Kind und Karriere
Freiburg, 18.12.2019
Nephrologie, Physiologie und Organische Chemie: Für ihre ein- bis zu zweijährigen wissenschaftlichen Qualifizierungsvorhaben nach der Promotion fördern das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und die Albert-Ludwigs-Universität drei Wissenschaftlerinnen der Universität Freiburg im Rahmen des Brigitte-Schlieben-Lange-Programms. Die Forscherinnen können in dieser Zeit die Voraussetzungen erlangen, die ihnen zur Berufung auf eine Professur noch fehlen und ihre Habilitation voranbringen. Das Besondere an diesem Programm ist die Förderung von Wissenschaftlerinnen mit einem oder mehreren Kindern. Auf diese Weise unterstützt das Programm gezielt Forscherinnen dabei, eine wissenschaftliche Karriere mit ihrer Familie zu vereinbaren.
Dr. Athina Ganner, Nephrologie: Analyse des Einflusses von VHL auf Lipidmetabolismus
Der vererbbaren von-Hippel-Lindau-Krankheit liegen Mutationen im gleichnamigen Tumorsuppressor-Gen (VHL-Gen) zugrunde. Diese Mutationen führen zu Veränderungen bei der Expression, also dem Ablesen und Umschreiben von Genen, welche beispielsweise das Zellwachstum oder die Neubildung von Gefäßen kontrollieren. Betroffene Patientinnen und Patienten entwickeln Zysten und Tumore in verschiedenen Organen: Häufig entstehen klarzellige Nierenzellkarzinome, bösartige Tumore im Bereich der Nieren. Auch sporadisch auftretende Nierenzellkarzinome weisen mit circa 90ig-prozentiger Wahrscheinlichkeit Mutationen im VHL-Gen auf. Das unterstreicht die zentrale Bedeutung des VHL-Gens für die Entstehung solcher Karzinome. Dr. Athina Ganner will neue VHL-regulierte Mechanismen aufdecken, welche bei der Entstehung des klarzelligen Nierenzellkarzinoms eine Rolle spielen. Bei ihren bisherigen Arbeiten konnte sie weitere Gene identifizieren, deren Expression verändert ist, sobald das VHL-Gen fehlt. Darunter befinden sich Gene, die im Lipidmetabolismus, dem Fettstoffwechsel, eine Rolle spielen. Der Zusammenhang zwischen VHL und Lipidmetabolismus soll nun näher untersucht werden.
Dr. Shakuntala Savanthrapadian, Physiologie: The functional significance of dopaminergic inputs to the hippocampus and their impact on behavior
Dopamin ist ein Neuromodulator, eine vom Körper produzierte chemische Substanz. Sie beeinflusst die Arbeitsweise des Nervensystems und ist zentral bei der Entwicklung von Erkrankungen wie Schizophrenie und Parkinson. Dr. Shakuntala Savanthrapadian untersucht die funktionelle Rolle der dopaminergen, also auf Dopamin reagierenden, Signalübertragung im Gyrus dentatus. Diese Hirnregion im Hippocampus ist für das Lernen und die Bildung neuer Erinnerungen entscheidend. Sie besteht sowohl aus Hauptneuronen, die andere Neuronen innerhalb und außerhalb des Gyrus dentatus anregen, als auch aus Interneuronen, die vor allem Neuronen in ihrer unmittelbaren Umgebung hemmen. Savanthrapadian will dopaminerge Zellen selektiv aktivieren, indem sie Licht einer bestimmten Wellenlänge auf diese Zellen strahlt. Um den Effekt dieser Manipulation zu beurteilen, wird sie während einer Lernaufgabe gleichzeitig anregende und hemmende Neuronen im Gyrus dentatus aufnehmen. Die Forscherin möchte so herauszufinden, wie Dopamin die Anregung und Hemmung im Gyrus dentatus während der Gedächtnisbildung beeinflusst.
Dr. Danye Qiu, Organische Chemie: CE-based Analysis of Magic Spot Nucleotides, Inositol Phosphates and Inorganic Polyphosphates
Bakterien ordnen ihre zellulären Ressourcen um, um sich an eingeschränkte Ernährung, Stress oder die Behandlung mit Antibiotika anzupassen. Das gelingt ihnen mithilfe von so genannten Magic-Spot-Nukleotiden. Eines dieser Nukleotide ist Guanosin-tetraphosphat, kurz ppGpp genannt: Es wurde vor einem halben Jahrhundert bei einer Analysemethode mit radioaktiv markiertem Bakterienmaterial entdeckt. Moderne instrumentelle Methoden, die auf nicht radioaktiv markierte Materialien ansprechen, könnten die Forschung in diesem Bereich erleichtern. Zur Analyse bakterieller Magic-Spot-Nukleotide will Dr. Danye Qiu erstmals die Kapillarelektrophorese, die Trennung in einem dünnen Kapillarrohr in einer Elektrolytlösung, in Verbindung mit der Massenspektrometrie anwenden. Bei dieser werden Ionen durch ein elektrisches Feld beschleunigt und nach ihrem Masse-zu-Ladung-Verhältnis sortiert. Die Daten sollen zeigen, wie sich Bakterien grundlegend an Stress anpassen und somit Antibiotika umgehen können. Langfristig kann das dazu beitragen, Antibiotika mit verbesserter Aktivität zu entwickeln.
Kontakt:
Dr. Athina Ganner
Abteilung Innere Medizin IV, Nephrologie und Allgemeinmedizin
Tel.: 0761/270-63220
athina.ganner@uniklinik-freiburg.de
Dr. Sha Savanthrapadian
Physiologisches Institut I
Tel.: 0761/203-5160
sha.savanthrapadian@physiologie.uni-freiburg.de
Dr. Danye Qiu
Institut für Organische Chemie und Biochemie
Tel.: 0761/203-6075
danye.qiu@oc.uni-freiburg.de