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Wissen zu fairen Preisen

Der jüngst abgeschlossene Vertrag mit einem großen Wissenschaftsverlag sichert Forschenden und Studierenden den Zugang zu Informationen

Freiburg, 18.01.2019

Ein Durchbruch für freieren Informationsfluss in der Forschung: Zum ersten Mal haben deutsche Wissenschaftseinrichtungen ein umfassendes bundesweites Publikations- und Nutzungsabkommen mit einem Wissenschaftsverlag geschlossen. „Wir konnten in den Verhandlungen mit dem Wiley-Verlag alle wesentlichen Eckpfeiler umsetzen“, sagt Dr. Antje Kellersohn, leitende Direktorin der Universitätsbibliothek Freiburg und Sprecherin der Projektgruppe DEAL. Mit den zwei verbleibenden Verlagsriesen Elsevier und Springer-Nature ist noch kein Abkommen getroffen – doch Kellersohn zeigt sich optimistisch.


Studierende und Forschende können nun auf alle rund 1.700 Wiley-Zeitschriftentitel zugreifen und auf das Verlagsarchiv bis zurück ins Jahr 1997. Foto: Sandra Meyndt

Das Projekt DEAL vertritt rund 700 deutsche Institutionen aus Forschung und Wissenschaft. Sie haben ab sofort uneingeschränkten und dauerhaften Zugang zu allen elektronischen Zeitschriften von Wiley. Darüber hinaus können DEAL-Mitglieder zukünftig ihre Zeitschriftenartikel einfach und ohne zusätzliche Kosten „Open Access“ bei Wiley publizieren – also Ergebnisse im Internet weltweit offen zugänglich machen. Kellersohn bezeichnet den Vertrag, der vorerst drei Jahre gilt, als Grundlage einer wegweisenden Partnerschaft: „Beide Seiten bekommen neue Rollen. Der Verlag wird zum Dienstleister für die Wissenschaft.“ Sie hebt hervor, dass Wiley damit ein wichtiges Zeichen gesetzt habe. Es sei dem Verlag wichtig, künftig auf Augenhöhe mit wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenzuarbeiten. „Die Verhandlungen waren dennoch hart, schließlich ging es um viel Geld“, berichtet Kellersohn. Alle mussten Kompromisse eingehen. Doch seine Kernpunkte konnte DEAL durchsetzen.

10.000 Artikel pro Jahr

DEAL bündelt die Interessen von Wissenschaftseinrichtungen wie Universitäten, Max-Planck-Instituten, Fraunhofer-Instituten, Staats- und Regionalbibliotheken. Sie können jetzt auf alle rund 1.700 Wiley-Zeitschriftentitel zugreifen und auf das Verlagsarchiv bis zurück ins Jahr 1997. Zudem haben hauptverantwortliche Autorinnen und Autoren aus DEAL-Institutionen nun einen Anspruch darauf, ihre Artikel auch „Open Access“ veröffentlichen zu können. Die rechtlichen und finanziellen Bedingungen sind einfacher und eindeutig. DEAL und Wiley wollen diese zukunftsorientierte Publikationsform zudem weiter fördern, sagt Kellersohn: „Sie erhöht die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und von ihren Forschungsergebnissen weltweit.“ Die Open-Access-Regelung wird es ermöglichen, schätzungsweise 10.000 Artikel pro Jahr freizuschalten. „Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.“

Mit dem Vertrag setzen DEAL und Wiley auch ein Zeichen für Transparenz: Mitte Februar 2019 wollen sie ihn mit allen Details auf der DEAL-Website veröffentlichen. So kann jede und jeder das neue Publish&Read-Kostenmodell einsehen, das der Einigung zugrunde liegt. „Wir haben die Verhandlungen zwar zentral geführt, aber das gilt nicht für die Finanzierung“, erklärt Kellersohn. Jede Institution muss einen Kostenbeitrag auf der Basis eines neu entwickelten Verteilmodells leisten. Damit sind sowohl Zugriffe auf das komplette Zeitschriften-Portfolio als auch die Kosten für Publikationen abgedeckt. Somit fließt in die Beiträge auch ein, wie viele Artikel eine Einrichtung unterbringen will und in welchen Zeitschriften. Von den innovativen Vertragsleistungen werden alle DEAL-Institutionen profitieren. „Es ist ein faires, zukunftsorientiertes Preismodell“, fasst Kellersohn zusammen.

Weitere Verhandlungen laufen

Ausgangspunkt der Verhandlungen waren die immensen Kosten für Wissenschaftszeitschriften. Schließlich stammen fast alle Inhalte von Forscherinnen und Forschern, die öffentlich finanziert sind. Genau genommen, bilden die Magazine nur Plattformen – ansatzweise etwa vergleichbar mit sozialen Medien. Durch digitale Magazine entfielen zudem Druck- und Vertriebskosten. Trotzdem mussten Wissenschaftseinrichtungen bisher für alle Inhalte, die sie nutzen wollten, immer tiefer in die Tasche greifen. „Über dieses Geschäftsmodell haben die Großverlage Umsatzrenditen in der Größenordnung von 40 Prozent erwirtschaftet“, sagt Kellersohn. Mit Wiley habe der erste Großverlag in eine hoffentlich bahnbrechende Kooperation mit Forschung und Wissenschaft eingewilligt. Ähnliche Abkommen strebt DEAL derzeit mit zwei weiteren großen Wissenschaftsverlagen an: Die Verhandlungen mit dem Elsevier Verlag sind seit Mitte 2018 unterbrochen, die mit Springer-Nature laufen auf Hochtouren. Da rechnet DEAL-Sprecherin Antje Kellersohn spätestens Mitte 2019 mit einem erfolgreichen Abschluss: „Dann werden wir sehen, wie Elsevier reagiert.“

Jürgen Schickinger

 

Pressemitteilung der Hochschulrektorenkonferenz

 

DEAL

Die leitende Direktorin der Freiburger Universitätsbibliothek (UB), Dr. Antje Kellersohn, ist Sprecherin der Projektgruppe DEAL, Mitglied der Verhandlungsgruppe und des Projektlenkungsausschusses. Zudem betreibt die UB Freiburg seit einigen Jahren eine DEAL-Geschäftsstelle. Sie koordiniert und dokumentiert die Kommunikation rund um das DEAL-Projekt und macht die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Träger der Geschäftsstelle ist die Allianz der Deutschen Wissenschaftsorganisationen. Sie hat DEAL initiiert, um bundesweite Lizenzverträge für Wissenschaftseinrichtungen zu ermöglichen.

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