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Theater, Tennis und Tonarbeiten

Der Ethnologe Bernd Hausser untersucht, wie südbadische Ferienprogramme Kindern Kultur vermitteln

Freiburg, 20.03.2013

Theater, Tennis und Tonarbeiten

© Collage (Fotolia und Universität Freiburg)

Im Wald übernachten, Skateboarden, Theater spielen, Kletterkurse belegen, Zirkusakrobatik erlernen: Die Kinderferienprogramme südbadischer Gemeinden warten mit vielfältigen Angeboten auf. Bernd Hausser, der im Wintersemester 2012/13 in Europäischer Ethnologie am Institut für Volkskunde der Albert-Ludwigs-Universität promoviert wurde, hat in seiner Doktorarbeit „Theater, Tennis, Tonarbeiten – Kommunale Ferienprogramme als Kulturvermittlung“ untersucht, wie derartige Angebote Kinder beeinflussen. Hausser hat Freizeitprogramme ausgewertet, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Kommunen befragt und Kinder interviewt.

„Bei der organisierten Freizeitbeschäftigung in den Ferien geht es nicht lediglich um Spiel und Spaß, sondern auch um Kultur“, sagt der Wissenschaftler. Er definiert diese folgendermaßen: Wenn eine Gruppe von Menschen gemeinsame Werte teilt, die gleichen Verhaltensmuster aufweist und sich so nach außen darstellt, dann prägt sie einen Kulturbegriff. Hausser stellt einen Wandel in der Eltern-Kind-Beziehung fest: „In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, deutlich zugenommen.“ Die klassische Generationenfolge, die Betreuung, Fürsorge und Wissensweitergabe sicherte, existiert nicht mehr. „Deshalb erfüllen Ferienprogramme eine wichtige Aufgabe“, sagt der Wissenschaftler.

Der Ethnologe unterteilt das Leben jedes Menschen in wichtige Stationen, für die man bestimmte Kompetenzen erwerben muss. Beispiele dafür sind Schulbeginn, Berufswahl, Heirat, Geburt der Kinder. Zu diesen Meilensteinen gehört laut Hausser auch die Freizeit, die keine Generation zuvor in dem Ausmaß erlebt hat wie die Kinder heute. Ferienprogramme lehren sie zusätzliche Qualifikationen, die der offizielle Kanon nicht vermittelt: pflegen, hüten, entdecken, erfinden, sich in eine Gruppe integrieren, das Körpergefühl stärken, träumen oder handwerklich aktiv sein. Die unterschiedlichen Programmpunkte stärken unter anderem musische, sportliche, soziale und technische Kompetenzen, die im späteren Leben hilfreich sein können. Die Kinder kommen mit diesem Wissen spielerisch in Kontakt und entwickeln, ohne jeglichen Leistungsdruck, oft ein starkes Interesse an dem jeweiligen Thema.

Insofern sind Ferienprogramme wichtige Impulsgeber für die Kenntnisse künftiger Generationen. „Selbstverständlich soll nicht der Eindruck erweckt werden, Ferienprogramme seien die großen Kulturvermittler“, betont der Wissenschaftler jedoch. „Das ist in der kurzen Zeit, die solche Ferienaktionen andauern, gar nicht möglich.“ Die wesentlichen Vermittler bleiben Familien, Schulen und Gleichaltrige. „Aber die Ferienaktionen können durchaus Türöffner sein, die die Kinder anregen, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen.“

 

Kontakt:
Bernd Hausser
E-Mail: Bernd.Hausser@t-online.de

 

 

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