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Diskussion über Inhalte im Deutschunterricht erwünscht

Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband ist Mitgestalter des Germanistentages

Freiburg, 20.09.2010

 

Der Landesverband Baden-Württemberg im Fachverband Deutsch fordert in seinen „Freiburger Thesen“, den Bildungsgedanken im Fach Deutsch mit Leben zu füllen. Klassische Anliegen des Deutschunterrichts sind das Verstehen und Schreiben von Texten, die Reflexion über Sprache sowie die diskursive Auseinandersetzung mit dem Ziel, Urteilsfähigkeit, Vorstellungsbildung und Artikulationsvermögen zu fördern. Der internationale Vergleich mit anderen Schulsystemen hat gravierende Defizite deutscher Schülerinnen und Schüler im Leseverstehen nachgewiesen. Lernerfolge werden jetzt regelmäßig gemessen und Diskussionen über Förderung ins Leben gerufen. Auch Lehrerinnen und Lehrer bedürfen der fachlichen Weiterqualifizierung. Hier engagiert sich der Fachverband mit eigenen Angeboten.

Hochentwickelte Testverfahren mit normierten Aufgaben bieten allerdings kaum konkrete Impulse für den Unterricht. Vor allem ist ungeklärt, an welchen Inhalten und Gegenständen sich Lernen orientieren soll. Darauf hat die Kompetenzdebatte für das Fach Deutsch noch keine Antwort gefunden. Es drohen folglich Beliebigkeit im Sinne einer nur dienenden Funktion der behandelten Inhalte sowie die Verengung auf willkürliche Vorgaben, die den Unterricht dominieren. Der Bildungspluralismus der Länder verschärft das Problem: In jedem Bundesland gelten eigene Prüfungsvorgaben und eigene Inhalte.

Der Fachverband fordert, dass die Bildungspolitik mit den Fachexpertinnen und -experten sowie Lehrkräften in eine Diskussion über Verbindlichkeiten im Deutschunterricht eintritt. Dabei soll nicht der illusorische Anspruch erhoben werden, den Schülerinnen und Schülern ein Orientierungswissen von der Antike bis zur Gegenwart zu vermitteln, wie die einheitlichen Prüfungsanforderungen der Kultusministerkonferenz von 2002 vorgeben.

Der Fachverband fordert für die Lehrerausbildung, die Verständigung über Inhalte voranzutreiben. Künftige Lehrkräfte brauchen ein breites literarisches und sprachliches Orientierungswissen, um Lernende im Kompetenzerwerb wirksam zu unterstützen. Die pädagogischen Anforderungen an Methodenwissen dürfen die fachlichen Anforderungen nicht überlagern, sondern müssen sich eng verzahnen. Was macht die Berufsqualifikation einer Deutschlehrerin oder eines Deutschlehrers aus? Für die erste Phase der Lehrerausbildung an der Hochschule liegen Standards vor, nicht aber für die zweite Phase des Vorbereitungsdienstes in den Schulen und Studienseminaren. Was sollen Deutschlehrer wissen und können, wenn sie in den Beruf einsteigen? Die „Bamberger Empfehlungen“, die auf dem Germanistentag präsentiert werden, zeigen auf, an welchen Leitbegriffen sich eine engere Kooperation von Fachdidaktik und Fachwissenschaft orientieren könnte. Um eine höhere Professionalität der Einsteiger zu bewirken, wäre insgesamt eine engere Zusammenarbeit von Bildungs- und Wissenschaftsministerien notwendig.

 

Kontakt:
Dr. Gisela Beste
1. Vorsitzende des Fachverbands Deutsch im Deutschen Germanistenverband
E-Mail: gisela.beste@gmx.de

 

weitere Pressemitteilungen zum Germanistentag:

www.pr.uni-freiburg.de/pm/2010/pm.2010-09-13.212/

www.pr.uni-freiburg.de/pm/2010/pm.2010-09-20.219/