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Zu Recht alarmiert?

Soziologe Stefan Kaufmann über die veränderte Wahrnehmung von Gewalt in der Gesellschaft

Freiburg, 21.02.2019

Zu Recht alarmiert?

Foto: Christian Schwier/stock.adobe.com

Nimmt aggressives Verhalten gegen soziale Berufszweige wie Feuerwehren, Rettungsdienste und Müllabfuhren wirklich zu? „Es gibt viele Medienberichte zu diesem Thema, die das nahelegen“, sagt Soziologe Prof. Dr. Stefan Kaufmann von der Universität Freiburg: „Aber die Datenlage dazu ist aber sehr dünn.“ Es gebe bei Umfragen zwar einen leichten Anstieg, dies reiche für einen stichhaltigen Befund jedoch nicht aus.

„Was hingegen zugenommen hat, ist die Sensibilität auf Gewalt“, erläutert Kaufmann. Gewalt werde heutzutage gesellschaftlich stärker abgelehnt und in dieser Konsequenz häufiger zur Anzeige gebracht und publik gemacht als früher. „Zu berücksichtigen ist auch, dass die Dynamik der öffentlichen Kommunikation nicht mit der Realität übereinstimmen muss.“ Sobald ein solches Thema medial zirkuliere, gebe es einen so genannten Schneeballeffekt.

Gleichzeitig dürfe das Ganze nicht verharmlost werden. „Jeder Angriff ist ein Problem. Es ist jedoch wichtig, erst genau hinzuschauen und die Umstände zu berücksichtigen, bevor man urteilt.“ Bei Rettungseinsätzen beispielsweise komme es tatsächlich häufig zu Beleidigungen und Pöbeleien. Das liege mitunter daran, dass solche Einsätze häufig mit Betrunkenen zu tun hätten. „Aufgrund des erhöhten Alkoholspiegels sind die Leute enthemmter und meist aggressiver, weshalb die Polizei oder der Rettungsdienst letztlich ja auch alarmiert wird.“

Prof. Dr. Stefan Kaufmann ist seit 2012 Professor am Institut für Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität und Forschungskoordinator am Freiburger Centre for Security and Society. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören unter anderem Sicherheit, Krieg, Militär, Technik und Organisation.




Prof. Dr. Stefan Kaufmann

Institut für Soziologie
Rempartstraße 15, 79085 Freiburg

Tel.: +49 (0)761 / 203-8525
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