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Cleverer Kunststoff

Polymere bergen ein großes Potenzial. Der internationale Master „Sustainable Materials – Polymer Sciences“ zeigt, wie sie sich herstellen lassen

Freiburg, 11.07.2018

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Foto: Petair/Fotolia

Smartphone, Kekspackung, Outdoorjacke: Polymere kommen in vielen Produkten des Alltags vor. Sie gelten außerdem als vielversprechender Werkstoff der Energiewende, mit dem sich leichte Batterien für Elektroautos oder günstige Solarzellen herstellen lassen. Der Master „Sustainable Materials – Polymer Sciences“ vermittelt Studierenden, wie sich solche Materialien nachhaltig entwickeln lassen. Eine Serie stellt sieben weitere internationale Kooperationen vor.

Polymere gelten als vielversprechender Werkstoff der Energiewende, mit dem sich leichte Batterien für Elektroautos oder günstige Solarzellen herstellen lassen.
Foto: Petair/Fotolia

Polymere sind besonders große Moleküle. Sie setzen sich wiederum aus einzelnen Molekülen zusammen, so genannten Monomeren, die wie an einem Faden aneinandergebunden sind. Polymere kommen in der Natur vor, beispielsweise als menschliche DNA, und stecken als Kunststoff in vielen Produkten des Alltags. Wie sich die chemischen Strukturen entwickeln lassen und wofür sie in modernen Anwendungen verwendet werden, lernen Studierende im internationalen Master „Sustainable Materials – Polymer Sciences“. Seit 2014 bietet die Universität Freiburg ihn in Kooperation mit der Universität Strasbourg im trinationalen Verbund EUCOR – The European Campus an.

Inhaltlich besteht der englischsprachige Master aus zwei Bausteinen: „Die Studierenden sollen lernen, wie man die Struktur von Polymeren herstellt. Das ist es, was sie später in der Industrie anwenden“, erklärt Prof. Dr. Andreas Walther, der den Studiengang an der Universität Freiburg leitet. Zudem sei es das Ziel, das Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit den Materialien zu schärfen. „Derzeit diskutiert die Öffentlichkeit über Mikroplastik in den Ozeanen. Wir wollen die Studierenden dafür sensibilisieren, wie man verhindert, dass es im Meer landet, und wie man den Stoff so entwickelt, dass dieser kein Problem mehr für die Umwelt darstellt.“

Plastik und sein Potenzial

Recyclingkreisläufe und nachhaltige Quellen für die Werkstoffe gehören deshalb ebenfalls zum Curriculum. Denn Plastik ist besser ist als sein Ruf: „Polyethylen – der Stoff, der in jeder Einkaufstüte steckt – ist eigentlich ein nachhaltiges Material, obwohl es aus Erdöl hergestellt wird. Seine Recyclingkette ist lang, und selbst wenn man die Tüte am Ende dieses Zyklus verbrennt, bleibt noch die Energie des Erdöls übrig, die sich anderweitig nutzen lässt.“ Für die Energiewende wiederum werden Polymere als Werkstoff gebraucht, mit dem sich leichte Batterien für Elektroautos oder günstige Solarzellen herstellen lassen.

Um ein Verständnis für diese Zusammenhänge zu entwickeln, lernen die Studierenden im ersten Semester in Strasbourg die Grundlagen der Materialwissenschaften kennen. Dann wechseln sie an die Universität Freiburg und machen dort ein Praktikum in der makromolekularen Chemie. Im dritten Semester wählen die Studierenden zwischen verschiedenen Modulen – beispielsweise aus den Bereichen „Nanostrukturierte Materialien“, „Ingenieurswissenschaften“  oder „Biomaterialien und Biosysteme“– und spezialisieren sich entsprechend. Möglich ist diese Vielfalt, da der Studiengang in Freiburg von der Technischen Fakultät sowie der Fakultät für Chemie und Pharmazie angeboten wird. Ob die Studierenden die dazugehörigen Kurse und Praktika tatsächlich dort oder doch an der Universität Strasbourg besuchen, bleibt ihnen überlassen. Der Master lasse sich damit auf den Einzelnen maßschneidern, erklärt Walther.

Den Wechsel erleichtern

Koordinatorin Véronique Ragot begleitet die Studierenden von der Bewerbung bis zum Abschluss in allen administrativen Belangen, die mit dem Masterstudiengang verbunden sind. Sie berät unter anderem bei Fragen zur Prüfungsordnung, Fristen und der Wohnungssuche und sorgt somit dafür, dass sich der Übergang zwischen den Standorten so leicht wie möglich gestaltet. „Der Wechsel zwischen den beiden Städten ist für die Studierenden eine Herausforderung“, erklärt sie. „Die Studierenden müssen sich rasch an die neue Umgebung sowie die Lern- und Lehrkultur des anderen Landes gewöhnen.“ Etwa 40 Studierende pro Semester zählt der Master derzeit – auch bei Bachelorabsolventinnen und -absolventen aus China und Indien ist er begehrt. Ihnen soll ein neues Angebot den Start in Deutschland und Frankreich erleichtern: Ein Kurs in interkulturellen Kompetenzen, den die Universitäten speziell für die Studierenden der Sustainable Materials entwickelt haben, vermittelt ihnen beispielsweise, wie sie sich im neuen Umfeld gegenüber einer Professorin oder einem Professor am besten verhalten.

Was die Studierenden lernen, sollen sie auch schnell in die Praxis übertragen. Deshalb bietet der Master Exkursionen in Unternehmen der Polymertechnologie und Vorträge von Expertinnen und Experten aus der Praxis. Mit Erfolg: „In der Industrie sind unsere Absolventen gefragt“, sagt Walther. „Sie können in Unternehmen gehen, die Polymere herstellen oder in solche, die diese in Produkten weiterverarbeiten, beispielsweise im Leichtbau oder in der Kosmetikindustrie.“ Damit steckt in dem Studiengang genauso viel Potenzial wie in seinem Gegenstand – den Polymeren.

Sonja Seidel

 

 

Master of Science Sustainable Materials – Polymer Sciences

• Studienbeginn des Masters ist jeweils zum Wintersemester.
• Die Bewerbung ist bis zum 15. Juli eines Jahres möglich.
• Die Studiendauer beträgt vier Semester. Voraussetzung sind Englischkenntnisse auf B2-Niveau.
• Der Master schließt mit einem Doppelabschluss der Universitäten Freiburg und Strasbourg ab.

Weitere Informationen

 

 

Ozan Erverdi studiert „Sustainable Materials – Polymer Sciences“.

Foto: Patrick Seeger

„Nach meinem Bachelor ‚Materials Science and Engineering‘ an der Sabancı-Universität in Istanbul/Türkei wollte ich einen Master studieren, der sich mit Polymeren beschäftigt. Es ist ein sehr zukunftsträchtiges Feld, gleichzeitig fehlt aber in der Industrie manchmal noch das Fachwissen dazu, das hatte ich bei meinem Praktikum gemerkt. Der Master „Sustainable Materials“ fordert und fördert die Eigenständigkeit, gerade da er sich aus vielen verschiedenen Modulen und Fachbereichen zusammensetzt. Am Ende aber haben sich alle diese Teile zu einem Ganzen gefügt.“


Ahmar Hasnain studiert „Sustainable Materials – Polymer Sciences“.

Foto: Patrick Seeger

„Der Studiengang ist in seiner Ausrichtung einzigartig, da er verschiedene Fachbereiche abdeckt. In Freiburg haben wir beispielweise die Wahl zwischen vier verschiedenen Modulen. Je nachdem welchen Bachelor man vorher studiert hat, kann man sich im Master weiter in diese Richtung qualifizieren: Ich hatte einen Hintergrund in ‚Polymer Engineering‘ und habe dann ein Modul gewählt, das ebenfalls in diesem Bereich liegt. Der Studiengang bietet außerdem Erfahrungen sowohl für diejenigen, die in der Forschung tätig sein wollen, als auch für jene, die in die Industrie wollen. Ich habe es diesen umfangreichen Erfahrungen zu verdanken, dass ich ein Praktikum in einem Unternehmen in der Schweiz bekommen habe.“