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Deutschlands Glücksniveau erholt sich nur leicht

Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg stellt den „SKL Glücksatlas 2022“ vor

Freiburg, 08.11.2022

Die Lebenszufriedenheit in Deutschland steigert sich nach dem Corona-Tief vom Vorjahr nur leicht, neue Krisen bremsen die Erholung. Der Glücksabstand zwischen Ost- und Westdeutschland weitet sich wieder aus. Während Frauen und Familien ihre Zufriedenheit verbessern, haben Jugendliche noch große Probleme. Das zeigen die Ergebnisse des „SKL Glücksatlas“ unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg.

Nach dem Ende der meisten Corona-Maßnahmen im Frühjahr hat sich das Glücksniveau 2022 in Deutschland leicht erholt. So beträgt die Lebenszufriedenheit aktuell 6,86 Punkte und hat damit 0,28 Punkte seit dem Tiefstand von 2021 (6,58 Punkte) aufgeholt. Sie ist aber noch 0,28 Punkte vom Vor-Corona-Niveau 2019 (7,14 Punkte) entfernt. „Die Talsohle ist durchschritten,“ sagt Raffelhüschen, „die Hälfte des Weges liegt aber noch vor uns.“

Zufriedenheit mit Familienleben wieder gestiegen

Viele Bevölkerungsgruppen, die besonders stark unter den Corona-Maßnahmen gelitten hatten, konnten ihre Lebenszufriedenheit 2022 wieder verbessern. Frauen haben den Glücksabstand von 0,19 Punkten zu den Männern, der sich während Corona auftat, auf 0,06 Punkte verringert und damit fast wieder geschlossen. Familien haben 2022 ihre Zufriedenheit mit dem Familienleben auf 7,42 Punkte angehoben, nachdem sie 2021 auf 7,17 Punkte gesunken war. Bis zum Vor-Corona-Wert von 8,0 (2019) ist aber noch viel zu tun. Am wenigsten erholt haben sich die Jungen. Die Generation Z (1995 bis 2010 geboren) verlor während Corona 1,0 Punkte an Lebenszufriedenheit. Um auf das alte Glücksniveau zurückzukehren, muss sie noch 0,52 Punkte gutmachen. Dagegen müssen die Älteren (1945 plus) nur noch 0,19 Punkte bis zum alten Niveau aufholen.

Neue Krisen bremsen die Erholung. Im September durchbrach die Inflation die Zehn-Prozent-Marke. Sollte sie bis Dezember 2022 auf diesem Level bleiben, dürfte sich der Gesamtverlust an Lebensglück durch die Inflation auf 0,46 Punkte belaufen – das ist viel. Auch auf die Zufriedenheit mit dem Einkommen wirkt sie sich negativ aus: Sie ist allein 2022 um 0,29 Punkte gesunken und steht aktuell bei nur 6,49 Punkten. 2019 lag sie noch bei 7,18 Punkten auf der Skala von 0 bis 10.

Westdeutsche Länder erholen sich schneller

Westdeutsche Länder erholen sich von der Pandemie schneller als ostdeutsche, weshalb der Abstand zwischen West (6,91 Punkte) und Ost (6,67 Punkte) aktuell wieder auf 0,24 Punkte gestiegen ist. Während der Pandemie war er 2020 mit nur 0,05 Punkten fast verschwunden. Die Nachteile, die der Westen in der Pandemie hatte, spielen 2022 keine Rolle mehr: Hohe Anteile an jüngeren Menschen, an Familien, an Großstädtern und Selbständigen sind normalerweise Garanten für ein höheres Glücksniveau einer Region. In der Pandemie verloren aber gerade diese Gruppen überdurchschnittlich viel Lebenszufriedenheit. Das betraf überwiegend westdeutsche Länder. Als die Lockdown-Einschränkungen 2022 wegfielen, erholte sich die Zufriedenheit im Westen 2022 dementsprechend stärker.

2022 setzt sich die Auflösung der früheren strengen Trennung in Westländer an vorderer Stelle und Ostländer im hinteren Bereich des Regionen-Rankings fort. Mit Brandenburg (Platz 5) liegt ein ostdeutsches Bundesland im oberen Drittel. Mit dem Saarland (Platz 15) belegt ein westdeutsches Bundesland den vorletzten Rang.

Glücksranking der Regionen

2022 leben die glücklichsten Deutschen wieder in Schleswig-Holstein, das den ersten Platz mit 7,14 Punkten erreicht. In der Pandemie war das Land auf 6,78 Punkte abgerutscht. Im Vorjahr war neben Schleswig-Holstein auch Sachsen-Anhalt auf dem ersten Platz gelandet. Das ostdeutsche Bundesland hält sich 2022 gut und kommt auf Platz neun im Mittelfeld. Den zweiten Platz belegt 2022 Bayern, wo die Lebenszufriedenheit im Vergleich zum Vorjahr 0,29 Punkte auf aktuell 7,06 Punkte anstieg. Nordrhein-Westfalen (6,98 Punkte) ist der Aufsteiger des Jahres und steht auf Platz drei, dicht gefolgt von Hamburg, das sich bei der Erholung schwerer tut. Brandenburg (6,87) belegt Platz fünf und ist damit nur einen Rang schlechter als im Vorjahr. Es ist das bestplatzierte ostdeutsche Bundesland.

Das Mittelfeld bilden Hessen (6,82), Niedersachsen (6,80), Baden-Württemberg (6,80) und Sachsen-Anhalt (6,79), alle in der Punktezahl sehr eng beieinander. Mit größerem Abstand folgen Sachsen (6,68) auf Platz zehn, gefolgt von Rheinland-Pfalz (6,65) und Bremen (6,58), das sich gegenüber dem Vorjahr um drei Ränge auf Platz zwölf verbessert hat. Den Schluss bilden Thüringen (6,54) auf Platz 13, Berlin (6,53), das Saarland (6,49) und das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern (6,35), welches als einziges Bundesland 2022 schlechter abschnitt als im Jahr davor (6,60), als es noch den zehnten Platz belegte.

Repräsentativ Befragte

Die Daten für den SKL Glücksatlas 2022 stammen aus insgesamt elf Befragungen von Januar bis Oktober 2022 (mindestens vierwöchig) mit insgesamt 11.450 repräsentativ Befragten ab 16 Jahren in Form von mündlich-persönlichen Interviews durch das Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach zur Erfassung der allgemeinen Lebenszufriedenheit der Deutschen. Zur Erfassung der Zufriedenheiten mit den Lebensbereichen Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit wurden vom IfD Allensbach von Mai bis Juli 2022 insgesamt 3.170 Bürger ab 16 Jahren repräsentativ in Form von mündlich-persönlichen Interviews befragt. Zudem befragte das Berliner Meinungsforschungsinstitut Ipsos insgesamt 2000 Deutsche zwischen 18 und 65 Jahren per computergestützte Online-Befragung repräsentativ zum Einfluss von Inflation und Ukraine-Krieg auf die Lebenszufriedenheit.

Der SKL Glücksatlas 2022 ist als Buch beim Penguin Verlag erschienen und ab sofort im Handel erhältlich. Weitere Informationen: https://www.skl-gluecksatlas.de/info/presse.html

 

Kontakt:
Timon Renz, M.Sc.
Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-5480
E-Mail: timon.renz@vwl.uni-freiburg.de

Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen
Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-2353
E-Mail: bernd.raffelhueschen@vwl.uni-freiburg.de