Arbeit und Genuss sind kein Widerspruch
Freiburg, 12.05.2021
Johann Wolfgang Goethe unterbrach 1786 seine beruflichen Verpflichtungen in Weimar und reiste nach Italien. Dort hoffte er, Freiräume für geistige Tätigkeiten zu finden, wie er selbst erklärte. Prof. Dr. Peter Philipp Riedl vom Deutschen Seminar der Universität Freiburg hat Goethes Werke, die in Folge der Reise nach Italien entstanden sind, untersucht. Goethe reflektiert dabei, so der Germanist, unter anderem auch das vielschichtige Verhältnis von Muße, Arbeit und Genuss – mit ebenso erstaunlichen wie folgenreichen Wertungen. Seine Analyse hat Riedl in dem Buch „Gelassene Teilnahme. Formen urbaner Muße im Werk Goethes“ veröffentlicht.
Seine Reise rechtfertigte Goethe zunächst mit der Vorstellung, dass Muße als Freiheit von beruflichen Tätigkeiten es ihm ermöglichen werde, sich seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen zu widmen, erklärt der Freiburger Literaturwissenschaftler. „Goethe schildert in seinen Werken, dass die Formen freien Verweilens jenseits fremdbestimmter Zwänge auch inmitten urbaner Geschäftigkeit und durchaus anstrengender, aber selbstbestimmter Arbeit möglich sind“, betont Riedl. Einschlägige Formen urbaner Muße in Verona, Vicenza, Padua, Venedig, Rom, Neapel und Palermo stehen im Fokus von Riedls Untersuchung.
Seine Erfahrungen beschrieb Goethe in der „Italienischen Reise“ und „Das Römische Carneval“. Auch in den lyrischen Zyklen, den „Römischen Elegien“ sowie den „Venezianischen Epigrammen“, lassen sich Ausprägungen urbaner Muße feststellen. Insbesondere die Schilderungen und Beschreibungen der „Italienischen Reise“ seien zur Richtschnur für viele Bildungsreisen nach Italien im 19. und 20. Jahrhundert geworden, ergänzt Riedl.
Originalpublikation:
Riedl, P. Ph. (2021): Gelassene Teilnahme. Formen urbaner Muße im Werk Goethes. Tübingen.
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Philipp Riedl
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