Beziehungen zu afrikanischen Partnerländern
Freiburg, 02.07.2020
Am 1. Juli 2020 begann die deutsche Ratspräsidentschaft der Europäischen Union (EU). Ein zentraler Agendapunkt in den nächsten sechs Monaten wird, die Beziehung zu den afrikanischen Partnerländern zu pflegen und zu verbessern. Eins der dabei umstrittensten Themen ist Migration. Ein Team um Dr. Franzisca Zanker am Arnold-Bergstraesser-Instituts (ABI) in Freiburg fordert, dass innerhalb der Mitgliedstaaten der EU ein aufrichtiger Dialog stattfindet, der den politischen Willen widerspiegelt, sichere Migrationswege zu finden, und der die afrikanischen Ansichten zur Migration berücksichtigt.
„Viel Zeit und Mühe haben die EU-Vertreterinnen und EU-Vertreter darauf verwendet, Ideen einer gleichberechtigten Partnerschaft rhetorisch voranzutreiben, aber gerade im Bereich der Migration sind wir von diesem Ideal weit entfernt", sagt die Politikwissenschaftlerin. „In der Kommunikation wird Migration immer wieder als Problem, als etwas, das es einzudämmen gilt, dargestellt. Dies steht in starkem Kontrast zu den unterschiedlichen und multiplen Auffassungen von Migration und Mobilität auf dem afrikanischen Kontinent selbst, die im Allgemeinen als etwas Normales und eine wichtige Strategie zur Sicherung des Lebensunterhalts angesehen werden", fügt sie hinzu.
Auf der Grundlage eines Forschungsprojekts zur "Politischen Ökonomie der westafrikanischen Migrationsgovernance" in Nigeria und Gambia sowie im Niger und Senegal stellten Zanker und ihr Team fest, dass - trotz einiger Vorteile für die Zusammenarbeit zwischen der EU und Afrika - im Bereich der Migrationsgovernance wichtige Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen einer solchen Zusammenarbeit vor Ort fortbestehen.
„Wenn die deutsche Ratspräsidentschaft die Gelegenheit nutzen will, sich für ein besseres Verhältnis zu den afrikanischen Partnern einzusetzen,“ stellt Zanker fest, „muss sie viel Zeit und Aufmerksamkeit darauf verwenden, echte Migrationswege zu finden, die zugänglich, sichtbar und glaubwürdig sind, und eine gemeinsame Darstellung der Migration zu entwickeln, anstatt sich in erster Linie auf Rückkehr und Rückübernahme zu konzentrieren, was in den vergangenen Jahren zu Spannungen in den Beziehungen geführt hat. Die Alternative ist eine Fortsetzung der Externalisierungspolitik, die im besten Fall eine Teilung der Verantwortung vermeidet und im schlimmsten Fall zu tragischeren Todesfällen entlang der Migrationsrouten führt."
Forschungsprojekt „Politische Ökonomie der westafrikanischen Migrationsregierung"
Dr. Franzisca Zanker
Arnold-Bergstraesser-Institut
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/888-783 E-Mail:
franzisca.zanker@abi.uni-freiburg.de
Foto: Arnold-Bergstraesser-Institut
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