Universität. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die historische Entwicklung des Deutschen, die Dialekte des Deutschen sowie Fragen nach den Einstellungen gegenüber Personen mit regionalsprachlichem Hintergrund.




Prof. Dr. Alfred Lameli

Deutsches Seminar — Germanistische Linguistik
Platz der Universität 3, 79085 Freiburg

Tel.: +49 (0)761 / 203-3250
Mail: alfred.lameli@germanistik.uni-freiburg.de


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Laackmann

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