Wacht auf, Verdammte dieser Erde!
Freiburg, 18.05.2021
Paris, im Juni 1871. Die Pariser Kommune, ein Aufstand der unteren Bevölkerungsschichten gegen die politische und wirtschaftliche Macht des Bürgertums, ist niedergeschlagen. Die konservative Regierung lässt Tausende Revolutionäre erschießen, andere werden deportiert oder müssen fliehen. So auch Eugène Pottier, ein Musterzeichner für Stoffe, der sich als Kämpfer und Lyriker für die Kommune engagiert. Nach der Niederschlagung der Kommune schreibt Pottier ein revolutionäres Gedicht, das in der Vertonung von Pierre Degeyter später sogar zur russischen Nationalhymne aufsteigt: „Die Internationale“.
Heute ist der revolutionäre Gesang mit dem deutschen Textbeginn „Wacht auf, Verdammte dieser Erde“ weitgehend verstummt. Als die SPD vor zwei Jahren das Lied wieder einmal anstimmte, wurde dies kontrovers diskutiert. Und tatsächlich stellt sich die Frage, ob die historischen Versuche, einen „real existierenden Sozialismus“ herbeizuführen, die Hymne und ihre Ideale nicht diskreditiert haben. Prof. Dr. Dr. Michael Fischer möchte aber auch auf das positive Erbe hinweisen: „‚Die Internationale‘ stellt zwar kein Rezept für eine neue politische Ordnung dar. Aber sie artikuliert die bleibende Zuversicht, dass sich die Welt zum Besseren wendet, dass soziale Gleichheit und gesellschaftlich-politische Partizipation hergestellt werden kann.“ Dies sei auch nach 150 Jahren eine bleibende und nur im internationalen Kontext zu lösende Aufgabe.
Michael Fischer ist seit 2014 Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er forscht und lehrt zur Theorie und Geschichte populärer Musik. Fischer ist seit 2021 Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Freiburg.
Prof. Dr. Dr. Michael Fischer
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Foto: Klaus Polkowski