Eine Junge Akademie für Nachhaltigkeitsforschung
Freiburg, 23.02.2021
Mit einer Fördersumme von knapp einer Million Euro ermöglicht es die Eva Mayr-Stihl Stiftung, in den kommenden drei Jahren eine Junge Akademie für Nachhaltigkeitsforschung am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) aufzubauen. Die erste Ausschreibung für das Programm läuft, der Start ist zum Wintersemester 2021/22 vorgesehen. Nicolas Scherger hat sich mit FRIAS-Direktor Prof. Dr. Bernd Kortmann über das Konzept unterhalten.
Die Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen ist ein zentraler Akteur im universitären Profilfeld „Umwelt und Nachhaltigkeit“ – damit ist sie für die Junge Akademie ein wichtiger Partner. Foto: Sandra Meyndt
Herr Kortmann, was ist das Ziel der Jungen Akademie für Nachhaltigkeitsforschung?
Bernd Kortmann: Zentrales Ziel ist, die Nachhaltigkeitsforschung in Freiburg weiter zu stärken und sie national wie international noch sichtbarer zu machen – gerne aber auch, ihre inhaltliche Ausgestaltung mitzubestimmen. Deswegen gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, die wiederum ein wichtiger Bestandteil des universitären Profilfelds „Umwelt und Nachhaltigkeit“ ist. Hier sind noch viele weitere Disziplinen von den Geistes- und Sozialwissenschaften bis zu den Technik- und Ingenieurswissenschaften beteiligt. Diese Vielfalt soll sich auch in der Akademie widerspiegeln.
An wen richtet sich das Programm?
Unsere Zielgruppe sind Postdocs – die eine Hälfte soll aus Freiburg kommen, die andere Hälfte wird national und international rekrutiert. Wir wollen ihnen allen die Chance geben, jeweils für drei Jahre ihre Themen in der Nachhaltigkeitsforschung voranzubringen. In der ersten Ausbaustufe zu Beginn des Wintersemesters 2021/22 wollen wir etwa ein Dutzend Akademiemitglieder haben. In den kommenden Jahren sollen dann weitere hinzukommen, sofern die künftige Finanzierung des Programms sichergestellt ist.
Zunächst sind zwei Stipendien für Ankerstellen ausgeschrieben, auf die Interessierte sich bis Ende Februar 2021 bewerben können. Was hat es damit auf sich?
Das ist eine Besonderheit, die wir uns ausgedacht haben. In Jungen Akademien, wie sie ansonsten in Deutschland zu finden sind, treffen sich die Mitglieder in der Regel drei- oder viermal im Jahr für ein bis zwei Wochen. Die Herausforderung für die Freiburger Junge Akademie ist aber, thematische Schwerpunkte zu setzen und eine kontinuierliche Arbeit zu organisieren. Deswegen starten wir den Rekrutierungsprozess mit zwei Ankerpositionen, die international ausgeschrieben sind: Fellowships mit einem vollen Vertrag für zwei Jahre, die jeweils für eines der fünf Themengebiete stehen, auf die sich das Profilfeld „Umwelt und Nachhaltigkeit“ für die nächsten Jahre geeinigt hat: „Umweltrisiken“, „Anpassung, Vulnerabilität und Resilienz“, „Innovation zur Nachhaltigkeit“, „Systemische Transformation zur Nachhaltigkeit“ sowie „Macht, Verantwortung und Nachhaltigkeit“. Durch diese inhaltliche Fokussierung geben wir die Richtung für die ersten drei Jahre ein Stück weit vor. Sobald wir im April 2021 die Auswahl getroffen haben, werden wir die übrigen Akademiemitgliedschaften ausschreiben.
Bernd Kortmann sieht in der Jungen Akademie für Nachhaltigkeitsforschung eine ideale Ergänzung der Aktivitäten am Freiburg Institute for Advanced Studies. Foto: Roger Koeppe
Welche Elemente sind für die Junge Akademie vorgesehen?
Junge Akademien organisieren sich weitgehend selbst, und es kommt darauf an, welche Interessen die künftigen Mitglieder miteinander teilen und welche Schwerpunkte sie setzen möchten. Sie sollen erst einmal selbst herausfinden, was für die Gruppe gut funktioniert. Wir würden uns aber beispielsweise wünschen, dass sie sich zu Projekten zusammenfinden, für die sie Drittmittel einwerben, dass sie über die Interaktion mit Forschungsteams in den Fakultäten neue Impulse in die Universität geben und dass sie sich zu bestimmten Themen in der Öffentlichkeit positionieren. Ich hoffe, dass es auch einen Bezug zu unserem Maria Sibylla Merian Institute for Advanced Studies in Africa geben wird, das unter anderem die Themen „nachhaltige Regierungsführung“ und „ökologische Transformation“ zu seinen Schwerpunkten zählt.
Warum bietet das FRIAS dafür die passende Umgebung?
Am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, dem ältesten internationalen Forschungskolleg in Deutschland, gibt es seit knapp zwei Jahrzehnten eine Junge Akademie. Wir wollen diese Grundidee am FRIAS übernehmen und neu interpretieren, weil wir ohnehin schon Postdocs aus vielen Ländern als Junior Fellows bei uns haben. Eine Junge Akademie ist eine wunderbare Ergänzung für all das, wofür ein Institute for Advanced Studies steht: interdisziplinäre Forschung, internationale Vernetzung – das passt einfach genial!
Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS)
Eva Mayr-Stihl Stiftung
Die Eva Mayr-Stihl Stiftung wurde 1986 von Eva Mayr-Stihl und ihrem Ehemann Robert Mayr gegründet. Einer der Schwerpunkte der Stiftungsarbeit ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung. An der Universität Freiburg hat sie seit den 1990er Jahren die strategische Entwicklung des heutigen Profilfelds Umwelt und Nachhaltigkeit bedeutend befördert – insbesondere mit Stiftungs- und Namensprofessuren, Preisen und Forschungsförderungen zunächst an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, später zusätzlich am Institut für Nachhaltige Technische Systeme (INATECH) der Technischen Fakultät. Die Universität Freiburg hat Eva Mayr-Stihl und Robert Mayr für ihren besonderen Beitrag zur positiven Entwicklung der Universität mit der Würde der Ehrensenatorin beziehungsweise des Ehrensenators ausgezeichnet.