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Geschichte und Geschichten der Universität Freiburg

Rudolf-Werner Dreier erzählt in seinem neuen Buch vom Streben nach Autonomie und wissenschaftlicher Erkenntnis, prägenden Personen und der Bedeutung des Mensa-Milchreis

Freiburg, 06.07.2023

Geschichte und Geschichten der Universität Freiburg

Rektorin Kerstin Krieglstein und Rudolf-Werner Dreier Foto: Sandra Meyndt

Was haben der frühneuzeitliche Kartograf Martin Waldseemüller, einige Rebhänge im Markgräfler Land und der freitägliche Geruch von Reisbrei gemeinsam? Sie alle sind verbunden mit der Geschichte der Universität Freiburg – und sie finden sich in einem soeben im Verlag Herder erschienenen Buch: Der Band mit dem schlichten Titel „Universität Freiburg“ schildert den ereignisreichen Weg von der Gründung im Jahr 1457 bis heute. Und er erzählt vielerlei „Geschichten aus der Uni-Geschichte“, wie der zweite Teil des Buches heißt. Geschrieben hat es Rudolf-Werner Dreier; er war über 30 Jahre lang Pressesprecher der Universität und hat unter anderem die Alumni-Organisation aufgebaut. „Ich freue mich sehr über dieses Buch“, sagt Prof. Dr. Kerstin Krieglstein, Rektorin der Universität Freiburg. „Es ist nicht nur sehr informativ, sondern auch abwechslungsreich und lebendig – und es macht deutlich, wie eng die Universität mit der Stadt und der Gesellschaft verknüpft war und ist.“

„Amerika kommt aus Freiburg“

Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ist eine der ältesten Universitäten Deutschlands. Ihre lange Geschichte ist bestimmt vom Kampf um ihre Autonomie und dem ständigen Streben nach Exzellenz in Lehre und Forschung. Immer wieder wurde und wird sie dabei durch ihre herausragenden Köpfe geprägt. Dreiers Buch erzählt davon – und auch von Anekdoten und Absonderlichkeiten, von Streitfragen und immer wieder von Menschen und ihrer Beziehung zur Universität: „In ihrer Geschichte gibt es so viele interessante Facetten und Persönlichkeiten, die ich für alle verständlich festhalten wollte. Eine Universität lebt von Personen“, sagt Dreier.

Personen wie etwa der Kartograf Martin Waldseemüller, der als Freiburger Student 1507 eine berühmte Weltkarte erschuf. Darin wird der neu entdeckte Kontinent erstmals als „America“ bezeichnet – aber nur, weil Waldseemüller einen Fehler aus der lateinischen Begleitschrift seines Kommilitonen Matthias Ringsmann übernahm, der irrtümlich dachte, dass der Florentiner Seefahrer Amerigo Vespucci das Land entdeckt habe. „Man kann also mit einigem Recht sagen, Amerika kommt aus Freiburg“, meint Dreier.

Auch eine Alltagsgeschichte

Der gelernte Historiker und Journalist hatte bereits 1991 als erster eine illustrierte Universitätsgeschichte geschrieben. „Aber nur eine Neuauflage des ersten Buchs war nicht sinnvoll, da sich die Universität in den vergangenen 20 bis 30 Jahren rasant vergrößert und verändert hat“, sagt Dreier. Vielerlei wissenschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen in insgesamt über 550 Jahren werden in dieser Universitätsgeschichte deutlich, und so ist Dreiers Buch nebenbei auch eine Alltags-, Sozial- und Kulturgeschichte, in der es etwa um die Flucht der Universität vor französischen Belagerungen ins Exil, um die „Frauenfrage“, um das Wirken von Nobelpreisträgern oder die Bedeutung des Weins für die Universität geht.

Denn der Weinbau hatte an der Universität Tradition, schon bei der Gründung besaß sie nicht nur Äcker, sondern auch Reben. Wein gehörte zeitweise sogar zur Besoldung von Professoren, und die öffentliche Trunkenheit von Studenten und anderen Universitätsangehörigen machte den Stadtherren zu schaffen. 1984 griff die Universität die Tradition des Weinbaus mit dem Erwerb einiger Rebhänge im Markgräflerland wieder auf; die Ernte erbringt heute etwa 10.000 Liter Uni-Wein, der meist bei festlichen Anlässen ausgeschenkt wird.

Veganer Reisbrei

Und nicht nur ums Trinken geht es in Dreiers Buch, sondern auch ums Essen: Etwa um die Gründung der Mensa 1920, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als viele Studierende unterernährt waren und von Schwestern des Vinzentinerinnenordens verpflegt wurden. 1961 begann der Bau der heutigen Mensa I in der Rempartstraße, gleichzeitig sollte der Preis pro Essen von 90 Pfennig auf 1,20 Mark steigen – was zu einer der ersten Studierendendemos führte: „Zwischen Stahl und Glas der gleiche Fr…!“ stand auf einem Transparent. Später bereicherten internationale Gerichte den Speiseplan („Putenbrust Suzy Wong“), noch später vegetarische Küche, Bioprodukte und ein veganes Angebot.

Heute gibt es sogar den für Generationen von Freiburger Studierenden prägenden Milchreis in einer veganen Variante, zu einem kleinen Aufpreis. „Es ist witzig zu sehen, wie sich die Essgewohnheiten verändert haben und welche Gerichte die Mensaköche im Laufe der Zeit kreierten“, sagt Dreier. „Und ich war erstaunt, wie wichtig der Duft von Milchreis am Freitag für die Identität einer Universität ist.“

 

Rudolf-Werner Dreier: Universität Freiburg. Verlag Herder, Freiburg, 2023. 192 Seiten, 359 Abbildungen.
Info mit Leseprobe: www.herder.de/dreier

 

Pressefotos zum Download:

Rektorin Kerstin Krieglstein und Rudolf-Werner Dreier Foto: Sandra Meyndt
Quelle: Verlag Herder

 

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Tel.: 0761/203-4302
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