Ran an die digitalen Stimmzettel
Freiburg, 04.12.2020
Studierende sowie eingeschriebene Doktorandinnen und Doktoranden der Universität Freiburg können die Kandidatinnen und Kandidaten bei den Universitätswahlen und den parallel stattfindenden Wahlen der Verfassten Studierendenschaft erstmals online wählen. Abstimmen können sie vom 8. Dezember bis zum 14. Dezember 2020 über das zentrale Wahlportal. Im Gespräch mit Kristin Schwarz erklärt Tobias Haas, Wahlleiter der Universitätswahlen und Mitarbeiter der Stabsstelle Gremien und Berufungen der Universität Freiburg, wieso das Verfahren online stattfindet und wie genau es abläuft.
Anmelden, klicken, abwarten: Zugang zu ihren elektronischen Stimmzetteln erhalten die Wahlberechtigten in diesem Jahr über das Wahlportal der Universität Freiburg.
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Herr Haas, die Universitätswahlen und die Wahlen der Verfassten Studierendenschaft finden Anfang Dezember erstmals online statt. Wie ist es dazu gekommen?
Tobias Haas: Intern haben wir seit einiger Zeit darüber nachgedacht, wie wir Wahlen online umsetzen können. Die Idee gewann in der anhaltenden Corona-Pandemie dann schnell an Gewicht. Nachdem wir die im Sommer 2020 geplanten Wahlen pandemiebedingt verschieben mussten, entschieden das Rektorat und der Senat im Mai einstimmig, die Universitätswahlen im Spätjahr in elektronischer Form abzuhalten. Damit blieb uns ein halbes Jahr, um das Online-Verfahren organisatorisch, technisch und rechtlich sicher vorzubereiten. In dieser Zeit haben wir etwa unsere Wahlordnung angepasst, unseren Datenschutzbeauftragten zu Rate gezogen, uns mit Kolleginnen und Kollegen anderer Universitäten ausgetauscht und eine geeignete Software-Lösung gekauft.
Wie genau wird die Onlinewahl ablaufen?
Studierende und eingeschriebene Doktoranden können sich innerhalb des festgelegten Zeitraums auf dem Wahlportal mit den Login-Daten ihres Uni-Accounts anmelden. Anschließend erhält jede Person einen individuellen Link zu den elektronischen Stimmzetteln, auf denen sie ihre Stimmen per Klick vergeben kann. Dieser Vorgang lässt sich auch abbrechen und neu starten, etwa um Eingaben zu ändern. Sobald die Stimmzettel abgesendet wurden, sind allerdings weder Korrekturen noch eine erneute Teilnahme möglich. Mithilfe der Software werten wir die anonymisiert gespeicherten Stimmzettel dann am 14. Dezember nach Abstimmungsschluss aus. Anschließend stellen der Wahlausschuss für die Universitätswahlen und die Wahl-, Schlichtungs- und Satzungskommission für die Wahlen der Verfassten Studierendenschaft die Ergebnisse fest. Sie sollen noch vor der Weihnachtspause amtlich bekannt gemacht werden, sodass die Gremien mit neuen Besetzungen ins neue Jahr starten können.
Freiburg zählt damit zu den ersten Universitäten in Baden-Württemberg, die elektronisch wählen lassen. Welche Vorteile hat das für die Wahlberechtigten – abgesehen vom Gesundheitsschutz?
Aus Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Universitäten und Hochschulen wissen wir, dass sich Onlinewahlen nicht immer, aber häufig positiv auf die Wahlbeteiligung auswirken, da sie die Stimmabgabe erleichtern. Um bestmöglich von diesem Effekt zu profitieren, halten wir die Zugangshürden daher niedrig. Die Wahlberechtigten haben für ihre Teilnahme sechs Tage Zeit, sie brauchen nur eine Internetverbindung und müssen nicht an einem konkreten Termin vor Ort sein. Wir wollen so möglichst viele Mitglieder der Universität dazu motivieren, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Studierende und Doktoranden beeinflussen bei den Wahlen, wer ihre Themen in universitäre Gremien einbringt und darüber entscheidet. Eine hohe Wahlbeteiligung kann zudem ihre eigenen Positionen und die ihrer Vertreter stärken, erklärt Tobias Haas. Foto: Sandra Meyndt
Erleichtert das digitale Verfahren auch die Arbeit aller Beteiligten?
Das alles erstmals einzurichten und abzuhalten kostet uns zunächst viel Zeit. Sobald die Prozesse erst einmal eingespielt sind, rechnen wir aber mit einem sinkenden Aufwand für alle Beteiligten. Denn anders als bei Präsenzwahlen müssen wir online weder Wahlurnen umherfahren noch Wahlscheine drucken und verteilen. Weiterhin müssen wir keine Wahllokale organisieren und betreuen, Briefwahlunterlagen versenden, Wahlhelferinnen und Wahlhelfer schulen oder Stimmzettel von Hand bis tief in die Nacht auszählen.
Warum lohnt es sich für Studierende und Doktoranden, an den Wahlen teilzunehmen?
Als Universität genießen wir bis zu einem gewissen Grad das Privileg akademischer Selbstverwaltung – davon sollten wir Gebrauch machen. Die Studierenden und eingeschriebenen Doktoranden bestimmen bei den Universitätswahlen ihre Vertreter im Senat und in den Fakultätsräten. Damit beeinflussen sie, wer ihre Themen in die universitären Gremien einbringt und letztlich darüber entscheidet. Es geht also um Mitbestimmung. Aber auch um Legitimation. Eine hohe Wahlbeteiligung stärkt nämlich die Positionen derer, die sich in der akademischen und studentischen Selbstverwaltung engagieren, sowie derer, für die sie sprechen.
Informationen zu den Wahlen 2020
Die Universitätswahlen und die Wahlen der Verfassten Studierendenschaft finden vom 8. Dezember ab 10 Uhr bis zum 14. Dezember 2020 um 10 Uhr über das zentrale Wahlportal der Universität Freiburg statt. Wahlberechtigt sind alle Studierenden und immatrikulierten Doktoranden, die sich bis zum 27. Oktober 2020 an der Universität Freiburg eingeschrieben haben.