Das Exploratorium Lebendiges Wittental erhält den 1. Platz des Naturschutzpreises der Stadt Freiburg
Freiburg, 10.02.2023
Das Exploratorium Lebendiges Wittental lädt Studierende zum Lernen und Experimentieren ein. Foto: Sandra Meyndt
Das Exploratorium Lebendiges Wittental bietet Studierenden einen Lern- und Experimentierort, an dem sie Kontakt zur Artenvielfalt erleben und praxisbezogene Naturerfahrungen machen können. Rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche können Studierende hier eigene Projektideen umsetzen, ihre Artenkenntnisse erweitern und selbst Studien durchführen. Dafür ist die Professur für Forstentomologie und Waldschutz der Universität Freiburg mit dem 1. Platz des Naturschutzpreises der Stadt Freiburg 2023 ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert und würdigt außergewöhnliche Leistungen im Naturschutz.
Möglich ist das Lebendige Wittental durch die besondere Lage der Professur. Vor den Toren Freiburgs, im Dreisamtal, ist sie in Stegen-Wittental beheimatet. Dort findet nicht nur die Forschung der Professur statt, die sich unter anderem mit Borkenkäfern befasst. Auf Freiflächen und einem Waldstück von insgesamt 1,6 Hektar entstehen zusammen mit Studierenden Kleinbiotope und Rückzugsorte für verschiedene Lebewesen. Dadurch wird die Biodiversität erhalten und gefördert.
„Unsere Idee war, das Gelände der Professur so umzugestalten, dass wir die Artenvielfalt stärken. Dabei wollten wir gezielt die Ideen der Studierenden einbeziehen. Es ist wunderbar zu sehen, wie diese Möglichkeit angenommen wird. Die Eigeninitiative und die Einsatzfreude der Studierenden sind enorm“, so Prof. Dr. Peter Biedermann, Leiter der Professur für Forstentomologie und Waldschutz.
Lebensräume schaffen und Biodiversität fördern
Biedermanns Team und die Studierenden haben bereits eine Reihe von Projekten umgesetzt. Auf einer zuvor ungenutzten Rasenfläche entstand erst im Juni eine Teichanlage, die bereits jetzt als Brutstätte von mindestens fünf Libellenarten und Teichmolchen angenommen wurde; ein Nisthügel ist das Zuhause von bodenbrütenden Wildbienen geworden und in fast 50 Nistkästen finden sich Siebenschläfer, Fledermäuse und verschiedenen höhlenbrütende Vogelarten. Ein weiteres ist die Umgestaltung der Quelle, die auf dem Gelände entspringt. Quellen bieten mit ihrem kühlen Wasser, das einen hohen Sauerstoffgehalt hat, einen besonderen Lebensraum. Für Organismen, die auf diese Bedingungen angewiesen sind, ist der Klimawandel ein zunehmendes Problem. Ein Austrocknen der Quelle durch langanhaltende Trockenperioden ist eine besondere Herausforderung für den Feuersalamander. Dieser legt seine Larven im Uferbereich ab. Trocknet die Quelle aus, bevor die Metamorphose abgeschlossen ist, sterben diese. Um dem zu begegnen, legten die Studierenden im Lebendigen Wittental Rückhaltebecken an. Diese dienen als Zufluchtsort, wenn die Quelle austrocknet, und schützen somit die dort lebenden Arten. Bereits im Jahr nach der Umsetzung zählten Biedermann und sein Team über 100 Larven von Feuersalamandern in den neu entstandenen Rückhaltebecken. Einzelne davon hat sich eine Ringelnatter geholt, die plötzlich auch auf dem Gelände auftauchte. „Es freut mich sehr, dass unsere Arbeit schon so schnell so viel mehr Leben ermöglicht“, so Biedermann.
Interessierte sind herzlich Willkommen
Zu sehen, wie das Gelände zum Leben erwacht und welche Möglichkeiten es bietet, ist für Biedermann eine tolle Bestätigung. Aber natürlich freut er sich auch über die Auszeichnung der Stadt Freiburg: „Den Preis verliehen zu bekommen ist super, weil er zeigt, dass unser Projekt gesehen und anerkannt wird“. Jetzt möchte Biedermann die mit der Auszeichnung verbundene Aufmerksamkeit nutzen. „Wir wollen gerne Menschen zu uns einladen, etwa im Rahmen eines Tages der offenen Tür. Wir wollen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, Biodiversität zu fördern. Bei uns können Menschen Tiere und Pflanzen beobachten und Ideen und Inspirationen sammeln, die sie auch bei sich zuhause umsetzen können“.
Weitere Projekte geplant
Die nächsten Projekte im Lebendigen Wittental sind bereits geplant. So soll etwa eine Streuobstwiese entstehen. Biedermann und sein Team wollen aber auch überwachen, wie sich der Tierbestand durch die Umgestaltung entwickelt. „Bevor wir uns an die Umsetzung gemacht haben, haben wir eine Bestandsaufnahme von Heuschrecken, Schmetterlingen und Vögeln gemacht. Jetzt wollen wir herausfinden, wie sich die Tierbestände durch die umgesetzten Projekte verändert haben“, so Biedermann.