„Stehen Sie mit uns auf, seien Sie laut!“
Freiburg, 30.10.2019
„Hopp, hopp, Bildungsflopp“, „Die Bildung krepiert, weil die schwarze Null regiert“: Die fünf Freiburger Hochschulen haben sich zusammengeschlossen, um Druck auf das Finanzministerium in Stuttgart auszuüben. 1.500 Studierende, Forschende, Lehrende sowie Beschäftigte aus Verwaltung, Service und Technik demonstrierten am 30. Oktober 2019 für eine auskömmliche Finanzierung der Hochschulen. Vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Verhandlungen zum Hochschulfinanzierungsvertrag wollten sie gemeinsam auf die immer drastischer werdende Situation aufmerksam machen. Die Hochschulen fordern mehr Geld, um unter anderem die notwendige Digitalisierung von Forschung, Lehre und Dienstleistungen umzusetzen, eine bessere Betreuung von Studierenden und Promovierenden zu ermöglichen sowie Stellen in Verwaltung, Service und Technik zu sichern.
Die Demonstration in Freiburg startete um 12 Uhr am Platz der Alten Synagoge. Mit Bannern und Transparenten zogen die Demonstrantinnen und Demonstranten dann über die Rempartstraße und den Augustinerplatz zum Bertoldsbrunnen und Europaplatz weiter, ehe sie sich knapp zwei Stunden später wieder am Platz der Alten Synagoge zum Abschluss der Kundgebung einfanden.
„Wir haben in den vergangenen Jahren die Last der unzureichenden Grundfinanzierung professionell getragen – jetzt ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Unsere Forderungen sind angemessen. Wenn sie nicht erfüllt werden, drohen weniger Studienplätze, die Einschränkung des Studienangebots, weniger Services, kleinere Bibliotheksetats“, führte Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg, die Konsequenzen vor Augen. „Das wäre ein fatales Signal für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, für die Innovationsfreudigkeit und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, für die Entfaltungsmöglichkeiten der kommenden Generationen. Stehen Sie mit uns auf, seien Sie laut!“, forderte er die Demonstranten auch im Namen der anderen Freiburger Hochschulleitungen auf.
Carlotta Rudolph vom Vorstand des Studierendenrats der Universität Freiburg, die auch für die Kommilitoninnen und Kommilitonen der anderen Hochschulen sprach, bekräftigte die besondere Rolle, die den Bildungseinrichtungen zukommt: „Hier werden die Köpfe von morgen ausgebildet. Sie sind es, die sich auf Basis ihrer Fachkompetenzen mit gesellschaftlichen Kernfragen der Zukunft auseinandersetzen und zum gesellschaftlichen Fortschritt beitragen. Dabei lernen Studierende gesamt-gesellschaftliche Verantwortung. Gleichsam trägt die Forschung im Wesentlichen dazu bei, Antworten auf diese Kernfragen zu finden. Außerdem fördern Bildung und Forschung an Hochschulen Vielfalt, Toleranz und internationalen Austausch.“
Dr. Helmut Waller, Vorsitzender des Personalrats der Universität Freiburg sowie Vertreter der Personalräte der Pädagogischen Hochschule und der Hochschule für Musik, kritisierte die übliche Praxis des Landes, einen Großteil des Hochschulbudgets mit nicht dauerhaften Sonderprogrammen zu finanzieren: „Ich frage mich, welchen Stellenwert Wissenschaft und Bildung haben, wenn es offensichtlich nicht mehr selbstverständlich ist, dass dafür im Landeshaushalt ausreichende Summen bereitgestellt werden? Welche deprimierende Perspektivlosigkeit steckt hinter einem Vorhaben, das für die Grundfinanzierung von Hochschulen und damit für Investitionen in die Zukunft zusätzliche Verträge braucht, statt diese Investitionen auf Dauer einzuplanen?“ Waller betonte, dass die Hochschulen dringend Geld bräuchten, um hochqualifiziertem Personal eine verlässliche Perspektive bieten zu können. „Die vielen befristeten Verträge stellen für viele Beteiligte eine große Unsicherheit dar. Oftmals liegt auch die Bezahlung weit hinter dem, was andere Einrichtungen bieten und was angemessen ist.“
Auf Initiative der Landesastenkonferenz fand in ganz Baden-Württemberg am 30. Oktober ein Aktionstag unter dem Motto „Hochgeschult – kaputtgespart“ statt. Die Landesuniversitäten und Hochschulen unterstützten ihn mit der Kampagne „No science, no future“.