Superkräfte, Kulturagenten, Liebesverse, Arbeitsbienen
Freiburg, 05.02.2019
Hüpfen wie die Heuschrecke
Auf menschliche Verhältnisse übertragen, entspräche die Sprungleistung einer Heuschrecke einem Weitsprungvermögen von rund 200 Metern – das hat Dr. Stefan Schiller einmal ausgerechnet. Der Freiburger Wissenschaftler erforscht Ultraeigenschaften. Bei der Heuschrecke sitzen diese so genannten Superkräfte in dem von ihrem Körper produzierten, höchst elastischen Protein Resilin: Hätte ein Mensch Turnschuhe mit einer Sohle aus diesem Eiweiß, nähme seine Sprunghöhe nach jeder Berührung mit dem Boden zu. Bis zum marktfähigen Sneaker dauert es noch, aber nicht mehr allzu lange. Der Forscher erarbeitet ein Verfahren, mit dem sich nicht nur Materialien mit Ultraeigenschaften erzeugen lassen, sondern durch Eingriffe in die innere Struktur auch so genannte Metamaterialien. Diese sollen über ihre Eigenschaften – beispielsweise Ultraelastizität – hinaus auch auf Umwelteinflüsse wie Temperaturschwankungen oder Feuchtigkeit reagieren können und sich entsprechend anpassen.
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Agenten der Goldenen Zwanziger
Volle Lichtspielhäuser, schillernde Tanzrevuen, neue Romansujets und eine Architektur, die bis heute weltbekannt ist: Als in Deutschland nach der Novemberrevolution im Jahr 1918 das Ende der Monarchie eingeleitet und die Republik ausgerufen wurde, setzte eine Blütephase des Kunstschaffens ein. Trotzdem bezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Weimarer Republik bisher in kultureller Hinsicht als eine Zwischenkriegszeit, die wenig Neues bot. Die Freiburger Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Sabina Becker präsentiert in ihrem jüngst erschienenen Buch „Experiment Weimar“ eine neue These: Männer und Frauen der damals neuen und jungen sozialen Schichten – etwa die Angestellten – wurden Becker zufolge zu den Agentinnen und Agenten der Kultur. Ungeachtet aller Krisen und des folgenden Zweiten Weltkriegs seien die kulturellen Ideen der Weimarer Republik nicht mit ihr untergegangen, sagt die Germanistin: „Sie bilden die zentralen Grundlagen unseres heutigen Kulturverständnisses.“
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Myrrhebüschel zwischen den Brüsten
„Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hängt“: Es sind nur eine Handvoll romantische Verse aus längst vergangenen Zeiten. Trotzdem haben sie über Jahrtausende immer wieder Schriftstellerinnen und Schriftsteller beflügelt. Das „Hohelied“ wird dem alttestamentarischen König Salomo zugeschrieben – einem, der sich mit der Liebe auskannte. Schließlich soll er tausend Frauen bezirzt haben. Wieso wurde das Hohelied zu einem Schatzhaus der Liebesliteratur? Auf welche Weise prägte der Text Romane, Erzählungen, Gedichte und religiöse Schriften, die einen Zeitraum von mehr als 2.000 Jahren überspannen und in unzähligen Sprachen verfasst sind? Die Freiburger Judaistikprofessorin Gabrielle Oberhänsli-Widmer hat ein Buch darüber geschrieben und untersucht, was Liebesliteratur über die jeweiligen Lebenswelten verrät.
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Nichts als Arbeit
Reise-, wühl- und entdeckungsfreudig: Nach anderthalb Jahren der Forschung und Vorbereitung präsentieren Studierende der Kulturanthropologie aus Freiburg und Tübingen eine Ausstellung über Arbeitskultur. Das Team hat unter anderem schriftliche Dokumente aus der Zeit um 1900, eine Fotosammlung zur Arbeitersport- und Arbeiterkulturbewegung im Stuttgarter Raum zwischen 1890 und 1933, Tonaufnahmen von Interviews aus den 1950er Jahren und zahlreiche Popmusikzeugnisse ausgewertet. Wie haben sich also Arbeit und der Umgang damit im Laufe der Jahrzehnte verändert? Die Ausstellung „Arbeit ist Arbeit ist Arbeit ist … gesammelt, bewahrt und neu betrachtet“ ist vom 16. Februar bis zum 17. März 2019 in der Galerie im Weingut Andreas Dilger, Urachstraße 3, 79102 Freiburg zu sehen.
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Rimma Gerenstein
Redaktion uni’leben
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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