Multisensoren, Simulationen, Geschlechteraspekte
Freiburg, 17.05.2017
Anelis Kaiser hat seit dem 1. April 2017 die Professur für Gender Studies in MINT an der Technischen Fakultät der Universität Freiburg inne, die eng mit dem Zentrum für Anthropologie und Gender Studies (ZAG) zusammenarbeitet. Kaiser forscht und lehrt dazu, wie sich Geschlechteraspekte in den mathematischen, ingenieurwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen manifestieren. Ihr Hauptinteresse liegt in der Untersuchung des Themas „Geschlecht im Gehirn". Zu diesem Zweck kombiniert sie Methoden aus unterschiedlichen Disziplinen: Sie arbeitet sowohl wissenschaftstheoretisch im Sinne der Science- und Gender Studies wie auch neurowissenschaftlich-empirisch und wendet dabei die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) an. Derzeit arbeitet sie in einem Projekt, das empirisch der Frage der Klassifikation und Registrierung von Geschlecht in der fMRT-Forschung nachgeht und die Hirnaktivität in geschlechtlich konnotierten neurolinguistischen Tests untersucht. Dieses Projekt gehört international zu den ersten, die den Versuch unternehmen, kritische Konzepte aus den Gender Studies in den empirischen Naturwissenschaften anzuwenden. Zudem koordiniert sie als Mitbegründerin des Netzwerks NeuroGenderings den einzigen internationalen Zusammenschluss von Forschenden an der Schnittstelle zwischen Geschlechtertheorie und Neurowissenschaft.
Kaiser studierte Psychologie an der Universität Basel/Schweiz und wurde dort 2008 promoviert. Sie forschte von 2005 bis 2006 als Gastwissenschaftlerin am BIOS-Centre der London School of Economics and Political Science/Großbritannien sowie in den Jahren 2008 und 2009 am Center of Functionally Integrative Neuroscience in Aarhus/Dänemark und am Excellence Centre Gender/Nature an der Universität Uppsala/Schweden. Von 2010 bis 2012 war sie Gast- und Vertretungsprofessorin an der Technischen Universität Berlin und am Institut für Kognitionswissenschaften der Universität Freiburg. Bevor sie nach Freiburg kam, war die Forscherin Marie Heim-Vögtlin-Fellow an der Abteilung für Sozialpsychologie und Soziale Neurowissenschaft am Institut für Psychologie der Universität Bern, wo sie ein vom Schweizer Nationalfonds gefördertes Projekt leitete.
Lars Pastewka ist seit dem 10. April 2017 Professor für Simulation an der Technischen Fakultät der Universität Freiburg. Sein Arbeitsgebiet umfasst die Modellierung von Materialeigenschaften und Werkstoffprozessen mithilfe von atomistischen sowie mesoskopischen Simulationsmethoden, die auf den Grenzbereich zwischen dem Mikroskopischen und Makroskopischen abzielen. Diese Methoden nutzt Pastewka, um zu beschreiben, wie Haftung, Reibung, Verschleiß oder Benetzung von der Struktur und Chemie von Oberflächen abhängen und wie sich diese Prozesse kontrollieren lassen. So gelang es ihm beispielsweise, die Mechanik der atomaren Prozesse beim Bearbeiten von Keramikschichten abzubilden und die Entwicklung analytischer Modelle für Kontakt und Adhäsion rauer Oberflächen, also für ihre Fähigkeit, an einer anderen Grenzschicht zu haften, maßgeblich voranzutreiben. Hierzu entwickelte er spezifische Simulationsmethoden, die diese Studien erst ermöglichten. An der Technischen Fakultät wird er atomistische und mesoskopische Methoden für Entwurf und Zuverlässigkeit von Mikrosystemen anwenden und weiterentwickeln. Ebenso wird er an neuartigen Materialien forschen, die besonders verschleißresistent sind oder einstellbare adhäsive Eigenschaften haben und damit neue Konstruktionsprinzipien für mechanische Komponenten erlauben.
Pastewka studierte Mikrosystemtechnik und Physik an der Universität Freiburg sowie durch die Unterstützung eines Fulbright Stipendiums an der North Carolina State University/USA. Im Anschluss an seine Promotion am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) und der Universität Freiburg im Jahr 2010 wechselte er mit einem Stipendium der Marie Skłodowska-Curie-Maßnahmen 2011 an die Johns Hopkins Universität in Baltimore/USA. 2014 übernahm Pastewka die Leitung einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe am Karlsruher Institut für Technologie.
Alexander Reiterer hat am 1. April 2017 die Professur für Monitoring von Großstrukturen an der Technischen Fakultät der Universität Freiburg angetreten. Sein Fokus in Forschung und Lehre wird auf Multi-Sensorsystemen liegen, mit denen sich große Objekte und Infrastruktur überwachen lassen. Im Mittelpunkt stehen dabei neuartige Methoden zur automatisierten Analyse und Interpretation von Daten, die Hinweise über umweltbedingte Veränderungen beispielsweise an Brücken, Tunneln, Dämmen, Hängen oder großflächiger Vegetation geben, sodass sich mit ihnen mögliche Georisiken frühzeitig erkennen lassen. Laserscanner, 3-D-Kameras und Low-Cost-Sensoren, fusioniert zu Multi-Sensorsystemen, werden in Zukunft noch genauere und zudem zeitlich und räumlich hochaufgelöste Messdaten großer Oberflächen generieren. Daher wird Reiterer beispielsweise der Frage nachgehen, wie bestimmte Systemspezifikationen das spätere Datenmaterial beeinflussen und wie sich Informationen über den Sensoraufbau nutzen lassen, um Fehlinterpretationen von Daten zu vermeiden. Zudem wird Reiterer an neuen Kalibrationsmethoden für die ganze Prozesskette, bestehend aus Messdatenerfassung, -auswertung und -interpretation, forschen.
Reiterer studierte Geodäsie und Geophysik an der Technischen Universität Wien/Österreich und wurde dort 2004 promoviert. Forschungsaufenthalte führten ihn an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich/Schweiz und an die University of Calgary/Kanada. Von 2011 bis 2012 war er Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Technischen Universität München, wo er sich 2013 im Fachgebiet Angewandte Geodäsie habilitierte. 2012 kam Reiterer als Leiter der Gruppe „Laserscanning" ans Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik (IPM). Seit 2016 leitet er zudem die Abteilung „Objekt- und Formerfassung" am IPM.
Kontakt:
Prof. Dr. Anelis Kaiser
Institut für Informatik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-54080
E-Mail: anelis.kaiser@tf.uni-freiburg.de
Prof. Dr. Lars Pastewka
Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK)
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-67480
E-Mail: lars.pastewka@imtek.uni-freiburg.de
Prof. Dr. Alexander Reiterer
Institut für Nachhaltige Technische Systeme (INATECH)
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/8857-183
E-Mail: alexander.reiterer@ipm.fraunhofer.de