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Als die Römer am Oberrhein herrschten

Archäologe zeigt in seiner Dissertation, wie das Rheintal in den ersten 500 Jahren nach Christus besiedelt war

Freiburg, 13.08.2013

Als die Römer am Oberrhein herrschten

Lars Blöck / Fotografin: Gabriele Seitz

Die Römer bewohnten das rechte Rheintal bis zum Ende des dritten Jahrhunderts und siedelten danach die Germanen in dem Gebiet an, damit diese die Grenzzone verteidigen: Das zeigt der Archäologe Lars Blöck in seiner Dissertation und widerlegt damit die weit verbreitete Ansicht, das Gebiet sei nur bis 260 nach Christus (n. Chr.) in römischer Hand gewesen. Blöck hat erforscht, wann und mit welchen Siedlungsformen die Römer das rechte Rheintal vom Nordrand des Kaiserstuhls bis zur Mündung der Alb in den Hochrhein erschlossen hatten.

Der Wissenschaftler rekonstruierte die Besiedlungsgeschichte des Gebiets von der Zeitenwende an, also ab dem Beginn der christlichen Zeitrechnung, bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts. Er fertigte seine Dissertation „Die römerzeitliche Besiedlung im rechten südlichen Oberrheingebiet“ an der Abteilung für Provinzialrömische Archäologie des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität an und wurde im Sommersemester 2013 promoviert. Die Arbeit entstand im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs „Gegenwartsbezogene Landschaftsgenese“. Erstgutachter war Prof. Dr. Hans Ulrich Nuber. Blöck recherchierte im Ortsaktenarchiv der Freiburger Denkmalpflege, begutachtete einige Plätze am Ort und wertete digitale Geländemodelle aus, die das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung mittels Aufnahmen aus der Luft erstellt hat. Der Archäologe analysierte mehr als 700 Plätze.

Ab etwa 20 n. Chr. besiedelten Römer zunächst das südliche Gebiet: das heutige Markgräflerland und das Hochrheintal. Die Grundrisse und die Anordnung der Gebäude deuten darauf hin, dass die meisten der Siedler romanisierte Kelten waren, die aus Gallien eingewandert sind. Neben Streuhofvillen, einfacheren bäuerlichen Gehöften, ließen sich große, hierarchisch strukturierte Gutsbetriebe nachweisen, Landsitze von romanisierten spätkeltischen Eliten. Anscheinend nahmen an der frühen Kolonisierungsphase neben einer einfachen bäuerlichen Bevölkerung daher auch Mitglieder der gallorömischen Elite teil. Um 70 n. Chr. erschlossen die Römer die Freiburger Bucht und den Kaiserstuhl.

Bis in die Zeit um 200 n. Chr. gab es einen Landesausbau. Doch im ersten Drittel des dritten Jahrhunderts n. Chr. setzte ein Niedergang ein, der bis zum Ende des dritten Jahrhunderts andauerte: Viele dorfartige Ansiedlungen und Gutshöfe wurden verkleinert oder sogar ganz aufgegeben, Gräberfelder nicht mehr belegt. Kaiser Diokletian, der von 284 bis 305 n. Chr. herrschte, setzte eine Verwaltungsreform durch und richtete eine neue Grenzzone zwischen Rhein und Donau ein. Zu dieser Zeit räumte die verbliebene Bevölkerung das Land. Das Gebiet lag nun außerhalb des eigentlichen Römischen Reichs in dessen neuer Grenzzone. Unter Kaiser Valentinian, das heißt zwischen 364 und 375 n. Chr., wurde die Grenzzone am Rhein nochmals ausgebaut. Zugleich entwickelten sich neue Höhen- und Flachlandsiedlungen, die von Germanen bewohnt wurden. Dass dies gleichzeitig passierte, deutet darauf hin, dass die Germanen von römischer Seite gezielt angesiedelt wurden. Sie sollten für Rom Aufgaben innerhalb der Grenzverteidigung wahrnehmen und waren vertraglich gebunden. Diese neuen Strukturen hielten sich bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts, als die römische Grenzzone am Rhein aufgelöst wurde.

Kontakt:
Lars Blöck
Institut für Archäologische Wissenschaften
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3412
E-Mail: lars.bloeck@archaeologie.uni-freiburg.de

 

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