Wege aus der Unwägbarkeit
Freiburg, 08.05.2020
Die Einrichtungen der Universität Freiburg passen in Zeiten der Coronapandemie ihre Angebote der neuen Situation an. Das Team der Zentralen Studienberatung (ZSB), eine Abteilung des Service Center Studium, hilft Studierenden zum Beispiel dabei, ihre Prüfungsangst zu überwinden oder das Zeitmanagement zu verbessern. Nun hat sie ein neues Angebot in petto: Patrick Siegert hat mit Dr. Friedrich Arndt und Anna Mielich von der ZSB über den Workshop „Study on – Studienalltag in schwer planbaren Zeiten gestalten“ gesprochen.
Kopfhörer, Mikro, und los geht’s: Das Team der Studienberatung rät Studierenden dazu, sich frühzeitig mit den technischen Voraussetzungen für E-Learning vertraut zu machen – das erspart zusätzlichen Frust. Foto: Antonioguillem/stock.adobe.com
Herr Arndt, wie wird das Angebot der Zentralen Studienberatung derzeit angenommen?
Friedrich Arndt: Die Nachfrage nach Workshops ist hoch: In kurzer Zeit erhielten wir mehr als 150 Anmeldungen, normalerweise sind es etwa 20. Um dem Andrang gerecht zu werden, müssen wir umplanen. Wir bieten nun Workshops an, in denen wir den Auftakt online in einzelnen Gruppen machen. Im Anschluss finden die Studierenden dann Übungen, Methoden und Materialien, die wir abwechslungsreich medial gestaltet haben. Durch eine Kombination aus live und direkt kommuniziertem und zeitversetztem Angebot können wir wesentlich mehr Studierende in die Workshops aufnehmen.
Der Workshop „Study on“ richtete sich an Studierende, denen es schwerfällt, ihren Studienalltag in Zeiten von Corona zu gestalten. Welches Ziel verfolgten Sie dabei?
Anna Mielich: Viele Studierende werden zum ersten Mal mit so einer Situation konfrontiert. Die Arbeit im Homeoffice wird zur Herausforderung, ob in Wohnheimen, Wohngemeinschaften oder sogar alleine. Oft fällt es den Studierenden schwer, ihren Studienalltag und das Lernen individuell zu gestalten. Mit unserem Workshop wollten wir Teilnehmerinnen und Teilnehmern Übungen und Methoden vorstellen, die sie im Alltag entlasten sollen. Die Studierenden konnten sich dort zudem miteinander austauschen, denn sie alle treiben derzeit ähnliche Fragen und Sorgen um: Wie plane ich meinen Alltag? Wie bereite ich mich auf die neuen Herausforderungen vor? Bei Bedarf planen wir weitere Study-on-Workshops. Alle Termine veröffentlichen wir auf der Homepage der ZSB und über Social Media.
Wie gingen Sie im Workshop konkret vor?
Anna Mielich: Lern- und Arbeitsaufgaben müssen mit Alltag, Verpflichtungen, Hobbys und Freizeitaktivitäten vereinbar sein. Beim ersten Termin zeigten wir den Teilnehmern, wie sie sich mithilfe von Methoden der Selbstorganisation und des Zeitmanagements eine passende Tages- und Alltagsstruktur schaffen. Die Grundlage dafür boten Übungen aus der Studienberatung, mit denen Studierende zunächst ihre individuelle Situation beleuchteten, um dann eigene Bedürfnisse zu erkennen. Beim zweiten Termin stellten wir verschiedene Methoden zum Umgang mit Stress im Studienalltag vor. Während der Termine konnten die Studierenden einzelne Übungen anwenden und ihre Erfahrungen schriftlich festhalten. Die Studierenden schickten uns diese Protokolle zu und erhielten von uns ein individuelles Feedback. Beim letzten Termin griffen wir die Anregungen und offenen Fragen der Studierenden auf und diskutierten sie.
„Lern- und Arbeitsaufgaben müssen mit Alltag, Verpflichtungen, Hobbys und Freizeitaktivitäten vereinbar sein“, sagt Anna Mielich. Foto: Jaro Ghasemi
Was wird sich für Studierende und Lehrende in nächster Zeit ändern?
Friedrich Arndt: Studierende benötigen das Studium als wichtigen sozialen Raum, in dem der zwischenmenschliche Austausch im Vordergrund steht. Dieser Raum ist aktuell anders strukturiert, weil alle Beteiligten ihre Kontakte vor allem auf den Online-Bereich umstellen. Viele Lehrende widmen sich der Herausforderung mit großem Engagement und gestalten ihre gesamten Veranstaltungskonzepte um. Die Abteilung E-Learning des Rechenzentrums veranstaltet zudem Webinare, in denen sie über die Umsetzung digitaler Lehrszenarien aufklärt. An diesen Schulungen haben schon mehr als 1.000 Lehrende unserer Universität teilgenommen. Uns alle erwartet ein digitales Semester mit neuen Lehr- und Lernformen.
Welche Tipps können Sie Studierenden derzeit geben?
Anna Mielich: Erstens: Machen Sie sich bewusst, dass Sie diese herausfordernde Situation nicht alleine erleben, selbst wenn Sie gerade viel Zeit allein verbringen. Suchen Sie den Austausch per Telefon und im Internet und nutzen Sie Hilfs- und Beratungsangebote. Wenn möglich, helfen Sie anderen Menschen. Studien zufolge hilft uns das sogar, besser mit Krisen umzugehen. Auf vielen Websites finden Sie aktuell Möglichkeiten dazu, zum Beispiel Online-Nachhilfe oder Telefongespräche mit Seniorinnen und Senioren.
Zweitens: Geben Sie Ihrem Alltag eine gute Struktur mit klaren Arbeits- und Freizeit-Bereichen. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, sondern planen Sie ausreichend Pausen und Erholung ein. Verabreden Sie sich mit einzelnen Kommilitoninnen und Kommilitonen zum gemeinsamen Lernen, und tauschen Sie sich über Ihre Studieninhalte aus. Das bringt ebenfalls Struktur in Ihren Alltag und erleichtert das Lernen.
Drittens: Machen Sie sich mit den technischen Voraussetzungen des E-Learning früh vertraut: Je weniger technische Probleme Sie erleben, desto weniger zusätzlichen Frust wird Ihnen das Online-Semester später bereiten.
„Uns alle erwartet ein digitales Semester mit neuen Lehr- und Lernformen“, sagt Friedrich Arndt. Foto: Jaro Ghasemi
Birgt so ein digitales Semester neben Herausforderungen auch Chancen?
Friedrich Arndt: Das kommende Sommersemester wird ungewöhnlich, aber es kann auch erfolgreich werden: Durch solidarischen Zusammenhalt und Offenheit, so wie es der universitären Idee als Gemeinschaft von Lernenden und Forschenden entspricht. Alle Beteiligten werden sich an die Umstände gewöhnen müssen, und sie werden Erfahrungen mit den neuen Lernformen sammeln. Für manche wird das zu einer großen Herausforderung, anderen wird es besser gelingen. Wir als Universität versuchen, widrige Umstände durch Hilfestellungen und Sonderregelungen zu erleichtern. Beispielsweise dürfen Lehrende in diesem Semester von der festgelegten Art der Lehr- und Prüfungsleistungen abweichen. Außerdem wollen wir die Digitalisierung konsequent umsetzen sowie die Bereitschaft aller fördern, Verantwortung zu übernehmen. Beide Anliegen spielen eine große Rolle für die Zukunft unserer Universität sowie unserer Studierenden.
Hotline
Für den ersten Kontakt mit der Zentralen Studienberatung ist die Hotline von Montag bis Donnerstag von 9 bis 16.30 und Freitag von 9 bis12 Uhr unter 0761/203-4246 oder unter studienberatung@service.uni-freiburg.de und international@service.uni-freiburg.de erreichbar. Von dort wird der Kontakt zu den zuständigen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern oder zur Terminvereinbarung für eine Beratung weitervermittelt.